Nach einer Weile kamen die Wachen und schlossen die Zelle auf. Die drei wurden wieder in Ketten gelegt und auf den Platz geführt. Ein Bock stand auf der Richtstätte; der Henker mit seiner Axt in der Hand daneben. Neben dem Schafott war ein großer Scheiterhaufen angelegt. Drei große Pfähle ragten aus ihm heraus. Eldrid, Róta und Thoralf wurden an sie festgebunden. Vor den Richtstätten hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Es war wohl fast die gesamte Dorfbevölkerung. Der Freiherr ließ nach den anderen Gefangenen schicken. Einer nach dem Anderen wurden sie aus der Kaserne rausgeführt und unter Gejohle und Geschrei der Zuschauer geköpft. Thoralf ließ seinen Blick über die Dorfbewohner schweifen. Sie waren Konvertiten oder schon Kinder von Konvertiten. Er hatte nichts mit diesen Leuten gemein vielleicht bemitleidete er sie sogar ein wenig.
Plötzlich bemerkte eine verhüllte Gestalt zwischen den Dorfbewohnern. Es war Baldwin. Er hob eine Hand zum Gruß. Aber es war nicht nur ein Gruß. In der Hand konnte Thoralf ein Ohr entdecken. Baldwin hatte ihn gerächt. Er hatte seinen eigenen Bruder getötet damit Thoralf sich keine Sorgen mehr um seine Frauen machen musste. Beide nickten sich kaum merklich zu. Als Thoralf zu seiner Schwester blickte, schien auch sie Baldwin gesehen und verstanden zu haben. Die Zeit raste nun und der letzte Mann würde in wenigen Augenblicken geköpft werden. Thoralf sprach ein Gebet und blickte dabei auf das Symbol seines Gottes. Er trug eine Kette mit Donars Hammer um den Hals. Mjölner gab ihm Ruhe mit der Schwere, die an seine Brust drückte. Herr über Blitz und Sturm. Gütig hast du mir den Regen geschickt wenn ich ihn brauchte und mein Feld von Sturm bewahrt. Beschütz meine Familie und meine Freunde. Er betrachtete den Hammer, der sich schwerer als sonst anfühlte, lange und eindringlich. Ihm war als ob eine kaum spürbare Energie von ihm ausging. Wie ein Pulsschlag oder ein noch heißes Eisen, das Hitze abstrahlt. Thoralf hob abrupt seinen Blick. Einer der Wachleute hatte ihn bei seinen Betrachtungen beobachtet und kam jetzt auf ihn zu.
„Möge der Herr Mitleid haben mit ihren armen Seelen“, schallte es vom Balkon der Kaserne. „Nun zu den Heiden. Legt das Feuer. Es wird bald regnen. Los! Beeilen wir uns.“
Die zwei Geschwister blickten in den Himmel. Die Wolken über ihnen waren pechschwarz. Sie lachten sich nervös an. Teils wegen der Hoffnung, der Regen könnte ihren Tod verzögern, teils genau über diese kindische Hoffnung und wie sie sich an ihr Leben klammerten.
„Leb wohl kleine Schwester, mögen wir uns an einem besseren Ort wiedersehen!“
„Grüß mir die Männer!“
Sie guckten rüber zu Róta, die seelenruhig zurücklächelte. Sie machte den Eindruck, als ob sie jeden Tag den Mittelpunkt einer Hinrichtung darstellte.
„Zündet den Scheiterhaufen an!“, verlangte der Freiherr.