„Sally!“, quietschte Sera, so nannte ich sie immer, in das Handy. Erschrocken hielt ich es erst einmal eine Armlänge weit weg von mir. „Sally!!!“, wiederholte sie ungeduldig. „Hey Sera! Ist … alles ok?“, fragte ich vorsichtig.
Sera war zwar ein lebenslustiger und aufgedrehter Mensch, aber so extrem war dann doch unnormal … Ich machte mir ernsthaft Sorgen um ihr Herz. Und ich wollte wissen was los war!
„Jaaaaa!“, schrie sie mir entgegen. Ich verdrehte die Augen. Von alleine wollte sie wohl nicht ausspucken was los war. „Was ist denn so toll das du so früh hier anrufst?“, fragte ich – Sera schlief normalerweise ewig, wenn sie konnte; und es waren schließlich Ferien!
„Ich…“ fing sie an, und wartete. „Habe…“ Ich verdrehte die Augen erneut. Sera immer mit ihren Kunstpausen! Normal musste man sie ja liebhaben, aber ich war absolut kein Morgenmensch und wollte jetzt sofort und auf der Stelle wissen was so wichtig war!
„Für uns beide die Zusage für ein Stipendium für ein Jahr in den USA mit Work and Travel (Anmerkung: Bei so etwas arbeitet man in einem Land irgendwo solange wie man will und kann sich dann aussuchen, wo man als nächstes arbeiten möchte – meistens wird das von Organisationen angeboten, damit man versichert ist, etc.) bekommen!“
Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus.
Mein Handy glitt mir fast aus der Hand.
Das war Seras und mein Traum gewesen! Wir hatten uns da beworben, als ich noch keine Träume gehabt hatte… Aber mit den Träumen hatte ich das alles komplett vergessen.
Zudem hatte ich noch mein Studium.
Aber ich konnte Sera schlecht absagen.
Wir hatten uns so darauf gefreut! „Sally?!“, schrie sie aufgewühlt durchs Handy. Das holte mich wieder zurück in die Realität. Ich nahm mich zusammen und versuchte das alles zu verdrängen, nahm mein Handy wieder ans Ohr und antwortete: „Süße, das ist ja mega! Aber was ist mit unseren Studienplätzen? Wir können die schlecht absagen …“
„Boa Sally, jetzt sei mal nicht so spießig! Wir schaffen das schon! Vielleicht können wir unseren Studienplatz ja zurücklegen lassen … oder so!“, rief sie zurück. Ich musste trotz allem lachen. „Sera, Studienplätze und die Uni kannst du nicht mit nem Kleid bei H&M vergleichen!“ „Mensch Sally. Wir haben uns doch so gefreut!“, antwortete sie enttäuscht.
Ich schluckte. Sie war wirklich enttäuscht von mir.
„Bitte Sera.. Gib mir ein bisschen Zeit, ok? Ich muss nachdenken. Und außerdem ist es schon… warte kurz…“ Ich guckte schnell auf die Uhrzeit, die mein Handy anzeigte. „Scheiße!“, rief ich „Ich muss echt los, sonst krieg ich die Bahn nicht mehr! Sorry Sera, ich schreib dir nachher, ok?“
Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit verging!
Ich schmiss Handy, Portemonaie, Kalender und Arbeitklamotten und so in meine Tasche, schlüpfte in meine Lieblingschucks und zog die Haustür hinter mir zu.
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Future Whispering
FantasyEs war zum kotzen. Es passierte schon wieder. Ich dachte, es wäre vorbei. Es hatte mich doch so lange in Ruhe gelassen... Ich hatte gelernt, das Träumen zu hassen... Sally, 18 Jahre alt, hatte vor einem halben Jahr ihren ersten "übernatürlichen" Tra...