Auch Jill bemerkte anscheinend schon die Spannung, die gerade entstand, und war leise. „Wann wirst du fliegen?“, fragte Mom mich. Ich hob meinen Kopf. Ziemlich überrascht bemerkte ich, dass sie nicht geschockt oder überrascht oder irgendetwas war. Als sie meinen Blick bemerkte meinte sie nur: „Du bist 18, du bist alt genug um dich zu entscheiden. Ich kann es dir nicht verbieten. Ich kann dir nur viel Spaß wünschen… Und hoffen, dass du mir mal schreibst – beziehungsweise uns!“
Ich war baff.
Ich kannte meine Mom eigentlich ziemlich gut, und hätte nie gedacht, dass sie nichts sagt. Schließlich war sie nicht gerade inkompetent, nein, eigentlich war sie ziemlich streng. Nicht zu streng, aber als die Zwillinge mal Jills Lieblingspuppe kaputt gemacht hatten (Worüber ich ziemlich froh war, die Dinger waren aber auch verdammt gruselig), hatten sie Hausarrest bekommen.
In meinem Gehirn war die Nachricht noch nicht richtig angekommen. Mom hatte nichts dagegen. Das hieß – Ich konnte fahren! Langsam wurde mir klar, was das bedeutete. Ich musste mich unbedingt mit Sera treffen!
Ohne dass ich es bemerkte, stahl sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich lief auf Mom zu und umarmte sie. „Du bist die beste, Mom!“, sagte ich, und meinte es auch so.
„Also hopp jetzt aus der Küche, ich mach schon die Pfannkuchen. Geh du erstmal Sera Bescheid sagen“, scheuchte Mom mich raus. Sie kannte mich wirklich gut …
Jill sprang von der Theke runter und hielt mich fest, bevor ich aus der Tür gehen konnte. Mit großen Augen sah sie mich an. „Was machst du jetzt?“, fragte sie. Wie konnte ich ihr erklären, dass ich für ein Jahr weg sein würde, ohne dass sie sich schlecht oder schuldig fühlen würde? Ich begann einfach: „Ich muss mit Sera sprechen. Wir wollen ein Jahr Urlaub machen, weißt du, weil die Schule so anstrengend war. Naja, wir müssen da auch arbeiten, aber wir sehen dafür ganz viel von den USA! Toll, nicht?“ Jill nickte eifrig. „Aber du kommst wieder, oder? Und du meldest dich auch mal wieder, oder?“ Ich wuschelte ihr durch ihre Haare. „Aber natürlich, ich vergesse doch meine Mausi nicht! Und wir können auch mal skypen, weißt du noch? Da kannst du mich auf dem Bildschirm sehen, egal wie weit weg ich in Wirklichkeit bin!“, beruhigte ich sie. Das skypen kannte sie noch vom Herbst, wo ich auf Kursfahrt gewesen war, und unbedingt mal wieder mit Jill sprechen musste.
Sie lächelte. „Dann musst du jetzt los“, meinte sie. Lächelnd verließ ich die Küche.Eine Stunde später saß ich mit Sera auf ihrem Sofa. „Also…?“, begann sie neugierig. Ich gähnte ausgiebig und zog meine Beine an mich heran, bis ich im Schneidersitz saß. „Tja“, antwortete ich und lachte in mich hinein. Sera war der ungeduldigste Mensch den ich kannte. Um sie noch mehr zu provozieren drehte ich mich (im Schneidersitz) zur Wand. Ich war kurz davor, loszulachen.
Nach gefühlten fünf Minuten jedoch kam noch immer keine Reaktion. Vorsichtig drehte ich mich um. Und sah Seras Gesicht direkt vor meinem. Sie grinste, und fing an mich zu kitzeln. „Du. Sagst. Mir. Jetzt. Sofort. Deine. Entscheidung!“, sagte sie. Ich blieb stumm und grinste nur. Ich war leider, leider überhaupt nicht kitzelig. Leider. Nicht.
„Mann Sallly, das ist so mega doof, dass du nicht kitzelig bist!“, rief sie beleidigt, verschränkte die Arme und sah mich mit ihrem Schmollblick an. Der leider genauso gut war wie der von Jill – ich hatte keine Chance gegen ihn. Ich gab nach und meinte gespielt gelangweilt: „Ja, also, hm… Ich nehme… Ne…. Doch, ich nehme an, glaube ich… Jop, dann lass uns losfahren.“ Sera sah mich mit großen Augen an. „Sag mal, verarschst du mich gerade?“, fragte sie. „Ähm, nö, eigentlich nicht…“, gab ich zurück. Bevor ich zu Ende reden konnte beziehungsweise dass nicht ausformulieren konnte, hatte ich schon meine liebe kleine 60-kg-Sera in den Armen - Ja ich wusste, wieviel sie wog.
„Dann lass uns mal schauen, wo wir denn hinkönnen. Warte, ich schmeiß nur kurz den Laptop an.“, meinte sie begeistert und voller Tatendrang. Sie sprang auf, lief zu ihrem Tisch, schmiss dabei fast die Lampe, die auf dem Boden stand, um, und kam mit zufriedenem Blick und dem Laptop in der Hand zurück.
Kurz danach stand fest, wohin ich wollte – Texas. Es gab dort mehrere Farmen – sorry, Ranches – und ich liebte Tiere über alles, und konnte mich auch gut um diese kümmern. Vor allem mit Pferden kam ich einfach sehr gut aus, schließlich ritt ich seit ich fünf war, was vielleicht auch daran lag, dass wir mehrere Pferde haben, neben Jellybean natürlich. Sera dagegen wollte nach New York, klar, sie war einfach ein Stadtmensch und würde es auf einer so mega öden und langweiligen Farm nicht lange aushalten. Wir waren einfach grundlegend verschieden, aber vielleicht waren wir genau deshalb beste Freunde.
DU LIEST GERADE
Future Whispering
FantasyEs war zum kotzen. Es passierte schon wieder. Ich dachte, es wäre vorbei. Es hatte mich doch so lange in Ruhe gelassen... Ich hatte gelernt, das Träumen zu hassen... Sally, 18 Jahre alt, hatte vor einem halben Jahr ihren ersten "übernatürlichen" Tra...