Ich liege mit dem Gesicht nach unten auf meinem Kissen und überprüfe seit geschlagenen zehn Minuten, wie lange ich die Luft anhalten kann. Bis jetzt sind dreiunddreißig Sekunden die längste Zeit die ich ausgehalten habe und jedes Mal wird es weniger. Janae spielt seit fast zwei Stunden mit Noah und Edward zusammen Fußball im Garten und ich höre die Schreie und das Lachen der drei selbst in meinem Zimmer, weswegen ich es auch vor einer halben Stunde aufgegeben habe, zu versuchen das Buch zu Ende zu lesen. Anscheinend haben sie sich wieder vertragen. Nur ich dummes Stück konnte meinen Stolz mal wieder nicht überwinden um mich bei Ella zu entschuldigen. Ich bekomme gar nicht mit, wie es an der Tür klingelt und höre es erst, als ich Schritte auf der Treppe höre.
Es klopft an der Tür, doch ich mache keine Anstalten sie zu öffnen. Jemand versucht einfach rein zu kommen.
»Parker, mach bitte die Tür auf, wir sind es.«, sagt Brandy und ich raffe mich dazu auf, aufzuschließen. Als ich sie ansehe, mustern sie mich genau so und ich trete zur Seite um sie in mein Zimmer zu lassen. Sie verteilen sich auf meiner Couch und auf dem Bett.
»Wollt ihr was trinken?«, ringe ich mir ab. Sie schütteln alle den Kopf und ich schließe die Tür, lasse mich auf den Schreibtischstuhl fallen und schweige. Eine Zeit lang sagt niemand etwas, bis ich mich dazu entscheide, endlich meinen Stolz beiseite zu schieben.
»Es tut mir leid, Ella.«, sage ich. »Aber es ist wirklich so wie ich es gesagt –«
»Jack hat uns erklärt, was los war. Wir wollten nicht, dass du weinst, Parker.«, sagt Ella leise und spielt mal wieder mit dem Saum ihres marineblauen Rocks. Jack? Erklärt? Weinen? Ich? Ich spiele wohl besser erst einmal mit.
»Was genau hat er euch denn gesagt?«, frage ich, gespielt bedrückt. Was hat er ihnen wohl aufgetischt?
»Er hat uns davon erzählt, das du deine Brille verloren hast und unbedingt lesen wolltest und da er kurz noch hier war, um etwas für den Geburtstag von seiner Mutter mit Blake zu besprechen, hat er dir angeboten, dir ein Kapitel vorzulesen und dass ihr dann einfach eingeschlafen seid. Und als wir dich dann nicht ausreden lassen haben und sofort das schlimmste dachten, hast du angefangen zu weinen.«, sagt Ella und ich nicke. Ich könnte ihm dafür um den Hals fallen, dass er das getan hat und ich weiß, dass ich mich bei ihm entschuldigen und bedanken sollte. Nicht jeder Mensch hätte das für mich gemacht, besonders, nachdem ich heute Morgen so unfreundlich und gemein war. So ist es doch immer; erst bin ich gemein und dann mache ich mir vorwürfe darüber, was für Konsequenzen das ganze haben wird.
»Ich wollte mich dafür entschuldigen dass ich dir nicht glauben wollte und das ich dich unterbrochen habe.«, dieses Mädchen hat keinen einzigen Grund sich bei mir zu entschuldigen und die Gewissensbisse werden von Minute zu Minute schlimmer, so wie sie alle drein schauen, muss Jack die Show seines Lebens abgezogen haben. Aber ich habe nichts falsche gemacht, oder? Ich war einfach nur höflich und habe versucht nett zu sein. Und eigentlich war der Abend auch ganz lustig, bis wir eben eingeschlafen sind und da wir gesehen haben, wir Jordyn Jacobs in Fahrt kommt.
»Ist schon ok, ich hätte versuchen sollen es besser zu erklären.«, sage ich.
Ella lächelt, steht auf und fällt mir in die Arme. Ich drücke sie an mich und ringe mir trotz dem unbegründeten Schuldgefühlen ein Lächeln ab.
»Das freut mich.«, sagt Ella und strahlt nun wieder. »Hast du Lust bei Mae heute Abend um acht Uhr einen Horrorfilm mit uns zu gucken?«
Ich nicke lächelnd. »Klar.«, sage ich. Die anderen stehen ebenfalls auf, nur Phoebe bleibt sitzen.
Brandy nickt. »Dann treffen wir uns heute Abend also bei Mae? Ist irgendetwas mit zu bringen?«, fragt sie lächelnd.
Mae grinst. »Gute Laune und Süßigkeiten – alles was ein Mädchen braucht.«, sagt sie und verschwindet als zweite gefolgt von Brandy das Zimmer, Ella geht als dritte. Ich drehe mich zu Phoebe um, die auf der Couch sitzt und … in diesem Moment meine Brille trägt. Ich schließe leise die Tür und sehe Phoebe schweigend an.
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Wenn das Leben einfach wäre
Teen FictionParker ist alles andere als begeistert von dem Fakt, dass ihre Eltern beschlossen haben eine Weltreise zu machen. Ohne sie. Denn das heißt: Sie muss zu ihrer großen, schwangeren Schwester, Blakeley, deren Mann Dave und ihrer Nichte Janae ziehen. Abe...