Sicht Joker
Eine Woche später feilte ich noch immer Tag und Nacht an meinem Plan. Er musste perfekt sein. Sonst brauchte ich ihn nicht durchzuführen. Die letzten Tage waren ruhig verlaufen, keinerlei Vorkommnisse, die mir Sorgen bereiten sollten. Soeben waren meine Männer auf die Suche nach jungen Menschen gegangen, die die perfekten Entführungsopfer darstellen könnten. Damit brauchte ich mich jedoch zunächst nicht beschäftigen. Einen Nachteil hatte es aber, der Chef und Kopf hinter der Sache zu sein. Waren alle Aufgaben verteilt, hatte ich schnell Langeweile, da ich die kleinen Vorbereitungen nicht ausführte. Mir viel auf, dass ich schon lange keinen wirklichen Spaß mehr hatte. Wo waren hilflose Menschen, die ich quälen konnte, wenn ich sie brauchte... Oder war es doch vernünftiger, sich ruhig zu verhalten, und abzuwarten? Nein... ich hasste Langeweile. Und Mary war die letzte Person, die mich davon hätte ablenken können. Ich hatte lange nicht mehr geschlafen. Aber das machte mir nichts aus, so konnte ich besser denken. Allerdings war mein Gedächtnis dadurch etwas schwächer, was ich allerdings in Kauf nahm. Bevor alles umgesetzt war, würde ich nicht schlafen. Batman schlief auch nicht. Umso wichtiger, Ablenkung zu bekommen.
Ich rief nach einem in schwarz gekleideten Mann, der an der Seite stand und scheinbar zu nichts eingeteilt worden war.
"Du da!", rief ich "Haben wir noch Gäste?"
Er schüttelte den Kopf und schien kurz zu überlegen.
"Wir hätten nur zwei, die allerdings nicht viel zu bieten haben...", fing er zögerlich an.
Klar. Ich fasste mir an die Stirn. Die Spionin, die geschwiegen hatte, und der alte Geldsack,der sowieso bald das Zeitliche segnen würde.
Ich verdrehte die Augen. Was für eine Auswahl...
Ich beschloss, mich dem Mädchen anzunehmen. Sie hatte die ganze Woche nicht geredet, wie mir Henry berichtet hatte. Ich hatte sie ihm überlassen, weil ich es nicht zu meinen Aufgaben zählte, einen trotzigen Menschen zum Reden zu bringen. Allerdings viel mir dabei jetzt auf, dass Henry sehr ungeduldig sein konnte. War die Entscheidung richtig gewesen, oder hatte er sie umgebracht und sie war so nutzlos, wie ich vermutete? Aber es reizte mich, ihr Geheimnis zu erfahren, und zu wissen, weshalb sie keine Angst gehabt hatte. Nach einem Hin und Her wälzte ich mich aus dem Sessel und steckte mein Messer in die Tasche, mit welchem ich eben noch gedankenverloren gespielt hatte.Aber sie musste noch warten. Davor entschied ich mich, etwas zu essen. Weglaufen konnte sie schließlich nicht. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Auch wenn es mir eigentlich egal war, in welchen Händen das Mädchen war, wusste ich nicht, ob es gut war, mit Henry so vorschnell entschieden zu haben. Er war für seine oft sadistischen und grausamen Spielchen bekannt. Von Weitem hörte ich eine helle Stimme, die mir bestens bekannt war. Dass Mary mir ständig sagen wollte, was sie gerade tat, fühlte oder erreicht hatte, nervte mich gewaltig. Als ob ich nichts besseres zutun hatte, als mir ständig ihre nervige Stimme anzuhören, die nach mir rief.
Ich ignorierte die Frau absichtlich und dachte stattdessen wieder über das Mädchen nach. Woher kannte ich sie nur? Das war mir schleierhaft. Sie kam mir bekannt vor, und doch irgendwie auch nicht. Vielleicht sollte ich bestimmte Quellen fragen, ob sie sie kannten. Ich könnte ein Foto machen und würde es abgleichen lassen, das würde zwar lange dauern, dafür gäbe es aber ein eindeutiges Ergebnis. Ich stieg in den Wagen und machte mich auf den Weg Richtung Industriegebiet. Ich musste es ja nicht provozieren, dass sie vielleicht wirklich mehr tot als lebendig war, wenn ich sie sehen würde.Die Kerzenflamme flackerte, als sie gegen den nackten Brustkorb gehalten wurde und ein Schrei hallte durch den Raum. Man hörte ein Geräusch, einen Schlag, kurz darauf leises Wimmern. Eine Person mit langen Haaren hing vor Schmerz zuckend in den Ketten, die Andere stand davor und von der Seite erkannte man ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Die nassen Wände erzeugten ein klirrendes Geräusch, wenn das Wasser von den Heizungsrohren tropfte. Es war kalt und dunkel. Auf dem Boden lagen Kleidungsfetzen. Die Handschellen drückten sich in die blutigen Handgelenke, die verzweifelt versuchten, sich zu entwinden. Die Tür schlug zu. Leere machte sich breit, durchzogen von leichten Atemzügen, die aus dem Mund entwichen und die Schmerzen offenbarten. Stille.
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Weil ich dich liebe
AdventureHier stand ich also. Allein, verlassen und wieder ganz am Anfang. Wie konnte es so kommen wie es gekommen war ? Ich hatte alles verloren, was mir wichtig war. Und das war allein meine Schuld. Der Joker hatte mich vergessen. Mich aus seinem Leben ges...