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Die U-Bahn-Fahrt war ein riesen Stress für mich. Ich dachte die ganze Zeit daran, dass ich den Studienplatz bekommen hatte und nicht aufgeben durfte. Ich war schließlich gerade so reingerutscht. Andererseits hatten Sera und ich uns das wirklich immer gewünscht.
Ich spürte, wie meine Tasche vibrierte, und zog mein Handy heraus. Ich entsperrte es, und sah, dass ich allein schon in den zehn Minuten, die ich in der Bahn saß, eine Menge Nachrichten bekommen hatte.
Seufzend tippte ich auf das WhatsApp-Icon. Zuerst las ich in unserem Familienchat, wie Mom und mein großer Bruder, Luc, der zurzeit eine Woche mit seinen Kumpels in München war, auf Mimi, meine kleine Schwester einredeten, an ihrem 16. Geburtstag doch bitte nicht zuhause zu feiern.
Ich musste ein Lachen unterdrücken. Mimi war schon eine Nummer für sich und hatte auch jede Menge Freunde – allerdings würden nicht einmal alle in unser Haus passen.
Ich tippte schnell:
Mimi, süße, du weißt ich hab dich lieb, aber deine Freunde passen nicht alle in unser Haus. Guck doch ob du mit Gina zusammen feiern kannst. Dann könnt ihr in der Turnhalle von eurem Handballverein feiern. Sie ist schließlich deine beste Freundin, und so ne zweifache Sweet-Sixteen-Party kommt doch bestimmt gut an!
Ich ging zurück und sah, was Sera mir geschrieben hatte. Das weitere Brummen des Handys, was wahrscheinlich von Mimi kam, die sich weiter darüber aufregte, dass nun auch ich Moms Meinung war.
Viel Spaß bei der Arbeit, kleine, mach kein Blödsinn und denk schön nach! :P
Als ob ich das vergessen würde! Und von wegen kleine! Ich bin zwei Zentimeter größer als du! Pfüh! D: :/ :D, antwortete ich.
Den Rest ignorierte ich jetzt einfach mal. Waren wahrscheinlich eh wieder irgendwelche Gruppen.
Als die U-Bahn hielt, packte ich nachdenklich meine Sachen zusammen. Sollte ich das Studium sausen lassen? Während des ganzen Weges bis zur Eisdiele dachte ich darüber nach. Ich wollte dieses Jahr eigentlich unbedingt machen.
Aber ich konnte doch nicht.
Ich hatte doch einen Studiumsplatz.
Ich musste vernünftig sein…
Ich beschloss, Sera abzusagen. Es würde mir wehtun, sie enttäuschen zu müssen, aber ich musste an meine Zukunft denken. Hätte ich den Studiumsplatz nicht, hätte ich zweifellos zugesagt. So aber…
Mein Handy fing wieder an zu brummen. Genervt wühlte ich in meiner Tasche, zog es heraus und stellte es auf lautlos.
„Sally!“, rief auf einmal jemand. Und dieser jemand landete auf meinem Rücken.
Grinsend versuchte ich ihn runter zu schütteln. Was nicht ging. „Leo, lass los!“, meinte ich schließlich verzweifelt. „Erst wenn du mir sagst, warum ich von Sera von der Zusage von Work und Travel erfahren musste!“, antwortete er. Ich konnte zwar sein Gesicht nicht sehen, wusste aber ganz genau, dass er wahrscheinlich wieder sein typisches schelmisches Gesicht aufhatte.
„Ich wusste es doch bis eben auch noch nicht. Bis vor…“ Ich guckte auf mein Handy „Einer halben Stunde! Und ich werde es eh ablehnen.“
Leo hüpfte von meinem Rücken runter. Ich schüttelte mich kurz und drehte mich um. „Hast du eigentlich zugenommen?“, fragte ich ihn mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Er guckte mich bitterböse an. Wir waren schon ewig beste Freunde und früher war er ein ziemliches Pummelchen – wovon heute nichts mehr zu sehen war. Ehrlich gesagt war er ziemlich heiß. Trotzdem hatte er keine Freundin, die letzte mit der er zusammen war hatte ihn betrogen, was ihn dazu veranlasst hatte, erst einmal keine Beziehung mehr anzufangen.
„Warum ablehnen?“, fragte er mich erstaunt, nachdem ich kurz über sein Gesicht gelacht hatte. „Du wolltest den Platz doch unbedingt und du hast doch die Idee dazu gehabt!“ „Ich habe meinen Studiumsplatz“, murmelte ich leise. Ich wusste dass er das Argument gleich wiederlegen und unwichtiger als unwichtig aussehen lassen würde.
Vielleicht zurecht?

Future WhisperingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt