Kapitel 7 - Lavea

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„Hallo Lavea." begrüßte Heimdall mich, ohne dass er sich vorher umgedreht und mich gesehen hätte.

„Wie machst du das bloß?" fragte ich ihn belustigt. „Ich war leise wie eine Katze." „Es gibt nichts, was mir entgeht. Das weißt du doch." Er schenkte mir ein warmes Lächeln und ich konnte gar nicht anders, als ihn ebenfalls anzulächeln. Er war immer wie ein Onkel für mich gewesen. Oft hatten Loki und ich als Kinder bei ihm gesessen und ihn gebeten, uns zu erzählen, was er in den anderen Welten sehen konnte. Ob die Geschichten tatsächlich wahr waren, oder ob er sie sich ausgedacht hatte, wusste ich bis heute nicht, doch ich erinnerte mich gut an die Wärme in seinem Blick, mit der er die beiden Kinder, welche ihm gespannt mit weit aufgerissenen Augen lauschten, angesehen hatte. „Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen." sagte ich, als mein Blick auf den zerstörten Bifröst fiel. „Es gibt noch andere Wege aus Asgard hinaus. Es ist nicht das Ende des Universums." erwiderte er lächelnd.

„Heimdall, ich wollte dich etwas fragen. Weißt du, was in New York passiert ist? Was Loki dazu bewegt hat, all diese schrecklichen Dinge zu tun?" Sein Lächeln schwand aus seinem Gesicht und sein Blick wurde traurig. „Ja. Doch es ist nicht an mir, dich darüber zu informieren." Ich nickte verständnisvoll. Heimdall hatte Recht. Loki sollte es mir selbst aus freien Stücken erzählen. „Ich liege richtig, oder? Er hat es nie freiwillig getan." Heimdall nickte. „Hast du bereits mit dem Allvater gesprochen?" fragte ich hoffnungsvoll. „Ja. Doch er wollte mich nicht anhören. Ich kann leider nichts weiter tun. Ich muss unserem König Gehorsam leisten." Nein. Bitte. Das darf nicht wahr sein. „Ich danke dir trotzdem vielmals." Entgegnete ich mit brüchiger Stimme und drückte sanft Heimdalls Hand. Ich hielt die Luft an und schloss die Augen, um zu verhindern, dass Tränen sich aus meinen Augenwinkeln befreien konnten. Mir war eben der allerletzte Strohhalm abgebrochen, an den ich mich hätte klammern können. Ich versuchte den kompletten Weg nach Hause die Fassung zu behalten. „Bloß nicht darüber nachdenken! Bleib ruhig." Diese Sätze liefen immer wieder durch meinen Kopf wie ein Mantra, doch als die Haustüre hinter mir ins Schloss fiel, konnte ich meine Gefühle nicht länger unterdrücken. Meine Kehle schnürte sich zu und meine Sicht verschwamm. In mir war ein vollkommenes Gefühlschaos. Mit zitternden Händen öffnete die Schnalle meines Messerholsters. Wie konnte Odin nur so ignorant sein? Ich spürte, wie meine Adern sich aufheizten. Ich biss die Zähne aufeinander und ballte meine Hände zu Fäusten. Kurzerhand warf ich den Dolch aus meinem Holster schreiend an die Wand, wo er stecken blieb. Daraufhin fühlte ich mich, als hätte der Wurf all meine Kraft absorbiert. Ich konnte nicht mehr stehen und ließ mich an der Tür entlang hinabgleiten bis ich auf dem Boden saß, wo ich mein Gesicht in meinen Händen vergrub. Ich würde Loki verlieren. Und diesmal für immer. Ich wusste, dass er das nicht durchhalten würde. Ich würde ihn ein weiteres Mal verlieren und konnte nichts dagegen tun.

Cold as Ice?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt