Mit einem Lächeln auf den Lippen schlich ich mich zu der Tür, die mir ganze 4 Jahre die Freiheit versperrt hatte. Meine blasse Hand berührte die schwere Türklinke und drückte sie herunter. Langsam gab sie nach und ich stand vor der Freiheit, die ich mir so lange erhofft hatte.Der erste Schritt auf dem Asphalt war befreiend. Die wiedergewonnenen Eindrücke prasselten auf mich ein und ich genoss sogar den Geruch nach Abgasen und Zeitungspapier, welcher charakteristisch für Gotham war, und die leisen Geräusche fahrender Autos in der Nähe wurde von meinem Kopf erfasst und zugeordnet.
Der kühle Wind zerzauste meine dünne Kleidung und ließ den viel zu großen schwarzen Mantel, den ich mir umgeworfen hatte, umherwehen. Ich sah sicher aus, wie ein kleiner Batman... dieser Gedanke ließ mich zusammenzucken. Wie passend... Bruce Wayne. Der Mann, vor welchem ich in diesem Augenblick erfolgreich geflohen war. Seufzend lief ich im Schutz der Dunkelheit zu einer Haltestelle und zog mir ein Ticket. Genug Geld hatte ich schließlich bei mir.Nach schier entlosem Warten kam endlich ein Bus, in den ich einstieg. Die Wärme umhüllte mich und ich ließ mich müde auf einen Sitz sinken. Zum Glück hatte der Busfahrer mich nicht erkannt. Nachdenklich schaute ich aus dem Fenster und augenblicklich schoss mir eine Erinnerung aus meinem früheren Leben in den Kopf, wo ich genau wie jetzt in der Straßenbahn saß, aus dem Fenster geschaut hatte und mich beobachtet fühlte. Wer hätte da gedacht, dass ich mich jetzt, 5 Jahre später, sehnlichst zu meinem damaligen Feind wünschen würde.
Während der letzten Jahre hatte sich in Gotham nicht viel verändert. Der Joker hatte erbarmungslos weitere Verbrechen begangen, nachdem er für einige Zeit abgetaucht war. Das war zu der Zeit, als ich aus seinem Blick verschwunden war. Es lief bis dahin alles perfekt... doch dann war ich aus seinem Leben gerissen worden und seitdem nie wieder aufgetaucht. Die Jahre danach waren unerträglich. Sie hatten mich verändert. Ich war ganz zu der Isabella geworden, die man sich gewünscht hatte. Ich konnte nicht zurück. Konnte diese Identität, die mir aufgezwungen worden war, nicht mehr abschütteln. Deswegen konnte ich auch nicht zu ihm zurückkehren.
Seit einiger Zeit gab es Gerüchte... Gerüchte über eine junge Frau, die der Joker an seiner Seite hatte. Zuerst wurde von der Polizei angenommen, die junge Frau sei nichts weiter als sein Spielzeug. Doch sie lebt immer noch und auf Bildern der Polizei sah man, dass sie inzwischen die gleichen Narben an den Mundwinkeln wie er trug... gedankenverloren strich ich mir über die Wange. Meine Narben, die er mir zugefügt hatte, waren komplett verschwunden. Mit neuster Technik wegoperiert. Bruce Wayne war sehr gründlich darin, meine Vergangenheit unkenntlich zu machen. Meine Augen, von denen der Joker immer fasziniert war, hatten an Glanz verloren. Am Anfang waren es Kontaktlinsen, die ich mir jeden Tag in die Augen machen musste, damit sie anders aussahen. Doch nach einiger Zeit war das nicht mehr nötig. Ein Optiker, der meine Augenfarbe mit speziellster Technik verunreinigte, bekam dafür von Bruce ein paar Millionen. Nun hatten sie keine bestimmbare Farbe mehr. Sie waren sehr hell, schimmerten leicht grünlich, das blau war fast nicht zu erkennen. Und durch meinen Stimmungszustand lag immer noch ein trauriger Schatten darüber, die alles noch trüber wirken ließen. Nicht begehrenswert.
Ich hatte viel abgenommen in den 4 Jahren in heimlicher Gefangenschaft. Ich fühlte unglaublichen seelischen Schmerz und konnte nicht viel essen. Vor allem nach einem Video, was der Joker der Polizei geschickt hatte mit der Nachricht, dass mein Tod nichts ändere. Damit war meine Hoffnung auf Rettung minimiert worden.Kopfschüttelnd stand ich auf und verließ den Bus. Mit schnellen Schritten lief ich auf ein altes Gebäude zu, was ich gut kannte. Erneute Flashbacks schossen durch meinen Kopf... hier lebte ich auch, als ich mich vor dem Joker versteckt und für Scarecrow gearbeitet hatte. Doch wie immer hatte mich auch da der Joker gefunden... oder Jack, wie ich ihn nennen sollte, als sich das zwischen uns weiter entwickelte. Jetzt schmerzte es, diesen Namen auszusprechen. Ich erinnerte mich genau an die vielen Stromschläge, die ich bekam, und dabei wurde immer der Name Jack gerufen. So konnte es früher oder später nur logisch sein, dass ich mit dem Namen automatisch Schmerz verbinden würde. Genau das war das Ziel gewesen. Von Bruce Wayne und seinen Komplitzen. Doch ich hatte zu seinem Leidwesen nie mehr verraten. Nie etwas, was ihm helfen könnte, den Joker zu fassen. Dafür hatte ich oft leiden müssen. Die vielen Male, die mir mein Bruder wieder irgendwie hoch half, konnte ich nun gar nicht mehr zählen. Hoffentlich ging es ihm gut. Er war der Letzte aus meiner Familie, der noch lebte, und ich wollte ihn nicht verlieren, doch das hatte ich mit meiner Flucht automatisch erreicht.
Unbeholfen warf ich mich auf die verdreckte alte Couch in der Mitte des Raumes und starrte an die Decke. Für heute würde mir wohl nichts übrig bleiben, als hier rumzuliegen, den nächsten Morgen abzuwarten, und zu hoffen, dass man mich nicht fand. Als Bruce Waynes vermeintliche Tochter musste ich mich in Zukunft auf viele Suchaktionen gefasst machen. Wenn ich Glück hatte, würden sie mich nicht finden. Wenn doch... darüber wollte ich nicht näher nachdenken. Zur Ablenkung schnappte ich mir eine Packung Cornflakes, die in dem kaputten Kühlschrank hier rumgestanden hatte, bestimmt war diese Nahrung schon mehr als schlecht, aber ich fand, es war besser als gar nichts. Morgen musste ich mir irgendwoher Lebensmittel besorgen. Und das am Besten so, dass mich keiner erkannte. Vielleicht sollte ich deshalb mal wieder mein Aussehen ändern. War ja nicht so, als hätte ich da nicht schon genug Erfahrung.
Meine Mission bestand darin, unterzutauchen, und irgendwo ein neues Leben anfangen zu können. Mein Innerstes wollte etwas anderes. Es schrie nach dem Joker und ich musste mich sehr beherrschen, nicht einfach aufzustehen, und zu ihm zu gehen. So ist das nunmal mit der Liebe... ist sie einmal entfacht, kommt man davon nicht so leicht weg. Zum Glück besaß ich den nötigen emotionalen Abstand, den es brauchte, um mich von ihm fernzuhalten.
Zumindest dachte ich das damals.Ich war nie von ihm abhängig. War ich auch jetzt noch nicht. Ich konnte ohne ihn leben. Aber wollte ich ? Vemutlich hatte ich keine Wahl, denn hätte ich eine, wäre ich sofort zurückgekehrt. Doch er hatte sein Leben ohne mich weitergelebt, hatte Ersatz für mich gefunden. Also würde es nicht passen, wenn ich einfch so auftauchen würde, mit den Worten "Hey, war ja lange nicht da, vier Jahre, bin inzwischen erwachsen, aber jetzt bin ich ja wieder hier, nimm mich zurück." Nein. Das war ausgeschlossen. Und durch seine Taten in den letzten vier Jahren wurde deutlich, dass er scheinbar noch gefährlicher geworden war. Also, war es für mich überhaupt sicher in seiner Nähe ? Sicherlich nicht. Vermutlich würde er denken, ich wäre ein Lügner, und mich abschlachten. Wie sollte ich auch erklären, dass sich mein Äußeres verändert hatte, und ich vom Inneren her ein ganz anderer, verklemmter Mensch geworden war.
Ich schloss die Augen. So viel Spekulation brachte nichts, damit kam ich nicht weiter. Also musste ich mein Schicksal selber schreiben und abwarten. Morgen sah die Welt vielleicht schon ganz anders aus. Ich musste abwarten, die Zeit verstreichen lassen und hoffen.
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Weil ich dich liebe
AdventureHier stand ich also. Allein, verlassen und wieder ganz am Anfang. Wie konnte es so kommen wie es gekommen war ? Ich hatte alles verloren, was mir wichtig war. Und das war allein meine Schuld. Der Joker hatte mich vergessen. Mich aus seinem Leben ges...