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Mein Gott ist Donar, der Donnerer, den unsere Glaubensbrüder im Norden Thor nennen. Er ist der Herr über das Wetter. Ich bin ein Bauer! Wie soll mir ein Zimmermann helfen mein Feld zu bestellen? Nein ich bete zu Donar, dass er den Regen bringen möge“, wetterte Thoralf.

„Die Christen haben gesagt, dass sie jeden Sachsen töten werden, der ein Zeichen des alten Glaubens trägt. Du weißt doch selber, wie viele Bekenner sie schon eingesperrt haben. Bald schon werden sie sie hinrichten. Der fränkische Freiherr soll schon in wenigen Tagen kommen“, beschwor ihn Baldwin.

„Ich weiß, dass die Götter mir Kraft schenken werden, wenn die Unterdrücker mir schaden wollen.“

„Dann nimm wenigstens den Hammer ab. Wenn du diese Kette trägst wird dich jeder als Anhänger Donars erkennen“, forderte Baldwin.

Thoralf schnaubte verächtlich und drehte sich um. Er war nie ein Mann großer Worte gewesen, dafür war er ein fleißiger Bauer und überaus frommer Mann. Bevor die Karolinger kamen hatte er auch Gefallen an der Jagd gehabt und war bis zum Sieg der Christen ein mächtiger Krieger gewesen.

Nachdem alle seine Brüder und sein Vater in den Kämpfen gefallen waren, wurde er kriegsmüde  und hatte sich auf seinen kleinen Hof bei dem Dorf Sachsbach zurückgezogen. Obwohl er die Gefallenen vermisste, war er nicht gramerfüllt und ehrte das Andenken der Krieger. Er hatte jeden Tod mit eigenen Augen mitansehen müssen; war jedoch deshalb überzeugt, dass seine Brüder und selbst sein Vater jetzt in Walhall an den Tischen Wodens sitzen müssen. Alle hatten sie, wie die Wölfe Wodens, auf dem Schlachtfeld gewütet und zahlreiche Gegner besiegt, bevor sie Heldentode starben, umringt von einer Überzahl Feinde. Thoralf sandte ein Stoßgebet an Woden, den Allvater, den die nördlichen Stämme Odin nennen. Den Gott des Krieges, des Winters und der Wölfe, den Vater von Donar. Er bat ihn seine Verwandten gut zu bewirten, damit sie gestärkt  in die letzte Schlacht ziehen können. Wenn er so an Walhall dachte, fing sein Blut wieder an zu kochen und er hoffte, dass auch er einen glorreichen Tod finden würde um an der Seite seiner Familie in die Ragnarök zu ziehen. So vor sich hin sinnend, bemerkte Thoralf nicht die Pferdespuren, die zu seinem Hof führten. Er begutachtete gerade seine Rüben, als er die Schreie vernahm.

 Der Sachse blickte zu seinem Haus und erkannte sofort die fremden Pferde. Pferde von Soldaten, Pferde von christlichen Soldaten. 

DonnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt