Kapitel 1 - Safeway, Senfchips und Yves McCain

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[Sigrid - Strangers]

Kapitel 1Safeway, Senfchips und Yves Mccain

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Kapitel 1
Safeway, Senfchips und Yves Mccain

Mein Fahrrad gibt leichte Quietschgeräusche von sich ab, als ich es aus der Garage hole. Ich nehme mir fest vor es demnächst mal zu Ölen.
Bevor ich mich mit meiner besten Freundin Farley treffe, hole ich vom Safeway um die Ecke noch meine Lieblings Chips. Ich weiß, dass es sie nur hier gibt und sie fast immer komplett aufgefüllt sind, weil keiner sie (aus mir unempfindlichen Gründen) so richtig mag. Senfchips, was Besseres gibt es einfach nicht. Ich erinnere mich an die vielen Male, als ich sie Leuten angeboten habe und sie meinten, die Chips seien zu intensiv.

Als ich die Straßen entlangfahre fühlt sich alles mal wieder so merkwürdig an. Ich habe das Gefühl, ich wäre aus einem Traum erwacht und nun wieder in meinem Alltag angekommen. Gestern als ich meine Familie wiedergesehen habe, war das Gefühl auch schon da, neben der Freude natürlich. Ich ärgere mich ehrlich gesagt ein bisschen darüber, ich meine, warum kann ich nicht einfach vollkommen zufrieden sein? Hier in Winnipeg war ich das ganze Jahr über nicht. Nicht zu Weihnachten, nicht zu Thanksgiving und auch nicht zu meinem 17ten Geburtstag. Ich finde, da ist Freude ganz angebracht.

Doch als ich jetzt den Safeway betrete, löst sich das Gefühl in Luft auf. Es fühlt sich alles wieder so an wie vor einem Jahr. Hier hat sich nichts verändert. Ich muss lächeln, als ich an dem Bäcker vorbeigehe, der sein Personal wohl nie wechselt. Und auch der Geruch kommt mir so unfassbar vertraut vor. Ich weiß, das klingt irgendwie traurig, aber ich fühle mich hier ein wenig zuhause.

Auf dem Weg zum Chipsregal Summe ich sogar, verstumme aber, als mir auffällt, dass das superpeinlich ist. Aber als ich von weitem das Fach mit den Senfchips sehe, runzle ich die Stirn. Seit wann ist es so leer? Nur noch eine einzige Packung lächelt mich einsam an. Ich beschleunige meine Schritte und genau in dem Moment, als ich nach der Tüte greife, schiebt sich eine Gestalt dazwischen.

„Ich würde sagen, die gehört mir", erklärt eine tiefe Stimme wie aus dem Nichts, sodass ich zusammenzucke. Ein Junge etwa in meinem Alter zwinkert mir zu. Und wie es scheint, will er mir meine Chips wegschnappen. Er ist recht hübsch, mit seinen dunklen Haaren und grünen Augen, die mir irgendwie bekannt vorkommen. Doch das Interessiert mich gerade nicht im Geringsten.

Ich bin viel zu abgelenkt und empört, dass jemand meine Chips wegessen will, als dass ich mich seinem Aussehen widmen kann. Dem Typen scheint das nicht aufzufallen, denn er setzt schon zum Gehen an.
Zornig laufe ich einen Schritt auf ihn zu und tippe ihm auf die Schulter.

„Und ich würde sagen, da liegst du eindeutig falsch, denn die Packung habe ich zuerst gesehen" Ich verschränke die Arme vor der Brust, wie ein trotziges Kleinkind. In einer Zeitschrift habe ich mal gelesen, dass das Autorität ausstrahlen soll. Was für eine Ironie.

Der Grünäugige runzelt die Stirn, er wundert sich wohl, warum ich nicht nachgebe.
„Diese Kindergartenregel gilt hier aber nicht und diese Chips da gehören mir" 
Scharf die Luft einziehend setze ich meinen Lass-es-lieber-und-komm-zur-Vernunft- Blick ein, denn der wirkt so gut wie immer.

Falling in Love, falling apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt