Traum? Realität?

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Lovis schwankte zwischen Schlaf und Wach sein.

Eine Weile hörte sie nur die Geräusche im Auto, leise Radiomusik. Sie glaubte auch Valerios Hand zu spüren, die über ihr Bein strich. Irgendwann wurde es lauter, als würde es Tag werden und die Welt um sie herum erwachen. Davon bekam sie aber nicht viel mit. Für sie war es immer noch dunkel.

Eine lange Zeit schlief sie dann fester, sie fühlte sich eingeengt und ihre Träume wurden beängstigend echt, düster.

Eine Bewegung riss sie aus ihrem Schlaf. Zuerst konnte sie nicht sagen, was es war, doch dann fiel ihr wieder diese Hitze auf. Der junge Mann trug sie auf seinen Armen und vermittelte ihr eine Sicherheit, die wohl eher trügerisch war.

Sie waren an seinem Ziel angekommen. Für ein paar Sekunden öffnete sie die Augen, das Licht war grell und sie erkannte nur viel weiß und dunkles Holz.

Lovis stöhnte auf, als sie ihren Kopf drehen wollte um mehr zu sehen. "Alles in Ordnung?" Seine Stimme drang nur schwer zu ihr und sie konnte nicht mehr antworten.

Wieder schlief sie und träumte von Händen die nach ihr griffen, sie verletzten. Männer schrien durcheinander, so laut, dass es in ihren Ohren klingelte. Sie konnte sich nicht bewegen, aber schrie auf, gegen die Stimmen an, doch es änderte sich nichts an ihrer Unfähigkeit sich zu bewegen.

Ein Gesicht tauchte auf, das sie lange verdrängt hatte und kam auf sie zu. Egal, was sie tat, es kam näher. Sie rannte weg, es war schon da. Sie versteckte sich, es war schon da. Sie schlug, schrie, aber es verschwand einfach nicht. Lovis verlor den Verstand.

Für einen Moment riss der Traum dann plötzlich auf. Sie sah Valerio über sich, der an ihren Schultern rüttelte. Doch war es wirklich er?

"Liebste. Lovis, wach auf", schrie er sie an, versuchte aber dennoch beruhigend zu sein. "Es ist alles gut. Es passiert dir hier nichts."

Sie bekam kurzzeitig ihre Kraft zurück, holte schlagartig aus und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Ohne auf eine Reaktion zu warten, drehte sie sich von ihm weg. Instinktiv krabbelte sie auf das Licht zu, welches aus einer Richtung auf sie fiel. Weit kam sie natürlich nicht. Ihr Schwindel setzte wieder ein und bevor sie vom Bett fiel, griffen zwei starke Arme um ihre Hüfte. Sie fiel zurück gegen einen Körper, wieder diese Hitze. Valerio. Es war er. Wie konnte man nur so heiß sein? Wortwörtlich.

"Es muss aufhören." Sie merkte selber, wie ihre Stimme hysterisch wurde, aber sie hatte sich nicht unter Kontrolle. Ihr Traum verfolgte sie. Was war echt, was nicht?

"Lovis, beruhige dich. Nur ich bin hier. Nur ich, Valerio. Alles ist gut." Er wiegte sie leicht hin und her. Das brachte sie tatsächlich etwas runter. "Ich passe auf dich auf."

War das gut? Sie hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Erneut wich die Kraft aus ihr heraus und sie verlor das Bewusstsein.

Es ging Stunden so weiter. Sie wurde wach, schlug um sich, er musste sie beruhigen. Ihr war abwechselnd heiß und kalt. Hände berührten sie, aber sie konnte nicht unterscheiden ob in der Realität oder im Traum. Das Gesicht kam immer wieder und ließ ihr keine Ruhe.

Erst nach einer Ewigkeit ließ die Wirkung der Droge allmählich nach und sie fing an sich zu beruhigen.

Valerio war die ganze Zeit da. Weit weg hörte sie immer wieder seine Stimme durchdringen. Die Worte verstand sie nicht, aber es beruhigte sie trotzdem.

Ihr Atem wurde ruhiger und vor lauter Erschöpfung schlief sie erneut ein, diesmal so tief, dass nicht mal ein Traum sie erreichen konnte.


Bis du verstehst, wem du gehörst...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt