Akte Epp

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Sie saßen auf dem Boden, während er sie beobachtete. Lovis spürte seinen Blick auf sich, doch sie wich ihm mit Absicht aus. Es fühlte sich an, als wolle er etwas sagen, aber er schien noch auf irgendwas zu warten. Er lehnte am Bett und sie an der Couch, den Teller in der Hand. 

Lovis hatte etwa drei Nudeln gegessen und konzentrierte sich nun darauf, sie nicht wieder loszuwerden. Sie schmeckten nicht mal übel. Es war nicht so, dass sie an einer Essstörung litt, nur ersetzte sie Mahlzeiten oft durch Alkohol und nun auf dem plötzlichen Entzug konnte sie kaum etwas bei sich behalten. Der Teller zitterte in ihrer Hand, also stellte sie ihn auf dem Boden. 

"Trinken Italiener nicht immer Wein zu Pasta?", fragte sie Valerio, während sie lustlos in den Nudeln stocherte. Irgendwie musste sie ihn dazu bekommen, dass er ihr Alkohol brachte. 

"Sind meine Kochkünste so schlecht, dass du den Geschmack mit Alkohol überdecken musst?"

"Ja."

Er legte seine Hand über sein Herz und tat so, als würde ihn etwas angeschossen haben, machte Geräusche dabei. 

Sie fand es überhaupt nicht lustig. Vor allem nicht, dass er sie verarschte, während sie immer mehr ihre Abhängigkeit spürte. Die Situation wurde immer schlimmer. Nicht nur, dass er sie hier einsperrte und sie absolut keine Ahnung hatte wo sie waren und woher er sie kannte. Er hatte die Kontrolle über sie und irgendwie schien ihnen beiden das erst in diesem Moment vollkommen klar zu werden. Mit der Konsequenz, dass er ihr alles antun konnte und sie gleich komplett ausrasten würde. 

Sie hätte gedacht, sie würde es langsamer spüren, aber es war eher wie ein Faustschlag in die Fresse. 

"Valerio, ich hätte wirklich gerne Wein oder irgendwas anderes."

"Saft?" Dieses Lächeln würde sie ihm gerne aus dem Gesicht wischen. Er wusste genau, was sie wollte. 

"Fick dick", rutschte ihr sofort aus. 

Das Lächeln verschwand und er wurde ernster. "Hör zu, Liebste." Er rutschte über den Boden zu ihr herüber und nahm die Gabel in die Hand, stocherte in den Nudeln herum. "Du würdest mir wirklich einen großen Gefallen tun, wenn du diese Nudeln essen würdest. Nur diese eine Portion."

"Du würdest mir wirklich einen großen Gefallen tun mit einem Gin Tonic", erwiderte sie. Lovis spürte wie die Unruhe in ihr zur Wut wurde. Er sollte aufhören mit ihr wie mit einem Kind zu reden und ihr Alkohol bringen. Besser noch, sie hier rauslassen. Es war ungewohnt für sie, so reizbar zu sein, nur durch Worte, aber sie war auch noch nie auf einem kalten Entzug gewesen. Wie lange hatte sie keinen Alkohol getrunken? Zwei Tage? Die Drogen dieser Männer waren offenbar nur ein kurzfristiger Ersatz gewesen. Sie hatte keine Ahnung wie sie war, wenn sie nicht schnell Alkohol bekam. Wenigstens eine Zigarette musste doch drin sein. 

Er biss sich auf die Lippe, was sexy wäre, wenn er sie nicht gerade so aufregen würde. "Tut mir leid, aber das kann ich nicht machen." Er schien sich wirklich unwohl damit zu fühlen, als würde ihm etwas wehtun und nicht ihr.

"Warum nicht?" Lovis versuchte nett zu klingen, während sie jeden auf der Welt verfluchte, allen voran sich selbst. Wie war sie auf die Idee gekommen, dass ihr Konsum sie nicht beherrschen würde? Sie hätte aufhören sollen, als sie noch die Chance hatte. 

"Diese Typen, die haben mir so etwas wie eine Akte von dir gegeben. Da steht vieles drin, unter anderem deine Gewohnheiten der letzten Wochen. Deswegen habe ich mir schon gedacht, dass du schnell Probleme kriegen wirst. "

Sie fing an zu schwitzen und starrte ihn entsetzt an. "Akte? Was für eine Akte?"

"Sie haben Informationen über dich gesammelt. Offenbar haben sie dich eine Zeit lang beobachtet und-."

Bis du verstehst, wem du gehörst...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt