Kapitel 6

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2013

Raf Pov.

Nach meinen ersten Erfolgen als Raf 3.0 überraschte ich Adriana für ihre Unterstützung mit Flugtickets nach Neapel für drei Wochen, damit sie endlich die Möglichkeit bekam meine Familie kennenzulernen. Der Urlaub war auch für mich nötig, da die Musik die ich momentan machte, mich nicht mehr vollends befriedigte. Ein Tapetenwechsel würde mir also sicherlich auch gut tun.

Im Flugzeug setzten wir uns auf unsere Plätze. Die Sicherheitskontrolle war nervenaufreibend gewesen. Während Adriana keine Probleme gehabt hatte wurde ich rausgezogen und musste abgetastet werden und mein Handgepäck zeigen. Gerade so waren wir noch pünktlich zum Boarding gekommen. Meine Freundin hatte sich wie zu erwarten den Fensterplatz gekrallt und grinste mich breit an als ich mich neben sie setzte. Je näher wir unserem Ziel kamen desto nervöser wurde Adriana. Verständlich sie würde heute meine gesamte Familie kennenlernen. "Sie werden dich mögen" versuchte ich sie zu beruhigen "Sei einfach du selbst."

Wir verließen den Flughafen und ich suchte meine Mama und Schwester, die uns abholen würden. "Raphael" hörte ich jemanden rufen, drehte mich um uns sah meine Mama. "Mama" sagte ich ließ den Koffer stehen und joggte auf sie zu. Sie öffnete ihre Arme und zog mich in eine feste Umarmung. "Ich habe dich so vermisst mein Sohn" sprach sie und lächelte mich liebevoll an nachdem wir uns lösten. Wenig später zog mich meine Schwester an mich "Rafa ich habe dich vermisst" sagte sie mit Tränen in den Augen. "Ich dich auch" antwortete ich und löste mich wieder von ihr. Adriana war mir langsam gefolgt um uns einen Moment zu geben. "Mama das ist Adriana, meine Freundin" stellte ich sie vor. "Hallo freut mich euch kennenzulernen" sprach Adriana. Meine Mama öffnete erneut ihr Arme und antwortete "Hallo Adriana! Willkommen in der Familie" und zog sie ebenfalls in eine Umarmung. Gemeinsam stiegen wir ins Auto und führen nach Nepal zum Rest meiner Familie.


2014

Im neuen Jahr beschlossen Chakuza, Joshi und ich gemeinsam ein Collaborationsalbum  zu machen. Wir hatten viele Ideen und brachten ein sehenswertes Rapalbum auf den Markt. Die nächsten Monate spielten wir unsere Lieder in kleinen Clubs und Hallen und fühlten uns wie Popstars, obwohl wir davon noch sehr weit entfernt waren. Danach wurde es ruhiger um mich. Ich verbrachte viel Zeit mit Adriana und ihrer Oma, die merklich älter war als 2008, als wir uns kennengelernt hatten. Adriana machte sich Sorgen um ihre Oma. "Was wenn sie mich verlässt?" fragte sie mich immer wieder, doch auch ich fand keine passende Antwort. Ihre Oma spürte die Sorge und Unruhe ihrer Enkelin und antwortete eines Tages "Alles zu seiner Zeit, Adriana. Wenn es soweit ist bin ich bereit." Und sie hatte Recht.


2015

Mein letztes Album war nun schon ein ganzes Jahr her doch alles was ich momentan produzierte war eher frustrierend und gehörte sicherlich nicht zu der Musik, die ich veröffentlichen würde. Nach vielem überlegen entschied ich eine Findungsphase einzulegen, um meinen neuen Sound zu finden. Alleine reiste ich also nach Jamaika um die Dancehall Musik auf mich wirken zu lassen und erste Connections  zu machen. Mir wurde klar, dass ich in diese Richtung Musik machen wollte. Ich war knapp zwei Wochen da als ich einen Anruf von Adriana bekam "Hey ist alles gut bei dir?" fragte ich. "Raf, kannst du bitte nach Hause kommen?" hörte ich sie sagen "Oma, sie ist gestern gestorben." schluchzte sie in den Hörer. "Baby ich nehme morgen ein Flugzeug ja? Ich komme nach Hause. Bitte hör auf zu weinen. Es wird alles gut." "Danke" antwortete sie "Ich habe dich lieb" fügte sie hinzu. "Ich dich auch" sagte ich "Ich bin bald wieder da."

Nachdem wir aufgelegt hatten buchte ich mir den nächste Flug zurück nach Berlin um meiner Freundin beizustehen. Am nächsten Tag landete ich spät in Berlin, nahm mir ein Taxi und für nach Hause. Adriana fiel mir um den Hals als ich die Wohnung betrat und fing an bitterlich zu weinen. "Raf sie ist einfach Tod." schluchzte sie "Es tut so weh." fügte sie hinzu. Ich zog sie noch fester an mich und strich ihr liebevoll über den Rücken. "Es ist okay" sprach ich "Es wird alles gut, sie ist an einem besseren Ort" versuchte ich sie zu beruhigen. "Es ist okay wenn es weh tut mein Schatz. Sie war eine sehr wichtige Person in deinem Leben." sprach ich. Sie wurde ruhiger und löste sich von mir. Ihre Augen waren immer noch mit Tränen gefüllt doch es lag ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. "Danke Raphael, ich weiß nicht wie ich das ohne dich schaffen sollte." Ohne darauf zu antworten zog ich sie wieder an mich und küsste ihre Wange. "Wir schaffen das zusammen, hörst du?" sagte ich nach einer Weile. "Und wenn es für dich emotional zu viel ist die Beerdigung vorzubereiten dann kannst du mir jederzeit Bescheid sagen." fügte ich hinzu. Sie löste sich kurz von mir und sah mich gerührt an "Vielen Dank Raf." antwortete sie.

Der Tod von Adrianas Oma bedeutete, dass ihre Eltern kommen würden um Abschied zu nehmen. Am Tag der Beerdigung machten wir uns nacheinander im Badezimmer fertig und jeder hing seinen Gedanken nach. Es war nie leicht für mich gewesen, von einer geliebten Person Abschied zu nehmen, doch dass Adriana so darunter litt, machte es für mich noch schlimmer, da ich kaum die richtigen Worte fand um ihre Trauer zu verkleinern. Wir führen mit meinem Auto zur Kirche und gemeinsam liefen wir hinein. Viele Freunde von Adrianas Oma waren gekommen um sich von ihrer langjährigen Freundin zu verabschieden. Ich hielt meine Freundin während wir durch den Gang nach vorne gingen an der Hüfte fest um ihr den nötigen Halt zu geben. Vorne waren bereits zwei Plätze besetzt. Adrianas Eltern standen auf als sie ihre Tochter erkannten. "Hallo Adriana" brach ihr Vater die Stille "Eine schöne Beerdigung hast du hier organisiert." meinte er und sah sich einmal um. Ihre Mutter stimmte ihrem Mann zu "Ja sehr gut gemacht." Adriana verzog ihre Lippen zu einem gekünstelten lächeln und antwortete "Danke, aber ich habe eigentlich kaum etwas gemacht." sie zeigte auf mich lächelte und sprach dann weiter "Das ist Raphael, mein Freund seit sieben Jahren. Er hat sich um alles gekümmert." Ich lächelte ihren Eltern freundlich entgegen und hielt ihnen zur Begrüßung meine Hand hin "Freut mich Sie kennenzulernen." sagte ich. Ihre Eltern tauschten einen unbefriedigten Blick aus schüttelten nacheinander meine Hand ohne sich näher vorzustellen und setzten sich anschließend wieder auf ihre Plätze. Adriana wirkte geschockt, doch ich zog sie an mich, gab ich einen leichten Kuss auf die Schläfe und flüsterte "Ich war noch nie der perfekte Schwiegersohn." Tatsächlich schaffte ich es ein ehrliches lächeln auf Adrianas Lippen zu zaubern. Das Erste seit einer längeren Zeit.

Nach einer langen Trauerphase fanden wir uns langsam im Alltag wieder. Adriana half im Café und ich hatte vor ein neues Album zu produzieren und mich so nach längerer Absenz wieder zurück zu melden.

Zenit (Raf Camora Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt