"Und warum genau konnte ich nicht so bleiben wie ich vorher war?", fragte Yoongi unsicher die vier Krähen, die nun vor ihm saßen.
Er blickte an sich herunter und betrachtete das Werk von den zwei Krähenschwestern, die die letzte Stunde damit verbracht hatten, ihn für ihren König schön zu machen. Dabei hatten sie sich an den Gegebenheiten, die ihnen der Mensch vorgelegt hatte bedient und nun stand er angemessen für den König vor ihnen.
Seine Haare hatten sie aus seiner Stirn gestrichen und so aus den schwarzen Fransen eine ansehliche Frisur gemacht, die das porzellanfarbene Gesicht umschmeichelte. Hätte der Mensch sie nicht daran gehindert, hätten sie auch noch kleine Blumen in das Haar gesteckt, aber das war diesem dann doch zu viel gewesen.
Den dünnen Mantel, den er auch zuvor getragen hatte, schlug nun aufgeknöpft im sanften Wind gegen seine Beine. Den unteren Teil von diesem hatten die zwei Schwestern gleichmäßig zerrissen, dass die feinen Stoffstreifen um ihn tanzten und der alte zerschlissene Mantel gar nicht mehr so alt und zerschlissen wirkte. Jetzt wirkte er auf seine Art und Weise gar richtig edel.
An den Klamotten unter dem Mantel, mussten die Krähen nichts verändern. Das schwarze Hemd, das nicht aus dem besten aller Stoffe bestand, betonte wunderbar den Oberkörper und verlieh Yoongi einen gewissen Reiz. Ebenso die schwarze Hose, die das Outfit perfekt vollendete.
Allem in allem hätte sich Yoongi wohl kaum selbst erkannt, wenn er in den Spiegel geschaut hätte. Er sah nun wirklich gut aus.
Anerkennend pfiff Hugin, als er Yoongi so sah. "Wenn ich keine Krähe wäre...", meinte er und nickte ebenso anerkennend.
Irritiert sah der Mensch ihn an. Das war nicht die Antwort auf seine Frage gewesen.
"Weil du so edler aussiehst und du jetzt würdig bist dem König unter die Augen zu treten. Immerhin weißt du ja jetzt, dass er auch der König ist.", beantwortete die Ältere der zwei Schwestern Yoongis Frage.
"Aber warum sollte ich ihm unter die Augen treten? Wenn er der König ist, was soll ich dann bei ihm tun? Ich bin es doch nicht wert beachtet zu werden!", fragte Yoongi unsicher und seine Augen zuckten vor Angst hin und her.
Er hatte ja schon mit Jimin gesprochen gehabt. Was wenn dieser jetzt ihn dafür richten würde, wie er ihn behandelt hatte? Wenn sein Verhalten in der Bar nicht freundlcih genug war.
Munin seufzte und flatterte vor Yoongi auf den Boden. Als wenn er ihm die Hand reichen wollte, streckte er seinen rechten Flügel dem Menschen entgegen.
"Er hat dich hierher gebracht. Also wird er früher oder später eh zu dir wieder kommen. Und da du nicht mehr da bist, wo du aufgewacht warst, würde das eher zu Problemen führen. Aber er hat dich noch nicht gesucht, das hätten wir gemerkt, und jetzt bist du sogar extra frisch gemacht worden für ihn." Er lächelte den Menschen an.
"Lass uns dich zu ihm bringen. Keine Sorge, wenn WIR dich in den Kreis des Feuers bringen, bist du sicher. Was dann passiert, liegt einzig und allein in der Hand des Königs."
Kurz betrachtete Yoongi den schwarzen Flügel, ehe er ergeben und hoffnungslos den Kopf senkte und nickte.
Er war dem Willen von Jimin vollkommen ausgeliefert. Das hatte er schon verstanden, als er den König hatte tanzen sehen.
..........
Etwas mulmig lief Yoongi Munin hinterher, der vor ihm auf dem Boden hüpfte und weiterflatterte. Das krächzende Lied der Vögel wurde immer lauter je näher sie dem Feuer kamen.
Als sie nur noch wenige Meter von dem Beginn der Lichtung waren, flatterte Munin wieder auf die Schulter von Yoongi. Dafür überholte nun Hugin und flatterte direkt auf die Lichtung.
Ängstlich blieb Yoongi stehen, doch sofort stupste Munin ihn an weiter zu gehen. Langsam und unsicher tat er das dann auch. Ein Krächzen Munins ließ die Krähen, die sich am Rand niedergelassen hatten, aufschrecken und Platz machen.
Mit winzig kleinen Schritten trat Yoongi auf die Lichtung. Er fühlte sich beobachtet von den starren Augen der Krähen, die trotz allem ihr Lied nicht aufgaben und einfach weiter "sangen".
Doch der Blick der direkt auf ihm lastete kam direkt vom Feuer. Der Krähenkönig hatte ihn ins Auge gefasst und folgte jeder kleinen Bewegung, die Yoongi tat. Auf der linken Schulter des Königs saß Hugin und sah den Menschen ebenfalls durchdringend an. Nur durch Munins Gegenwart schaffte es Yoongi bis auf wenige Meter auf den König zuzulaufen.
Doch dann erhob sich Munin auch und Yoongi fiel auf seine Knie, wie eine Marionette der die Fäden abgeschnitten wurden. Schwer atemend ließ er seinen Kopf sinken, wagte es ja nicht diesen zu heben. Er hatte panische Angst, was jetzt passieren würde.
Doch zunächst passierte nichts. Die Krähen sangen weiter, allerdings wurde ihr Lied nun langsamer und weicher. Es klang fast schon wie ein Wiegenlied, stellte der junge Mann fest. Es klang beruhigend und wirkte fast schon einschläfernd. Und je mehr er von diesem Lied hörte, desto entspannter wurde er.
Wie in einer Trance lösten sich seine verkrampften Muskeln und er wurde etwas ruhiger. Die Angst bestand immer noch, doch er fand sich damit ab, jetzt wohl seinen letzten Atemzug zu nehmen.
Überrascht stöhnte er auf, als eine zarte Hand sanft, aber bestimmt durch seine Haare fuhr. Automatisch legte er seinen Kopf in den Nacken und schloss seine Augen. Diese Geste war so unpersönlich, aber gleichzeitig so intim, dass es in ihm einen unbändigen Drang hervorrief. Er wollte mehr von dieser Berührung.
Dieses Gefühl gab ihm solche Befriedigung, wie er noch nie verspürt hatte. Er wollte sie nochmal spüren, noch mehr davon. Und wie, als hätte man seinen Wunsch vernommen, fuhr die Hand ein weiteres Mal durch seine Haare.
Doch diesmal verweilte sie an seinem Kopf und eine zweite Hand kam dazu. Sie liebkosten seine Haare und seinen Kopf und langsam merkte Yoongi, wie sich der dazugehörige Körper ebenfalls näherkam.
Als er merkte, wie sich dieser über ihn beugte, blinzelte er vorsichtig. Jimin stand über ihn gebeugt und strahlte ihn mit warmen lustvollen Augen an.
Ein Wimmern entwich Yoongis Lippen, nicht in der Lage diesen Blick zu erwidern. Der Ansatz eines Lächelns schlich sich auf Jimins Lippen, verschwand allerdings gleich darauf wieder und der lustvolle Blick kehrte zurück.
Langsam senkte der König seinen Kopf und nährte seinen Lippen denen des Menschen. Nicht auf einen Kuss verbreitet verharrte Yoongi an Ort und Stelle, überfordert, was da gerade passierte. Doch die zarte Berührung blieb aus.
Doch dafür merkte Yoongi wie er langsam immer schwächer wurde. Seine Kraft schien aus ihm herausgesaugt zu werden. Verschwommen blinzelte er.
Der König verharrte immer noch über seinen Lippen. Doch langsam verstand Yoongi, dass er nicht vorhatte ihn zu küssen. Das hatte er nie.
Immer schneller verließ Yoongi seine Kraft und er driftete in die endlose Bewusstlosigkeit. Schließlich versagte der Rest seines Geistes und sein leerer Körper fiel auf den Boden zurück.
Vorsichtig ließ der König nun von ihm ab und legte sachte den Kopf, den er noch hielt auf den Boden. Noch lange betrachtete er den nun seelenlosen Körper, ehe er aufstand und den Feuerkreis ohne ein weiteres Wort verließ.
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Krayenzeit
אקראיShortstory~ In der Stadt geht es drunter und drüber. Krähen tauchen wie aus dem Nichts auf und greifen Menschen an. Von leichten Verletzungen bis zum Tod war alles schon dabei. Als Yoongi in diesem Chaos ein neues Lokal in einer Seitengasse entdeckt...