XI. Freundschaftsbande

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Klimpern und Klirren weckte sie am nächsten Morgen. Charlie neben ihr war bereits wach und grinste sie breit an, als sie endlich die Augen aufschlug. Sie blieben noch eine Weile liegen, zogen sich dann an und machten sich auf den Weg hinunter.

Molly wedelte mit ihrem Zauberstab herum, als sie die Küche betraten und Rose duckte sich in Windeseile hinter Charlie. Er lachte sein kehliges Lachen und holte sie hinter seinem Rücken hervor.

„Eier, meine Liebe?", fragte Molly sie, als die beiden neben Bill und Fleur Platz nahmen.

„Man erkennt das arbeitende Volk!", scherzte Bill und legte die Zeitung beiseite. Er hatte Recht, von ihren jüngeren Geschwistern war noch niemand aufgestanden. Rose musterte Bill. Er hatte langes Haar und Rose hoffte inständig, Charlie würde ihm nicht nacheifern wollen. Er trug sein Haar ein wenig länger, aber sie bezweifelte, dass eine solche Mähne wie Bills ihm gut stehen würde. Außerdem würden ihn seine Haare nur bei der Arbeit behindern. Rose bejahte dankend und langte auch zu, als Molly einen Topf mit Bohnen und eine Pfanne mit Speck auf den Tisch stellte.

Charlie schnitt die letzten Stängel von einer Petersilienpflanze auf dem Tisch ab. Die meisten der Stängel waren gelb und vertrocknet.

„Hier, Herzblatt." Er reichte ihr den Topf und grinste sie an. Immer, wenn er sie ärgern wollte, nannte er sie Herzblatt. Rose stieß ihn spielerisch in die Seite und nahm den Topf entgegen. Sie hatte Mitleid mit den mickrigen Resten der Petersilie und strich sanft mit den Fingerspitzen über die gelben Stängel. Dann reichte sie den Topf weiter. Doch niemand wollte sich mehr davon bedienen, als sie sahen, wie die Stängel langsam grün wurden. Keine Squib war imstande, so etwas zu vollführen.
„Wie 'ast du das gemascht?", fragte Fleur sie entgeistert. Rose sah sie unsicher an und blickte dann zu Charlie. Er schob sich rasch einen Löffel Bohnen in den Mund.
„Ich bin eine Nymphe", antwortete die Dunkelhaarige dann und griff zum Salzstreuer. Sie spürte Fleurs Blick einen Moment auf sich ruhen, doch sie tat diese Neuigkeit nur mit einem Schulterzucken ab und wandte sich wieder ihrem eigenen Frühstück zu.

Eine Weile später kam der Rest der Weasley-Familie die Treppe hinunter und gesellte sich zu ihnen zum Frühstück.
„Was machen wir heute?", fragte Ron, während er seine Portion Eier beinahe inhalierte. Hermine verdrehte ein wenig die Augen und blätterte dann im Tagespropheten. Die Bescherung war bei ihnen diesmal auf den Nachmittag verlegt worden, damit auch Andromeda und Teddy daran teilnehmen konnten.
„Wie wärs mit einer Runde Quidditch?", schlug Bill vor und die Weasleys waren schnell einverstanden. Nach dem Frühstück verzogen sie sich in den verschneiten Garten, holten ihre Besen aus der Hütte und bauten die Tore so auf, dass die beiden zu Hütern verdonnerten Mädchen Hermine und Rose nicht auf Besen steigen mussten, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Rose war Hüterin in der Mannschaft von Charlie, Ginny und Ron. Während Bill Jäger, George Treiber und Harry Sucher in der Mannschaft von Hermine waren.
Charlie wollte gerade ansetzen, Rose das Spiel zu erklären, als sie ihn unterbrach: „Ich weiß alles über Quidditch. Adaline hatte sonst keine anderen Geschichten auf Lager." Er sah sie überrascht an, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und meinte dann, dass sie einfach keinen Ball durch die Ringe lassen soll. Dann pfiff Arthur das Spiel an und es ging los.

Rose und Hermine sprangen auf dem Boden im Schnee ein wenig herum, damit ihnen nicht kalt wurde, während die anderen auf ihren Besen durch die Lüfte brausten und Charlie und Harry sich einen erbitterten Kampf um den Schnatz lieferten. George schlug Ron mit einem Klatscher beinahe vom Besen und Hermine duckte sich, als ein hart geworfener Quaffel von Ginny auf sie zukam und sogleich durch den mittleren Ring flog. Rose bekam ein paar Minuten später beinahe ein Tor, doch sie konnte den Quaffel von Bill gerade noch mit der Schulter ablenken. Das Schneetreiben wurde immer heftiger und bald fielen die kleinen Flöckchen nicht mehr tänzelnd zu Boden, sondern regneten beinahe vom Himmel. Arthur war dabei das Spiel abzupfeifen, als über ihren Köpfen Harry und Charlie aufschrien und losrasten. Sie hatten beide den Schnatz gesehen. Rose beobachtete mit Argusaugen, was da oben vor sich ging, doch sie konnte nicht viel sehen, durch den wolkenverhangenen Himmel. Immer wieder sah sie das dunkle Braun von Charlies Umhang aufblitzen, wie er durch die Luft wirbelte und Harrys Rot war immer dicht an seiner Seite. Die beiden lieferten sich einen erbitterten Kampf, stoben auseinander und zusammen, einer wollte dem anderen weißmachen, der Schnatz wäre in eine andere Richtung geflogen, sie stiegen beinahe senkrecht in die Höhe und schraubten sich durch die Luft. Schlussendlich war es Harry, der mit dem goldenen Ball in den Händen den Boden als erster erreichte.

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