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„Ich, Freiherr Lothar von Selsberg, spreche hiermit Recht im Namen Karls des Ersten, König des Frankenreiches. Alle hier versammelten Gefangenen, haben sich eines oder mehrerer schwerer Verbrechen schuldig gemacht. Sei es schwerer Diebstahl, Mord oder Gotteslästerung. Der Gefangene namens Hagen, der sich des Diebstahls und Betruges schuldig gemacht hat, wird mit 7 Jahren Arbeitsdienst bestraft. Alle übrigen hier versammelten Sünder werden zum Tode verurteilt. Die zwei Mörder aus Salingen werden geköpft. Den Heiden wird angeboten von ihrem falschen Glauben abzuschwören und so auch der Gnade des Beiles zu erliegen. Die, die sich der Gnade Gottes verschließen, werden durch den Feuertod gerichtet. Kehret um! Geht nun zum Priester und holt euch euren Segen, sprecht das Vaterunser und ihr werdet von den reinigenden Flammen verschont werden.“

Von den fünf Sachsen, die ihr Schicksal zu wählen hatten, gingen zwei Männer zum Priester und taten, wie sie geheißen worden waren. Thoralf, seine Schwester und eine unbekannte blonde Hünin blieben standhaft.

„So sei es“, sprach der Freiherr und ließ die Gefangenen abführen. „Die Hinrichtungen werden heute Abend, eine Stunde vor Sonnenuntergang, vollbracht.“

Die Sachsen wurden abgeführt und eingekerkert. Die drei Bekenner bekamen ihre eigene Zelle. Thoralf dachte an seine Frau und Tochter und an seine toten Verwandten, die er heute Abend vielleicht schon wiedersehen würde. Wenn der Allvater es so will. Eldrid, versuchte indes mit ihrer  Mitgefangenin zu kommunizieren. Mit Händen und Füßen konnte Eldrid herausfinden, dass sie aus Skåneland kam. Ihr Name war Róta. Alle drei lächelten sich stumm an und nickten sich aufmunternd zu. Eldrid und Thoralf saßen Arm in Arm an der Wand. Róta beobachtete sie, mit einer unaufdringlichen Aufmerksamkeit. Eldrid schien Thoralf Gedanken lesen zu können: „Baldwin wird sich um deine zwei Liebsten kümmern. Er ist zwar sein Bruder, misstraut Arwed aber sowieso. Er wird sie zu sich nehmen und sie beschützen. Wahrscheinlich werden sie gen Osten ziehen; weg von diesen ganzen Christen. Sei stark Thoralf, ihnen wird es an nichts mangeln. Wer weiß vielleicht darfst du manchmal mit einer Walküre ausreiten und sie beobachten. Ich meine wenn du in Walhall bist.“

„Wenn mich Vater und unsere Brüder in Ruhe lassen können“, lachte Thoralf. „Weisst du noch wie viel sie immer getrunken haben.“

Róta blickte wissend aus dem Kerkerfenster. Der Nachmittagshimmel verdunkelte sich an diesem schwülen Frühsommertag. Bald würde es Zeit sein. 

DonnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt