Eiseskälte

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Es ist kalt. Eisig kalt. Das Thermometer zeigt 25 Grad und dennoch ist mir kalt. Überall wird gesprochen, aber nicht mit mir. Aber anstatt mich zurückzulehnen und in meine Gedanken zu versinken, versuche ich möglichst viele Gespräche mitzuverfolgen. Es könnte ja sein, dass jemand mich reinzieht. Mich reinzieht, in eine Welt voller Trubel. Eine Welt, mit der ich nicht zurechtkomme. Sie ist viel zu gefühlslos, kalt, mit zu viel Trubel. Am Ende fragt mich nie jemand nach meinen Ansichten zu den Themen, über die gesprochen wird. Und wenn doch, fallen mir erst Minuten später die richtigen Worte ein. So drifte ich langsam weg. In meine Welt. Dort führe ich die Gespräche, wie ich will. Dort passt jeder auf jeden auf. Dort fühle ich mich wohl.

Schweigend geht der Abend für mich vorbei. So wie immer. Leise verabschiede ich mich und gehe. Keiner hört mir zu. Nur in meinen Träumen läuft mir zumindest ein Mensch zu mir und bedankt sich. Dafür, dass ich da war. Doch es sollte wohl nicht sein.
Langsam laufen mir die Tränen runter und ich will schreien. Schreien und tanzen. Doch nach wenigen Momenten ist das vorbei. Ich sinke zu Boden und klammere mich an meinen Beinen fest. Dann weine ich. In den Romanen kommt jetzt immer ein Mann oder Freund daher, nimmt denjenigen fest in die Arme. Doch es sollte nicht sein. Warum? Weil keiner mich versteht. Weil keiner mir zuhört. Weil keiner sich verändert und selbstlos sein Leben ändern will. Weil keiner mir das schenkt, was ich mein Leben lange herschenke. Liebe und Vertrauen. Warum auch? Warum sollte man jemanden mögen, der mehr denkt als handelt. Der die Stille mehr mag als den Trubel. Der anders ist als die normalen Menschen. Doch was ist schon normal?

Nachricht an alle Leser, die sich entweder so fühlen wie der Ich-Erzähler oder die eher zu den 'lauten' aus der Geschichte gehören:

Ich denke, dass dieses Thema eher noch zu den Tabuthemen der Gesellschaft gehört und doch vermutlich fast jeden in irgendeiner Weise betrifft. Introvertierte Menschen sind vorsichtiger als andere und verstecken sich hinter den anderen, obwohl sie das eigentlich nicht müssten. Aber die Gesellschaft zeigt ihnen (leider) oft nicht, dass sie genauso willkommen sind wie die extrovertierten. Viel zu schade, denn oft haben sie mindestens genauso gute Ideen wie diese, die die lautesten sind. Dadurch, dass sie oft in Gedanken sind, überdenken sie vieles mehrfach und kommen so oft auf gute Ideen, auf die sonst kaum jemand kommt. So ging es mir die gesamte Schulzeit über: Selten wurde ich akzeptiert oder um Hilfe gebeten und erst nach meinem Abschluss sagte mir jemand, dass er sehr viel mehr von meinen Ideen gehört hätte. Doch in Diskussionen hatte ich nur selten eine Chance oder habe mich nicht getraut, meine Meinung zu sagen, weil sie komplett verschieden war zu der Grundeinstellung. Das ist oft frusteierend, wenn jeder diese wieder zunichte machen will. Daher habe ich diese Geschichte geschrieben. Ich möchte, dass man in einer toleranten Welt nicht nur auf die Leute zugeht, die anders aussehen, sondern auch auf die, die anders denken. Denn jeder Mensch ist anders und das ist gut so. Jeder hat seine Macken! Und diese sollten genauso anerkannt werden wie die Schwächen. Darum helft mit, verteidigt euch und macht diese Welt zu einer, wo jeder jedem zuhört und sich jeder wohlfühlt. So wie in den Träumen des Ich-Erzählers aus meiner Geschichte.

Kurz. Knackig. Ich. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt