Kapitel 8
„Ich habe gelogen"
[Star shopping- Lil peep]Als ich gerade eine Gabel Schokoladenkuchen in meinen Mund schieben will, schnappt sich eine Hand meinen Teller. Die Augen verdrehend schaue ich Yves dabei zu, wie er sich über meinen Kuchen hermacht. „Schmeckt's?", brumme ich. Yves nickt nur genießerisch. „Und wie... Einer muss dich ja davon abhalten dick zu werden" Ich hebe eine Augenbraue. „Du weißt echt nicht, was das Wort Charmant bedeutet, oder?", frage ich ihn dann. „Natürlich weiß ich das, aber bei meinem Aussehen brauche ich es überflüssig Charmant zu sein", murmelt er zwinkernd, ehe er das letzte Stück Kuchen verdrückt. „Genauso wie diese Feier hier", fügt er dann hinzu. Ich nicke zustimmend und wahrscheinlich ist es das erste Mal, dass ich ihm Recht gebe. „Es gibt keine bessere Möglichkeit meinen Freitagabend zu verbringen", erkläre ich ironisch. Yves stellt den leeren Teller auf den Tisch vor uns und schaut mich dann für eine Weile kommentarlos an. Ich versuche ihm stand zu halten, doch er schaut mich so intensiv an, dass ich ein leichtes ziehen in der Brust spüre. Endlich räuspert er sich und meint: „Weißt du was? Ich habe eine Idee" und steht auf. Auf meinen Fragenden Blick hin, antwortet er nur: „Ich zeige dir was. Komm mit" Verwirrt rappele ich mich auf und folge Yves durch die Menge. Er führt mich geradewegs zum Ausgang, was mich noch skeptischer werden lässt. Als uns kurz darauf die recht frische Nachtluft begrüßt bleibe ich stehen. „Yves. Wohin gehen wir?", frage ich ihn. Er scheint nicht bemerkt zu haben, dass ich angehalten habe (oder ignoriert es) und geht unbeirrt weiter. „Komm einfach mit Tiger", sagt er, ohne sich umzudrehen. Ich seufze und folge ihm.
Für Anfang Herbst ist es sehr kühl und ich beginne recht schnell zu frieren, in meinem Aufzug. Außerdem bin ich schon reichlich genervt, doch ich beschwere mich nicht, weil ich nicht wie ein trotziges Kleinkind wirken möchte. Warum mir meine Wirkung auf ihn plötzlich so wichtig ist, kann ich nicht sagen. Ich folge also Yves großen Schritten und schaue mich um. Der Saal liegt jetzt schon gute hundert Meter entfernt von uns, wir haben den Parkplatz überquert und bald auch die Straße. Vor uns liegt ein kleiner Park, umgeben von hohen Baumgruppen. Nur ein Pärchen mit Hund dreht hier seine Runden. Yves steuert beharrlich auf den kleinen Tümpel in der Mitte zu, dessen Wasseroberfläche im Licht der Laterne glitzert. Normalerweise wäre ich hier sicherlich einfach so vorbeigefahren und hätte diesen Park nicht mal bemerkt, denn er ist weder riesig, noch prächtig. Er hat seine ganz eigene Ausstrahlung; heimelig und schützend. Yves lässt sich auf die Bank fallen und grinst mich so unwiderstehlich an, dass ich es ihm gleichtue. „Sowas romantisches hätte ich dir gar nicht zugetraut", murmele ich und beobachte seine Gesichtszüge, die im dunklen Licht verschwimmen. Plötzlich ist da dieses Gefühl in mir, ihn zu berühren, seine Nähe zu spüren. Ich mache einen Schritt auf ihn zu. Er schaut auf mich hoch mustert mich, schaut mir in die Augen. Für einen Moment ist Yves wie ein anderer Mensch, als würde er mich aus einem anderen Blick betrachten, doch so schnell wie all das gekommen ist, verschwindet es auch wieder, er blinzelt, lehnt sich zurück und setzt wieder den selbstgefälligen Blick auf. „Naja hier findet man eben die besten Wasserpokemons", verkündet er und zückt sein Handy. Einen Moment stehe ich perplex vor ihm, während sich Enttäuschung in mir bereitmacht. Ich lasse mir nichts anmerken und stichele: „Im Ernst? Du spielst Pokémon go? Bist du nicht ein bisschen zu alt dafür?" Yves schaut mich nicht mal an und zuck nur mit den Schultern. „Man kann nie alt genug dafür sein"
Ich bin nicht gerade erstaunt, dass er in dreißig Sekunden jegliche Stimmung verderben kann, aber trotzdem macht es mir zu schaffen. Langsam setze ich mich neben ihn, lasse aber ein gutes Stück abstand zwischen uns. Während Yves, kleine niedliche Aquanas fängt, lehne ich mich zurück und starre in den Himmel. Sterne funkeln mir entgegen und es ist so, als würde ich die Pure Unendlichkeit sehen.
Für einen Moment vergesse ich, dass Yves neben mir sitzt. Wie kann ich hier sitzen, ohne Träume, mit einer Zukunft, die mir Angst und Schrecken einjagt, obwohl es da draußen so viele Wege gibt glücklich zu werden. Wie kann es sein, dass mir so etwas verwehrt wird? Warum kann ich mich nicht gegen meine Eltern durchsetzen? Warum kann manchmal alles so verdammt schwer sein?
Und dann tue ich das was ich immer tue. Es ist als würde ich all diese Fragen in eine Kiste sperren, sie verschließen und in die hinterste Ecke meines Gehirns verschiebe, zu den anderen, auf dass ich sie wann anders öffnen kann.
Ich drehe meinen Kopf zu Yves. Er hat sein Handy ausgeschaltet und beobachtet mich aufmerksam. „Danke, dass du mir diesen Ort gezeigt hast", murmele ich und schaue wieder hoch.
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Falling in Love, falling apart
Romance„Achtung, Tiger. Kannst du das überhaupt tragen?" Yves beobachtet amüsiert meine Reaktion, denn ich gerate ins Wanken. Für einen Moment bin ich wie versteinert und mir wird ganz heiß, als ich in Yves wunderschöne Augen blicke. Dann fange ich mich w...