Zum Dritten

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Sie wurde gezwungen stehen zu bleiben und in eine Richtung gedreht. 

Verwirrt blieb sie erstmal stehen und versuchte erneut sich besser zu orientieren, aber es war einfach nur laut. 

Bis dann ein Klopfen ertönte und es weitgehend ruhig wurde. 

"Dieses Exemplar ist noch vollkommen unerzogen und ganz frisch, erst heute eingefangen. Ihr bürgerlicher Name ist Lovis Epp, aber natürlich können sie ihr jeden Namen geben, der ihnen zusagt."

Okay, es ging eindeutig um sie. Sie wurde angepriesen und stand offensichtlich vor einer Menge aus Männern. Sie war Ware. Frischfleisch. 

"Sie ist gerade 21 Jahre alt geworden, kerngesund und fit. Wie sie sehen besitzt sie einen perfekten Körper, der für jegliche Arten von Vergnügen genutzt werden kann. Sie ist eine Schönheit und besitzt keinerlei Makel."

Jemand berührte sie und zog ihr plötzlich die Augenbinde hinunter. Das grelle Licht blendete sie und sie kniff die Augen zusammen, musste sich erst daran gewöhnen. Nach und nach erkannte sie die Situation und wünschte sich, es gar nicht erst gesehen zu haben. 

Es war wie in einem Hollywood Film. Wie in einem altem Theater standen dort runde Tische mit großen roten Sesseln darum und auf jedem saß ein gut betuchter Mann im Anzug mit einem Glas in der Hand. Ihre Blicke waren voller Gier und ihre Hände wanderten zwischen ihre Beine. Es liefen halb nackte aber wunderschöne Frauen durch die Reihen in den Händen leere Flaschen und neue Drinks. 

Einige Lichter waren auf Lovis gerichtet und sie sah an sich herunter. 

Fuck. 

Die Schuhe waren schwarze Lack High Heels, die ihr wirklich den Hals kosten konnten. Ihre Beine waren nur mit einer leicht schwarzen Strumpfhose bekleidet und über ihrer Mitte trug sie einen schwarzen Spitzenslip, der mehr zeigte, als verdeckte. Ihr Bauch war komplett frei, man sah ihr Piercing und das Tattoo, dass sich über ihre linke Seite zog. Der BH glich dem Slip, Mut zur Lücke. 

Wenn der Knebel nicht noch gewesen wäre, hätte sie erstmal geschrien. Wie abartig waren diese Leute? Sie bekam so Lust, jeden einzelnen zu verprügeln. 

Eine Hand packte in ihr Haar und zog ihren Kopf zurück. Die zweite packte an ihre Brust. 

"Sie ist eine Kunststudentin, talentiert und intelligent. Ihre Familie ist nicht erwähnenswert, doch sie hat ihren Weg allein gemacht. Wie wir beobachten konnten, ist sie sehr stur und bestimmt, hat ihren eigenen Kopf. Für jeden, der gerne selbst Hand anlegt und erzieht, also genau das richtige. Das Anfangsgebot liegt bei 300.000 Euro."

Die Hand wanderte weiter nach unten. Oh nein. Ohne nachzudenken hob sie ihr Bein und trat dem Mann hinter ihr auf den Fuß. Der Absatz bohrte sich durch den Schuh und in sein Fleisch. Er schrie auf. Auch die Masse begann zu rufen, manche beschimpften sie. Sie zog ihren Fuß zurück, der Schuh blieb dabei stecken. Blut sickerte an den Seiten heraus und er schrie noch immer. 

Der Typ, der sie angesagt hatte, kam zur Hilfe und stütze den Verletzen. 

Von irgendwo hinter ihr, kamen zwei Männer und hielten sie fest. Einer griff sich die Leine, die an einem Halsband befestigt war, sodass ihr der Atem stockte. Sie wehrte sich, aber ihr ging es gar nicht gut. Sie hatte das Gefühl, ihr Magen drehte sich um und ihr wurde wieder schwindelig. 

Der Betroffene hatte sich von dem Schock erholt und kam nun humpelnd auf sie zu, die Hand erhoben. Das würde knallen. 

Doch bevor er sie schlagen konnte, rief eine dunkle Stimme über den ganzen Lärm herüber: "400.000."

Eine unbehagliche Stille legte sich über die Menge und alle Köpfe bewegten sich in die Richtung des Sprechers. 

Auch Lovis schaute zu ihm. 

Er war vielleicht Mitte 20, gut aussehend und triefte vor Geld. Eine dicke Uhr glänzte an seinem Handgelenk und die Macht war ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Augen, deren Farbe sie nicht bestimmen konnte, lagen auf ihr wie ein Verdurstender eine Wasserquelle anstarrte. Er hielt eine dunkelrote kleine Karte locker in die Höhe. 

Die Männer neben ihr organisierten sich schnell. Nur noch einer hielt sie fest und nahm dabei so weit Abstand wie möglich, um ihrer nächsten Attacke ausweichen zu können. Der andere führte den Verletzten weg und der Auktionär ging an seinen Platz zurück. 

"400.000 von dem jungen Mann", rief er, als wäre nichts gewesen. 

Das konnte doch nicht wahr sein.

"450.000." Ein alter Mann mit Glatze und Brille hielt seine blaue Karte hoch. Er leckte sich widerlich über die Lippen. Ihr wurde noch schlechter. 

"500.000", erwiderte der Jüngere wieder ohne zu Zucken. Als wäre es wirklich nur eine Zahl und keine Scheine. Als ginge es um ein Gemälde und keinen Menschen. Noch immer sahen sie sich gegenseitig an, auch wenn sie langsam die Kontrolle über sich verlor. Dass der Wärter hinter ihr, das Halsband so eng hielt, war dabei nicht hilfreich. 

"530.000." 

"550.00."

Es ging nur zwischen den beiden hin und her. Niemand anderes interessierte sich für sie und die Blicke flogen zwischen den Männern umher. Jeder war gespannt, wer zuerst nachgab.

In Lovis kam nur weitere Wut auf. Sie hatte keine Kraft mehr um sich weiter zu wehren und konzentrierte sich nur noch darauf, nicht auf die Knie zu fallen.

"570.000."

Anscheinend wurde es dem jungen Mann nun zu dumm. Er wollte es beenden, wandte den Blick kurzzeitig von ihr ab und sagte direkt zu seinem Konkurrenten: "700.000."

Der Alte biss sich auf die Lippe, schaute noch einmal zu ihr, schnalzte mit der Zunge und ließ sich schließlich zurück in seinen Sessel fallen. Er erwiderte nichts mehr darauf und schmollte. 

Zufrieden sah der Gewinner wieder zu ihr. 

"700.000 vom Mann mit der roten Karte. Zum Ersten, Zum Zweiten, Zum Dritten. Verkauft." Ein Hammer klopfte auf Holz, aber das hörte sie gar nicht richtig. 

Sie sah nur den Mann an, der sie gerade gekauft hatte. Mit einem Lächeln auf den Lippen neigte er leicht den Kopf vor ihr. 

Verhöhnte er sie hier gerade? 

"Wir machen sie fertig für sie, Sir." 

Bevor sie mehr realisieren konnte, wurde sie über eine Schulter geschmissen und ihr wurde kurz schwarz vor Augen. Das Adrenalin ließ nach und sie konnte sich kaum wach halten. Lovis bekam mit, wie sie wieder in den hinteren Raum gebracht wurde. Mehrere Hände berührten sie und schließlich spürte sie auch einen Stich an ihrem Hals, der ihren Zustand noch mehr verschlimmerte. 





Bis du verstehst, wem du gehörst...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt