Schneegestöber

6 0 0
                                    

Es schneite. Ja, wirklich! Es schneite! Zum ersten Mal, seit wie vielen Jahren? Sie wusste es nicht. Nicht mehr. Nur, dass es schon ewig her gewesen ist. Da müsste sie etwa halb so alt gewesen sein wie jetzt, überlegte sie, während sie die dicken weißen Flocken auf ihrem Weg zur Erde beobachtete. Einige fielen gerade, andere flogen in Schleifen und einige schienen nie den Weg nach unten zu finden. Doch zusammen gaben sie ein wunderschönes Spektakel, egal welchen Weg die einzelne ging. Sie lächelte und betrachtete die Flocken weiter, weil es so friedlich wirkte, als sich plötzlich der Himmel öffnete und ein strahlend helles Licht sie blendete. Erschrocken kniff sie die Augen zusammen, um etwas erkennen zu können.

Es war das Tageslicht, welches sie aus der Erinnerung und den Traum weckte. Zwei ältere Hände schlossen sich um sie, wärmten sie, um sie dann behutsam aus der Schachtel zu holen, in der sie beinahe ein Jahr verharrt und geträumt hatte. Freudig lächelte sie und ihre Augen glitzerten. Wer wohl dieses Jahr zu Besuch kam? Gab es was neues? Hoffentlich wiederholte sich das Drama vor drei Jahren nicht noch einmal. Das war schlimm gewesen! Bei dem Gedanken schüttelte sie sich kurz. Nein, hoffentlich wurde es dieses Jahr wieder so schön wie im letzten Jahr! Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie die Menschen Lieder gesungen, Spiele gespielt und zusammen gefeiert haben. Und noch während sie so darüber nachdachte, wurde sie schon immer höher gehoben und schließlich an einen Tannenbaum gehängt, auf den schon einige ihrer Verwandten ihren Platz gefunden hatten. Von dieser Position aus, konnte sie den ganzen Raum gut überblicken, auch wenn sie vielleicht ein kleines bisschen Höhenangst hatte. Schließlich wäre sie vor drei Jahren bei dem heftigen Streit fast runtergefallen! Zum Glück ist es nochmal gut ausgegangen. Nicht so wie bei ihrem mutigen Großvater Theodor, die sich vor ein paar Jahren mit einer kleinen, neugierigen Katze angelegt hatte und dann zersplittert ist. Vorsichtig sah sie hoch zu einer etwas größeren, dicken Kugel, die sehr seltsam gemustert war. Sie lächelte. Opa Theodor war so eine starke Kugel! Trotz des Unfalls lebte er weiter und nur ein paar Kratzer erinnerten daran. Seine Freude aber hatte sich gehalten und diese spiegelte sich in einem Glitzern nach außen weiter. Und so war er für unsere kleine Kugel das größte Vorbild das sie haben konnte. Aber auch alle anderen ihrer Freunde und Familienmitglieder, die mit ihr am Christbaum hängten, hatten schon viel erlebt, gute und schlechte Dinge, und doch liebten sie alle das Fest der Liebe und so freute sie sich schon auf das diesjährige Fest, voller Liebe und Glück.

In diesem Sinne wünsche ich euch eine wunderschöne Advents- und Weihnachtszeit!

Kurz. Knackig. Ich. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt