Kapitel 19

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18.12.2020

Raf Pov.

Wie schnell die Zeit seit der Hochzeit vergangen war. Unglaublich was alles passiert war. Adrianas Schwangerschaft war die schönste Zeit gewesen, die wir erlebt hatten und die Vorfreude war riesig gewesen. Nicht nur von uns beiden, sondern auch von unseren Freunden. Alle halfen mit und freuten sich für uns. Anfang Oktober wurde mein Leben dann vollständig von Liebe ausgefüllt. Adriana brachte ein gesundes Mädchen auf die Welt. Sofia Racucci. Viele unserer Freunde kamen extra nach Berlin um die kleine zu sehen. "Oh ist die niedlich!" meinte Bonez, der Patenonkel geworden war, glücklich als er sie zum ersten Mal im Arm hielt. Das Bild der beiden brachte uns immer wieder zum schmunzeln. Der Riese mit dem kleinen Baby im Arm. Als ich ein paar Tage später die schöne Nachricht im Internet veröffentlichte rasteten die Fans aus. Viele Glückwünsche und süße Nachrichten.

Die Tour war bis heute unglaublich gewesen. Anfang September fiel der Startschuss einer schönen letzten Reise. Die verschiedenen Städte waren ausverkauft, es gab Zusatzkonzerte und alle hatten eine gute Zeit.

Heute würde in Berlin das letzte Konzert stattfinden. Mit dem Tourbus waren wir gestern bereits in Berlin angekommen und so konnte ich zu Hause bei meiner Familie schlafen. Meine Tochter war Gottseidank ein ruhiges Kind, sodass ich noch ein paar notwendige Stunden schlaf bekam. Für das letzte Konzert war meine Familie aus Wien angereist. Gegen Mittag trafen sie in der Mercedes Benz Arena ein und ich freute mich nach so langer Zeit meine Mama wieder zu sehen. "Mama schön, das du gekommen bist." freute ich mich und umarmte sie lange. "Ich hab dich auch vermisst und bin froh das das heute geklappt hat." Auch meine Schwester war angereist, hatte aber anscheinend keine Zeit mich zu begrüßen. Meine Tochter war wohl wichtiger. Aber böse konnte ich nicht sein. Die kleine schaffte es jetzt schon alle um den Finger zu wickeln.

Da niemand auf den Abend verzichten wollte hatten wir entschieden das Sofia ebenfalls dabei sein würde. Die kleine verzauberte jeden, der sie sah und so wurde viel mit ihr gespielt oder gekuschelt. Jonas hatte sie am meisten im Arm und wippte sie hin und her. "Raf die kleine ist unglaublich" meinte er glücklich und schenkte ihr weiter seine gesamte Aufmerksamkeit.

19:30 Uhr, noch eine halbe Stunde. Langsam wurde ich nervös. Ich zog mich ein bisschen zurück. Viele Freunde waren da, aber gerade war alles ein bisschen viel. Meine Frau erkannte das sofort, stand auf und fragte kurz freundlich in die Runde "Hab ihr kurz einen Blick auf die kleine?" Die Gespräche verstummten kurz, die Blicke wurden ernst und sie nickten. Zum ersten Mal wurde mir klar, das die Jungs in diesem Raum für meine Tochter töten würden.

Adriana lächelte dankbar und kam auf mich zu. "Komm, gehen wir nochmal nach draußen?" fragte sie mich sanft und nahm meine Hand. "Ja" antwortete ich bloß und ging zum Ausgang. Draußen stellten wir uns etwas abseits, Kapuze auf dem Kopf, Sonnenbrille auf der Nase und ich holte tief Luft. "Du schaffst das Raphael." flüsterte sie mir zu und sah mir in die Augen. Ich nickte und zog sie fest an mich. Ich brauchte ihren Halt. "Ich bin verdammt stolz auf dich." meinte sie "Was du jeden Tag auf die Beine stellst für deine Familie, das ist unglaublich. Und gerade jetzt ist es nicht schlimm wenn du aufgeregt bist. Das ist nachvollziehbar, immerhin ist das ein großer, schwieriger Schritt" Ich zog Adriana noch fester an mich. "Ich liebe dich." flüsterte ich leise in ihr Ohr. "Danke das du bei mir bist." fügte ich hinzu und war einfach nur dankbar sie bei mir zu haben.

Wir machten uns gemeinsam auf den Weg in den Backstage zurück. Meinen Arm hatte ich um ihre Hüfte gelegt und sie eng an mich gezogen. Mein Blick war ausdruckslos und Adriana war allen strenge Blicke zu, sodass jeder verstand das ich jetzt keine Lust auf Gespräche oder Ablenkung hatte. Noch zehn Minuten. Gerade brachte Gallo sein letztes Lied zum Besten, danach würde die Crew umbauen und dann würde ich auf die Bühne gehen.

20:00 Uhr. Die Menge tobt vor dem Vorhang, ich stehe dahinter konzentriere mich auf die Zeilen von Vendetta. Das Lied wird als Erstes gespielt. Der Countdown zählt herunter, die Fans werden immer lauter. Der Vorhang fällt. Ich beginne das Lied "Vendetta" zu Rappen. Bewege mich über die Bühne und werde gefeiert. Im Laufe des Konzerts teile ich die Bühne mit meinen Jungs. Es macht unglaublich Spaß noch einmal meine größten Hits vom Album und mit Bonez zu performen. Zwischendurch werden Lieder von 187 und meinen Wiener Brüder Emirez und Pirelli gespielt und ich schaffe es einen Moment die Energie aufzunehmen und auf mich wirken zu lassen. Ich sehe durch die Halle. Ausverkauft. Alle diese Menschen sind hier, weil sie mich feiern, weil sie ein Teil des Ganzen sind. Und es ist unglaublich. Die Halle bebt.

Als die letzten Töne erklingen bin ich den Tränen nahe. Das wars dann also mit dem Rappen. Ich verlasse die Bühne und werde von meiner Familie erwartet. Alle stehen da, lächeln und sind glücklich. Bei dem ein oder anderen sieht man in den Augen verräterische Tränen glitzern, was man von harten Kerlen kaum erwartet hätte. Einen Moment fehlen allen die Worte. Der erste der etwas sagt ist John. Er kommt zu mir und drückt mir einen Becher in die Hand "Ich würde gerne kurz etwas sagen." meint John und legt mir brüderlich einen Arm über die Schulter. " Erstmal Danke das ich Teil deiner Karriere sein durfte. Du hast mein Leben verändert und die Leben von unseren Brüdern, die heute Abend hier sind." Ich sehe einmal durch die Runde, Bonez hebt das Glas "Darauf das wir alle mal so erfolgreich sind wie du und das unsere Familie gesund bleibt. Prost!"

Langsam tauen alle wieder auf und der Gesprächspegel steigt wieder an. Der Abend im Backstage war nochmal der total Absturz. Es wurde eine Flasche nach der anderen gekippt und ich schaffte es mit jedem ein paar Sätze zu wechseln. Unglaublich, wer alles gekommen war um mich zu unterstützen. Loyale Freunde und Brüder.

Zenit (Raf Camora Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt