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Beautiful Creature - F I V E

Während Louis zurück zu seiner Wohnung ging, flossen Bilder von seinem neuen Schüler durch sein Gehirn. Den ganzen Tag über hatte er versucht Harrys Hirn zu verstehen. Er wollte wissen, was falsch war, aber Harry machte es schrecklich schwierig.

Louis sperrte seine Haustür mit dem Schlüssel auf und ging hinein, die Schuhe von seinen Füßen kickend. Er seufzte tief und strich mit seinen Fingern durch die Haare.

"Zayn? Ich bin zu Hause.", teilte er mit. Zayn war sein bester Freund seit der Volksschule. Sie lebten zusammen.

Zayn schaute von der Couch im Wohnzimmer zu Louis, als er sich neben ihn setzte. "Wie war der neue Schüler?", fragte er neugierig. Er schaltete den Fernseher lautlos, so dass er dem was Louis sagen wollte Aufmerksamkeit schenken konnte.

Louis zuckte leicht mit den Schultern. "Sein Name ist Harry.. er ist wirklich stur.", sagte er. Zayn sah zu, wie Louis über seine Schläfen rieb und leise ausatmete.

"Stur? Wie denn?"

"Er will mir, zum Beispiel, nichts erzählen. Er ist ziemlich privat.", erklärte Louis, auf seine Lippe beißend als er die Erinnerungen an den Jüngeren mit der Skihaube hervorrief.

Zayn lachte leise und trank einen Schluck von seinem Bier, bevor er die Flasche wieder zurück auf den Tisch stellte. "Sonderschulkinder neigen dazu, so zu sein, Lou."

"Ich weiß, ich weiß. Aber Harry - naja, Harry ist anders. Er ist wie ein ganz normaler Teenager, außer -"

"Außer?", fragte Zayn nach.

"Außer, dass er sehr viel Gewand trägt."

Zayn zog eine Augenbraue nach oben. "Vielleicht ist ihm nur kalt?", wunderte er sich.

"Nein, es ist mehr als nur das. Er hat eine verdammte Skihaube auf und trägt langärmelige Shirts und Trainingshosen.", erklärte Louis.

Zayn nickte langsam. "Das ist ein bisschen komisch.", komentierte er.

"Ja, kein Scherz. Es ist nur, er scheint ganz normal zu sein. Er redet normal, er lernt normal, er ist nur ein bisschen mysteriös und trägt eine Skihaube, aus unerklärlichen Gründen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.", gab Louis zu.

"Denk nicht zuviel darüber nach, okay? Es war erst dein erster Tag. Du wirst seine Gedanken früher oder später schon noch verstehen.", zwinkerte Zayn.

Louis lachte darüber und legte seine Beine auf den Tisch. "Ich hoffe es."

-

Am nächsten Tag wurde Harry erneut durch ein lautes Klopfen augeweckt. In purer Frustration aufstöhnend, ließ er seine Augen geschlossen und versuchte das Geräusch zu ignorieren. Leider hörte das Klopfen nicht auf.

Harry schlug wütend auf das Kissen neben ihm bevor auf aus dem Bett kletterte.

"Nur eine Minute!", schrie er, die Augen rollend. Er ging ins Badezimmer, wo er seine farbigen Kontaktlinsen hineintat und die Skihaube über sein verbarbtes Gesich zog. Er zog ein langärmeliges Shirt und graue Jogginghosen an. Er hasste diese Kleidung, aber wenn er sie nicht trug und seine Mutter es herausfinden würde, würde sie toben und das wollte er nicht.

Das Klopfen dauerte an und Harry seufzte. "Ich sagte, nur eine Minute!", schrie er beinahe. Harry begutachtete sich noch einmal im Spiegel, um sicher zu gehen, dass keine neonfarbigen Venen oder Narben zu sehen waren. Dann ging er zurück ins Wohnzimmerund öffnete die Tür für Mr Tomlinson.

"Hallo," grüßte Louis, ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.

Harry murrte nur als Antwort und schloss die Tür nachdem Mr Tomlinson herein gegangen war. Er legte seine Aktentasche auf Harrys Küchentisch, wo er die meiste Zeit des Tages unterrichtete. Harry funkelte die Rückseite von Mr Tomlisons dämlichen Kopf böse an.

"Was willst du als erstes lernen?", fragte Louis.

Harry zuckte mit den Schultern während er sich neben Mr Tomlinson an den Tisch setzte. Louis verteilte die Arbeitszettel und Papiere über die Oberfläche.

"Biologie?", bot Louis an.

Harry zuckte wieder mit den Schultern. Es war ihm ganz egal. Er war einfach zu müde, um sich zu konzentrieren.

Louis schnaubte. "Wie wäre es, wenn du frühstückst und Tee trinkst, um wach zu werden. Ich werde alles herrichten.", schlug er vor.

Louis hätte schwören können, dass er für eine kurze Sekunde ein echtes Lächeln auf Harrys Lippen gesehen hatte, als der Jüngere aufstand und zur Küche ging. Kein neckendes, lästiges Grinsen, sondern ein echtes Lächeln. Die Löcher in der Skihaube rund um die Augen und seine Lippen waren sehr klein, aber es war schön irgend eine Art von Ausdruck, der dahinter versteckt war, zu sehen. Wenigstens wusste Louis, dass Harry nicht komplett emotionslos war.

Augenblicke später kam Harry mit zwei dampfenden Tassen Tee und einem Muffin von der Küche zurück. Er setzte sich nieder und schob eine der Tassen zu Louis hinüber ohne etwas zu sagen. Louis lächelte warm und bedankte sich bei Harry, der nichts erwiderte.

Louis nahm ein paar Schlucke und räusperte sich. "Richtig, also Biologie.", eröffnete er. E reichte Harry eine Grafik von der Bewegung von Vögeln.

Er nahm den Zettel in seine Hände und seufzte frustriert. Er mochte das nicht. Er mochte Louis nicht, er mochte lernen nicht, er mochte sein neues Zuhause nicht . . . er mochte gar nichts.

Louis verließ Harrys Appartement am Abend mit mehr Fragen als Antworten. Er verstand noch immer nicht, was an Harry 'mental unstabil' war. Er lernte ganz gut und sah auch nicht anders aus - abgesehen von dem Kleidungsproblem.

Während er nach Hause ging, schob er seine Hände immer tiefer in die Taschen und verlor sich in seinen Gedanken über seinen neuen Schüler. Er wünschte, er wüsste, was in dessen Kopf vorging. Er wollte es wirklich wissen.

In seinem Appartement sah Harry aus dem Fenster als Mr Tomlinson den Gehsteig entlang eilte, in Richtung andere Seite der Stadt. Harry atmete tief aus, denn obwohl Mr Tomlison verdammt ärgerlich war, bat er ihm eine Art von Gesellschaft. Wenn er nicht hier war, fühlte sich Harry unglaublich einsam und er konnte es nicht ausstehen alleine zu sein.

Harry zog sich bis auf seine normalen Sachen aus und ließ sich dann auf die Couch fallen, sein Handy in der Hand. Er scrollte durch die ungelesenen Nachrichten seiner alten Klassenkameraden, doch er antwortete nicht. Seine Mutter zufolge, durfte er das nicht. Sie wollte nicht, dass Harrys alte Schule wusste, was ihm passiert war.

Die Uhr war am Ticken. Er musste die Liebe finden, wie Niall es gesagt hatte, aber wie konnte er das machen, wenn er nicht einmal sein eigenes Appartement verlassen konnte?

Beautiful Creature (Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt