Sicht Shadow
Mein erster Gedanke, nachdem ich aufwachte, war, aufstehen zu wollen. Ich konnte mich nicht erinnern, was passiert war, oder wie ich hergekam. Das Sofa war hart, aber glücklicherweise hatte mein Kopf höher gelegen, sodass die Rückenschmerzen erträglich waren. Ich lag in eine Decke gehüllt da. Mir war etwas kalt, aber es ging.
Langsam versuchte ich, mich aufzurichten, doch es gelang mir mehr schlecht als recht. Ich wollte nach Hause, also so schnell wie möglich weg von hier. Langsam rollte ich mich von dem heruntergekommenen Sofa. Ich versprach mir, durch diese Aktion abhauen zu können, ohne das der Joker zurück kam und mich erkannte. Ich hatte großes Glück gehabt. Die Folter war überstanden, auch wenn ich noch nicht ganz in der Lage war klar zu denken. Er hatte wirklich seinen Spaß mit mir gehabt und mir Äußerstes abverlangt. Das zeigten meine Verletzungen, die ich nicht zählen konnte, so zahlreich waren sie.
Erst jetzt viel mir der nasse Verband auf, der um meinen Kopf gewickelt war. Wer hatte mich hergebracht? Ich konnte mich nur dunkel an eine Dusche erinnern und eine Stimme die versuchte, mich zu beruhigen. War das Jack gewesen? In meinen Erinnerungen prankte ein dunkles Loch, alle Erinnerungen des Vortages waren weg. Oder war es schon der Tag davor gewesen? Ich hatte keinerlei Zeitgefühl. Ich wusste nicht, wo ich jetzt war, wie lange ich geschlafen hatte, geschweige denn, wer sich um mich gekümmert hatte. Wenn es wirklich Jack, der Joker gewesen war, wusste er inzwischen sicherlich um meine Identität. Bitte nicht... schrie ich innerlich.
Ich entfernte so gut es ging den Verband von meinem Kopf. Darunter kam eine halb verklebte Plazwunde zum Vorschein. Was war bloß da unten genau passiert? Ich fand einen Mantel, der über dem Stuhl hing. Schnell griff ich danach und warf ihn mir über. Vorne knöpfte ich ihn zu, um wenigstens halbwegs bekleidet zu sein. Dass der Mantel ein Zeichen dafür sein könnte, dass jemand Zuhause war... darauf kam ich nicht. Ich stellte mich auf meine noch etwas wackeligen Beine und lief ein paar Schritte. Es ging schwer, weil mich ständig Schwindelgefühle überkamen. Aber ich schaffte es bis zur Tür. Als ich sie öffnete, konnte ich in eine große Halle schauen. Leider fiel mir auch auf, dass ich viele Treppen steigen musste, um die Halle verlassen zu können, den ich befand mich auf einem Gang über der Halle. Ich seufzte auf. War ja klar, dass es schwerer als nötig für mich wurde. Zaghaft setzte ich einen Fuß vor den Anderen, und bewegte mich so etwas wackelig zur Treppe. Meine Hand lag auf dem kalten Geländer und so zog ich mich vorwärts.
Plötzlich hielt ich Inne. War da ein Geräusch gewesen? Ich hörte genauer hin. Nichts. Ich musste mich geirrt haben. Doch als ich weiter lief, ertönte es wieder. Ein Pfeifen. Es kam näher. Jemand pfiff eine Kindermelodie. Ich konnte ahnen, wer das war... schnell rannte ich hinter eine Säule und machte mich klein. Schritte kamn näher. Ich versuchte, so leise wie möglich zu atmen. Die Schritte gingen vorbei und ich traute mich nicht, mich umzudrehen, um der Person nachzuschauen. Eine Tür ging auf. Ich wartete kurz ab, dann richtete ich mich, so gut es eben ging, auf und befahl meinem Körper, wegzurennen.So weit kam es nicht.
Ich spürte nah hinter mir einen Luftzug. Meine Nackenhaare stellten sich auf und es lief mir kalt den Rücken runter.
Jemand atmete, und dieser Jemand stand genau hinter mir. Ich traute mich nicht, eine Bewegung zu machen. Es war still bis auf die Atemzüge hinter mir. Die Sekunden vergingen. Langsam drehte ich mich, ich konnte diese Sekunden voller Angst und Ungewissheit nicht ertragen. Die Person, welche direkt hinter mir stand musste zur Zeit dagewesen sein, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte. Ich erstarrte bei dem Anblick leicht.
Mir blickte ein breit grinsendes Gesicht entgegen. Meine Vermutung bestätigte sich. Ich zuckte zurück und stieß gegen die Säule, die mir gerade noch als Versteck gedient hatte. Er stand nur da und schaute mich abwartend an. Ich ging einen Schritt zur Seite um zu sehen, wie er reagierte. Er blieb stehen und schien nicht auf mich zu reagieren. Schließlich, nach schier endlosen Momenten begann er, zu sprechen.
"Was wird das,wenn es fertig ist?", er legte den Kopf schräg.
Ich wollte antworten, musste mich aber sehr dazu zwingen, weil es mir immer wieder den Atem verschlug, wenn ich ihn sah und er mich wahrnahm. Dann hatte ich immer das Gefühl, er würde gleich meinen Namen sagen, mich erkennen und in den Arm nehmen. Wünschte oder erhoffte ich mir genau diese Situation? Eigentlich hatte ich doch ursprünglich vor, Informationen für das GCPD zu sammeln, um später ein unbehelligtes Leben führen zu können. Ich durfte das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Nervös räusperte ich mich. Meine Stimme klang kratzig, als ich ihm antwortete.
"Ich... ich bin aufgewacht, und ich hab nicht gewusst, wo ich bin."
"Soso, und da erschien es dir als gute Idee, mal eben in den Gängen rumzugeistern und zufällig die Richtung zum Ausgang einzuschlagen?"
Der Joker kam näher und er sah nicht mehr so entspannt aus wie eben.
"Weißt du meine Gastfreundschaft etwa nicht zu schätzen?", raunte er bedrohlich.
Ich wollte ihn nicht provozieren, so sagte ich einfach nichts und beließ es dabei. Ich hatte aus den letzten Jahren gelernt.
"Liebes... kannst froh sein, dass ich dich so gut leiden kann!", damit packte er meinen Arm und zerrte mich in die Richtung, aus der ich gerade gekommen war. Ich wehrte mich nicht, da ich kein Interesse daran hatte, seine Gewalt zu spüren.Nachdem er mich zurück gebracht hatte setzte ich mich abwartend auf die Couch, auf welcher ich vorhin erwacht war. Der grünhaarige Mann ging schnurstracks zu einem Schrank und brachte einen Verbandskasten zum Vorschein. Fachmännisch trennte er einen Teil von der Binde ab und nahm eine Salbe zur Hand. Dann kam er damit in der Hand auf mich zu und verteilte sie grob auf der Platzwunde. Die Salbe roch komisch und die Wunde fing an zu kribbeln. Der Joker zog eine Nadel hervor und kippte halbherzig Desinfektionsmittel auf diese. Er betrachtete die Wunde genauer.
"Ich muss das nähen.", stellte er fest.
Ich schaute ihn panisch an. Woher sollte ich wissen, ob er das überhaupt konnte?
Bei meinem Blick musste er grinsen.
"Keine Sorge...", er hob sein Hemd hoch und darunter sah ich seine Narben, die mehr schlecht als recht genäht worden waren. "Ich hab das schon oft gemacht!"Er fingerte konzentriert einen Faden durch die Nadel, dann setzte er sie ohne zu fragen an der Wunde an.
Ich merkte, dass ich zitterte, als ich auf meine Hände schaute. Er schien es auch zu bemerken und schnalzte missbilligend mit der Zunge.
"Na, du wirst mir doch wohl vertrauen. Ne andere Wahl hast du eh nicht.", meinte er leicht beleidigt.Die Salbe schien etwas zu betäuben. Ich merkte nur die ersten zwei Stiche, dann war es auszuhalten. Er konzentrierte sich voll und ganz auf die Wunde, sodass ich die Chance hatte, ihn genauer zu betrachten. Er war nicht gealtert. Im Gegenteil. Die Schminke trug er noch genauso und auch die Klamotten waren gleich geblieben. Allerdings hatte er tiefe Augenringe und das Gesicht wirkte kantiger. Die Haare hingen ihm ins Gesicht und waren ungepflegt. Seine Augen waren so schön wie damals. Ich bemerkte, dass er fertig war, und mir in die Augen sah. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er trennte den Faden ab und verstaute das restliche Zeug wieder im Verbandskasten.
"Ich scheine ja durchaus interessant zu sein.", bemerkte er süffisant.
Ich wendete den Blick ab. Das war ein Moment, in dem ich mir wünschte, er hätte mich erkannt.
Doch der Joker drehte sich um und betätigte den Wasserkocher. Aus einer Tasche kramte er eine Nudelterrine hervor und goss das Wasser auf. Dann reichte er sie mir mit einem Löffel. Ich nickte ihm zu um mich zu bedanken. Er war aber völlig in Gedanken und beobachtete mich genauestens.
Die Situation war mir etwas unangenehm, aber das Essen war mir wichtiger als solche Gefühle."Irgendwoher kenne ich dich doch. Und ich werde herausfinden, woher.", platzte es aus ihm heraus.
Ich verschluckte mich beinahe an der Nudelsoße. Er bemerkte dies und blickte mich noch skeptischer an.Ich igorierte den Blick auf mir und rollte mich wieder auf dem Sofa zusammen. Der Mann vor mir grinste mich heimtückisch an, machte sich dann aber daran, den Raum zu verlassen. Beim Rausgehen hielt er und kramte einen Schlüssel aus einer Komode.
"Damit du es gar nicht erst versuchst...", mit diesen Worten verschwand er und ich hörte nur noch das Geräusch des Schlüssels, welcher sich außen im Türschloss umdrehte, bevor sich Stille im Raum breitmachte. Seufzend legte ich mich hin und starrte an die Decke. Wie lange sollte das so weitergehen? Gern hätte ich gewusst, was er mit mir vorhatte. Aber es hieß: Abwarten.
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Weil ich dich liebe
AdventureHier stand ich also. Allein, verlassen und wieder ganz am Anfang. Wie konnte es so kommen wie es gekommen war ? Ich hatte alles verloren, was mir wichtig war. Und das war allein meine Schuld. Der Joker hatte mich vergessen. Mich aus seinem Leben ges...