3. 2 Hühner namens Hulk & Deadpool

17 1 0
                                    


Kapitel 3

E l l a

2 Hühner namens Hulk & Deadpool

Eine Zeit lang war es so still zwischen uns, dass mir die Stimme von Tokio aus dem Fernseher schmerzhaft laut in den Ohren lag. Gabriel stand neben der Tür wie ein tränenüberströmter Dalmatiner Welpe und er tat mir furchtbar leid. Ich konnte trauernden Menschen nicht in die Augen sehen. Schon damals, als meine Großmutter vor fünf Jahren starb, starrte ich lieber in den plattgetretenen Rasen, als in die schmerzerfüllten Gesichter meiner Familie und Angehörigen, denn sonst würde ich nur selber anfangen zu weinen.

So war es jetzt auch mit Gabriel. Ich hatte ein schrecklich schlechtes Gewissen ihm gegenüber, obwohl ich nicht mal etwas dafürkonnte. Aber er wollte anscheinend, wie er sich immer wieder durchs schwarze Haar fuhr, mir ebenfalls nicht wehtun, selbst, wenn es nur ein Nein und eine Absage des möglichen Einzuges entsprach.

Er war wirklich ein guter Kerl.

„Ich versteh' das schon, wirklich. Dein Freund Alex ist dir extrem wichtig und ich glaube, ich hätte das gleiche getan. Ich finde schon noch was, keine Sorge", ratterte ich runter und drückte beruhigend seinen Arm. Ich wollte mich gerade aus der Tür drängen und schnellstens verschwinden, als er mich am Arm zu fassen bekam.

„Warte, ich muss dir noch was sagen. Alex wohnt zwar außerhalb von München, aber die Gegend ist echt nett. Dort vermietet Oma Klein, die Eigentümerin des Hauses, ihre Wohnungen an Studenten. Eine Mieterin ist vor kurzem umgezogen und jetzt steht die Wohnung dort leer."

Der Funken Hoffnung, der sich vorher entzündet hatte, wurde zum Lauffeuer. Innerlich schrie ich bereits, nach außen schaffte ich nur das zaghafte Lächeln von Gabriel zu erwidern.

Er runzelte die Stirn und spitzte wieder die Lippen. Jetzt brach der Damm. Ich strahlte vom ganzen Herzen und grinste meine Schuhspitzen freudig an. Ich war schon immer schlecht darin, meine Gefühle zu unterdrücken.

„Alex ist zwar noch im Urlaub, aber er meinte, Oma Klein hätte nichts dagegen, wenn du dir die Wohnung mal anschaust. Sie wohnt selber da und hat bestimmt immer Zeit."

Ich sah auf und seine Lippen öffneten sich und weiße Zähne blitzten auf. „Danke, Gabriel. Wirklich. Ich glaube, ich kenne keinen so guten Kerl, wie dich." Und das meinte ich todernst.

Es war wirklich zur Rarität geworden, anständige Menschen zu finden.

„Danke, danke." Er fuhr sich in den Nacken und spitzte verlegen die Lippen.

„Alex müsste mir jeden Moment die Nummer und Adresse schicken, dann kannst du sie ja mal anrufen, wenn du magst."

„Wo liegt denn das Haus?", fragte ich.

„In Trudering, weißt schon, in der Nähe, wo die Free Messe immer ist."

Die F.re.e Messe war Bayerns größte Sport- und Freizeitmesse, die jedes Jahr in München stattfand und auf denen ich mit meiner Familie schon oft nach Surfsachen ausschaugehalten hatte.

Nach meinem Blick zu urteilen, fand ich das Ganze dann doch nicht mehr so faszinierend wie am Anfang, denn Gabriel fügte schnell hinzu: „Glaub mir, das Haus ist wirklich schön und die Gegend ist zwar für Studenten etwas, naja ungewohnt, aber Alex gefällt es dort super. Die Wohnungen sind größer als die hier in München und auch billiger. Und Oma Klein ist wie Rosetta LeNoir und Mary Poppins zugleich."

Er musste lachen.

Ich kannte zwar keine Rosetta LeNoir und ich war nie ein Fan von den Mary Poppins Filmen gewesen, doch diese Omi musste Alex und Gabriel fest am Haken haben.

sevens and eightsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt