Aufgeschreckt von der Familie und verschreckt von tausend Nachrichten, wenn du nur dein Handy an diesen einen besonderen Morgen startest. Wochenlang wirst du rumkommandiert, akzeptiert oder gar gemobbt, um zweimal im Jahr -am Geburtstag und an Weihnachten- mit blöden Geschenken und geheuchelten Glückwünschen überschüttet zu werden, wobei gerade letztere vor allen von den Leuten kommen, mit denen du kaum ein Wort gewechselt hast. Es wird erwartet, dass du trotzdem ein Lächeln im Gesicht hast, dich bei allen bedankst, egal wie doof du sein Geschenk findest oder welche Streitereien du sonst mit demjenigen austrägst, weil ihr euch nicht mögt.
Wieso kannst du nicht einfach, wie an jedem anderen Tag auch ignoriert werden und das tun, was du sonst auch tust, nur mit weniger Aufmerksamkeit? Es ist dein Geburtstag, schaltet sich da dein Unterbewusstsein ein. Aber wieso? Wieso feierst du, dass du nach all den Geschehnissen noch lebst? Wieso bekommst du die Geschenke, wenn du doch derjenige bist, den die anderen ertragen mussten? Wieso ist dieser Tag überhaupt besonders? Sollte man nicht an jeden Tag die Leute so behandeln, als wären sie die besten Freunde? Sollte man nicht an jeden noch so schlechten Tag das beste aus ihn holen, weil das Leben jede Sekunde zuende gehen kann?
Und doch stehst du da, genießt den Kuchen und die Geschenke mit einem falschen Lächeln im Gesicht. Du blickst in die Gesichter deiner Gäste, die einen faltig vor Lebenserfahrung, die anderen noch so glatt und unbeschadet wie ein unbeschriebenes Papier. Dir fällt auf, dass das Altern ein stetiger Prozess ist, nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen verändert, nur weil sich offiziell dein Alter verändert. Wieso feiert man also den Geburtstag und nicht jede Minute seines Lebens, in der man Erfahrungen sammeln, Leute kennenlernen, leben und ein Geschenk bekommen konnte? Das größte Geschenk ist doch, dass man die Chance hat, sich selbst zu entwickeln, frei zu leben und zu lieben, oder etwa nicht?
Traurig lächelnd, weil keiner dich wirklich kennt, trinkst du dein keine-Ahnung-wie-vieltes Glas Sekt aus und torkelst angetrunken zu dem nächsten Gast, der dir gratulieren will. Der Geburtstag ist ein besonderer Tag, merkst du, als noch ein Fremder dir gratulieren will und du die Glückwünsche immernoch lächelnd und bemüht freundlich entgegennimst. Es ist einer der wenigen Tage, die man unbesorgt mit Alkohol oder Drogen wegkonsumieren kann. Denn, wer es wirklich mit seinen Geschenken ernst meint, bemerkst du erst, wenn du mit Kater am nächsten Morgen aufwachst und ein Zettel neben Tabletten und einem Glas Wasser siehst, auf dem steht: Ich denke, die brauchst du jetzt. Bin in der Arbeit. Mach du dir einen schönen, ruhigen Tag. Bis später :)
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Kurz. Knackig. Ich.
Historia CortaHey, Hier schreibe ich in Form von Kurzgeschichten meine Gedanken, Gefühle, meine Welt auf. Viel Spaß.