Heißer Kaffee

6.1K 76 2
                                    

Lovis wachte auf und atmete erleichtert aus. Sie fühlte sich wieder normaler, zwar schwach und verschwitzt, aber sie wusste, dass das hier die Realität war und außer der Kopfschmerzen hatte sie keine großen Schmerzen. Niemand verfolgte sie mehr und sie konnte wieder in Ruhe denken. 

Vorsichtig setzte sie sich auf und schlug die Decke weg, die über ihr lag. Sie saß in einem großem Bett, das in den großen Raum ragte, der hauptsächlich in weiß gehalten war und modern eingerichtet. Es sah aus wie das Zimmer aus einem Katalog für Designermöbel. Links von ihr schien durch eine breite Fensterfront die Sonne, die schon wieder unterzugehen schien. Etwas wackelig auf den Beinen kletterte sie aus dem Bett und lief zu der grauen Couch, die vor den Fenstern stand. Hier ließ sie sich wieder nieder und starrte fassungslos hinaus. 

Vielleicht war die Realität doch ein Film. Denn alles was sie sah, war ein Meer aus Bäumen. Ein Wald erstreckte sich vor ihr, der kein Ende zu haben schien. Die Kronen erstreckten sich bis in den Himmel, bis zum Horizont. Die Blätter glänzten golden dank der tiefstehenden Sonne. 

Das war ein Problem, um dass sie sich später kümmern musste. 

Sie war allein im Zimmer, aber er konnte noch nicht lange weg sein. Ein Stuhl stand auf der anderen Seite des Bettes, auf einem Tischchen stand eine Schüssel voller Wasser, Tücher lagen daneben, seine Uhr ebenfalls. 

Neugierig nahm sie sie in die Hand. Es war genau 17 Uhr. Die Uhr war eine Piaget und mindestens 30.000 Euro wert. Er hatte wirklich Geld. Sie legte sie wieder hin und ging zu den Türen hinüber. 

Es waren zwei, die sich gegenüber eines großen Schrankes befanden. Die rechte ging nicht auf, egal wie sehr sie an der Klinge drückte. Sie bewegte sich nicht. Es gab kein Schlüsselloch, sondern ein Codefeld. Auf gut Glück gab sie vier Zahlen ein und bestätigte, aber es passierte nichts. 

Wer hatte denn im Haus solche Schlösser? An der Eingangstür vielleicht, aber mittendrin an der Schlafzimmertür? Das war doch nicht normal. Aber normale Menschen kauften sich auch keine Frauen auf einer abartigen Auktion. 

Die linke ließ sich jedoch öffnen und sie stand in einem großen Bad. Die Fliesen waren fast schwarz. Hier gab es eine große freistehende Badewanne, eine Regendusche hinter einer Glasscheibe, eine stylische Toilette und zwei Waschbecken. 

Lovis stütze sich am Rande eines der beiden ab und schaute in den Spiegel. Sie sah scheiße aus. Ihr Gesicht war blass und schien irgendwie eingefallen, als hätte sie tagelang nichts gegessen. Ihre braunen Haare klebten verschwitzt an ihrer Stirn. Unter ihren steingrauen Augen lagen dunkle Ringe. Ihr Oberkörper wurde von einem Hemd bedeckt, dass ihr Valerio wohl angezogen hatte. Sonst trug sie nur eine Boxershorts, ebenfalls nicht ihre eigene.

An ihrem Hals konnte sie rote Streifen erkennen, die von dem Halsband herrührten und als sie die Ärmel hochkrempelte erkannte sie ein paar blaue Flecken und Blutergüsse. So hatte sie schon lange nicht mehr ausgesehen. 

Sie sah schwach aus und sie fühlte sich auch so. 

Nachdenklich ging sie zurück zum Bett und setzte sich, verschränkte ihre Hände in ihrem Schoss. 

Wie kam sie aus dieser Situation wieder raus? Wie konnte man diesen Umstand überhaupt beschreiben? Jemand hatte sie entführt, in Dessous gesteckt, unter Drogen gesetzt und auf eine Bühne gestoßen. Ein Mann hatte viel viel Geld geboten und sie gekauft. Menschenhandel. In seinen Augen war sie vermutlich sein Besitz, doch das konnte er sich abschminken. Sie gehörte niemanden. Schon gar nicht einem reichen Lackaffen, der durch sein Aussehen alles bekam, was er wollte. 

Was wollte er von ihr? Sie quälen und brechen, bis sie nicht mehr stehen konnte? Wieso sollte man jemanden wie sie freiwillig kaufen, die nur Schwierigkeiten brachte? Sie würde niemals vor ihm buckeln. 

Bis du verstehst, wem du gehörst...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt