Kapitel 3 - Die Einladung

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Kapitel 3Die Einladung

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Kapitel 3
Die Einladung

Wochen verstreichen, in denen ich mich wieder in mein normales, alltägliches Leben eingewöhne. Ich merke, dass das Jahr in Frankreich, mich allmählich wieder loslässt; ich träume nichtmehr auf Französisch und ich wundere mich auch nicht mehr, wenn ich hier grottenschlechte Croissants esse. Es hat fast den Anschein, als wäre alles wieder wie vorher, aber meine Nervosität bezüglich der Schule wächst und wächst. Es ist nicht so, als hätte ich Angst vor irgendetwas, es ist eher eine Art Unruhe, die mich manchmal ziemlich unkonzentriert werden lässt. Und vor allem ist es die Unsicherheit, die mich neuerdings begleitet. Ich weiß nicht mehr was ich will, das beunruhigt mich.

Ich schüttle heftig den Kopf. Jetzt komme ich mir ziemlich albern vor, ich bin ein Teenager und stehe nur vor dem letzten Jahr College, nicht vor einer Schwerwiegenden Entscheidung. Und außerdem sollte ich glücklich sein, ich weiß bereits seit meiner Kindheit, was ich machen werde und meine Eltern haben sich schon einen genauen Plan für mich überlegt. Also schiebe ich diese merkwürdigen Gedanken mit aller Macht beiseite und schlüpfe aus meinem Bett.

Als ich die Treppe hinuntersteige, sitzt meine Mum bereits am Küchentisch und beißt in ihr Brötchen. „Morgen Schatz! Hast du gut geschlafen?", sie schaut mich über den Rand ihrer eckigen Lesebrille an. „Besser denn je", murmele ich und das stimmt auch, denn ich bin gestern müde wie ich war ins Bett gefallen. „Das Freut mich. Und du hast bestimmt schon Vorfreude auf deine Ballettstunde heute oder?", sie zwinkert mir zu. Während ich mir aus dem Schrank einen Teller hole murmele ich trocken: „Wie könnte ich mich nicht freuen?" Meine Mum ignoriert den ironischen Unterton in meiner Stimme und lächelt mich an. „Ich kann dich ausnahmsweise hinbringen, wenn du willst, süße" Die Aussicht darauf von meiner Mutter zur Tanzschule gebracht zu werden, damit sie mich vor all den anderen blamiert, ist irgendwie so gar nicht verlockend. „Ach alles gut, mach dir keinen Stress, Mom", ich lächele sie an, bevor ich in meinen Toast beiße. Der Tag kann ja nur scheiße werden.

***

Auf dem Weg zur Ballettschule verfängt sich das Band meines nervigen Rocks zweimal in den Speichen. Als ich also endlich an dem alten Gebäude ankomme, wurde aus meinem 10- Minütigen Weg ein 20-Minütiger. Ich hetze also die Treppen hoch, bis ich vor dem Großen Tanzraum mit den Spiegeln ankomme. Jedes dritte Mädchen in St. Andrews, besucht die Ballettschule „Beautiful dance" daher schauen mich auch bereits zwei Dutzend Mädchen erwartungsvoll an.

Es ist nicht so als würde ich Ballett hassen. Eigentlich macht es mir sogar spaß und schlecht bin ich auch nicht. Aber mir gefällt diese viel zu Übertriebene und ständig an wirkende Disziplin und Perfektion nicht. Ich muss schon in so vielen anderen Dingen perfekt sein, da kann ich ja wenigstens einmal mich entspannen. Mrs. Jakes, schaut mich nur Nase rümpfend an; sie ist über das übliche Zuspätkommen genervt, hat es aber schon vor Jahren akzeptiert. Es sieht eher nicht aus, als hätte sie mich vermisst und den anderen im Raum geht es wohl genauso. Es gibt keinerlei „Willkommen zurück"- rufe oder auch nur ein „Hallo" von den Mädchen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie mich einfach zu wenig kennen (oder mich seltsam finden) oder weil Mrs. Jakes sie mit ihrer mir-ist-egal-was-ihr-von-mir-denkt-aber-euch-sollte-nicht-egal-sein-was-ich-von-euch-denke- Art alle einschüchtert. Also reihe ich mich weiter hinten ein und lehne mich an den Spiegel. Mrs. Jakes Stimme durchbricht die Stille erneut. „So. Neues Schuljahr, neues Glück. Das gilt auch hier. Ich hoffe, dass ihr auch dieses Jahr mit viel Disziplin und Ehrgeiz an die Übungen drangeht. Und wer sich nicht an meine Regeln hält, der darf gehen, ist das Klar?" Von langen Reden, war sie noch nie ein Fan. Trotzdem geht ein eingeschüchtertes Nicken geht durch die Runde. „Ach ja, und wer Drogen nimmt oder Raucht, kann direkt gehen" Mrs. Jakes schaut uns streng an und ich merke wie die Mädchen neben mir immer kleiner werden. Ich schüttele belustigt den Kopf, bevor ich mich zu meiner Stange drehe. Angsthasen. „Dann beginnen wir mal mit dem Dehnen", befiehlt sie uns, woraufhin sich die Mädchen mechanisch umdrehen, ich Wette Mrs. Jakes weidet sich in ihrer Furcht.

Falling in Love, falling apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt