Nicht gut genug

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In letzter Zeit saß ich oft in dem alten Haus im Wald, wo ich meine Verflossene näher kennen gelernt hatte. Ich wusste nicht, weshalb ich seit einiger Zeit immerzu herkam. Sie war tot. Und kein Vergleich zu Mary, die ich irgendwann danach kennenlernte. Mary versuchte ständig viel zu sehr, mir zu gefallen. Das hatte Sie nie getan. Und dafür hatte ich sie geliebt. Dafür, dass sie sich nicht verstellt hatte. Ich sie so kannte, wie sie war. Mal abgesehen von ein paar psychischen Macken, die ich ihr zugefügt hatte. Das hatte ich ja nur aus Liebe getan. Sie wollte mich nie zu einem besseren Menschen machen. Aber getan hat sie es unbewusst trotzdem. Sie war das Mädchen gewesen, dass ich geliebt hatte, und sie würde immer das einzige Mädchen bleiben, was mir etwas bedeutet. Naja. So spielte das Leben. Ich wollte sie nicht heiraten. Wollte kein Kind mit ihr, keine glückliche Familie gründen. Und ich denke, das wusste sie. Ich wollte sie bei mir haben, sie in meiner Nähe wissen.
Und kaum hatte ich sie, wurde sie mir entrissen. Und das für immer.

Mary hasste dieses Haus. Sie hasste Shadow. Dafür, dass ich noch immer an sie dachte. Manchmal wollte ich sie umbringen. Sie erwürgen. Das Leben aus ihren braunen Augen entweichen sehen. Aber dann besann ich mich immer eines Besseren.
Sei doch ehrlich, sie ist die Einzige, die da ist. Sonst hast du doch niemanden. Deine Männer ? Wo wären die ohne Bezahlung... deine Familie ? Du hattest nie eine... vielleicht Shadow... oh. Tot.
Ich schüttelte den Kopf. Die Stimmen in meinem Kopf waren Tag für Tag unangenehmer.
Irgendwie war ich nie über sie hinweg gekommen. Bis heute wusste ich nicht, was mich so an Shadow fasziniert hatte.

Felix betrat den alten Raum. Es war das Arbeitszimmer, was Paula vor langer Zeit in Brand gesteckt hatte, um zu fliehen.
"Was gibt es?"

"Ich wollte fragen, wann Sie kommen. Es wäre alles bereit."
"Danke."

Ich erhob mich. Felix ging vor. Wehmütig schaute ich zurück in das Büro, was noch einige Brandflecken zeigte.

Dann wandte ich mich um schulterte ein Gewehr. Es ging wieder los.
Mary wartete am Wagen und winkte mir lächelnd zu. Ich seufzte, und machte mich auf den Weg zu ihr.
Ich hatte einen genialen Plan gegen Batman in der Hand. Naja. Durch das spurlose Verschwinden seiner Tochter, an den Namen konnte ich mich nicht erinnern, war er kurz vor dem Scheitern gewesen, aber dann konnte ich ihn nochmal ändern, sodass er fast noch besser war.

Mary drückte mich an ihren dürren Körper und gab mir einen Kuss auf die Wange. Sie war hübsch und andere Männer wären froh, sie zu haben. Und doch war sie nicht wie ich. Ja, Shadow war das auch nicht, aber sie verstand mich. Und der Reiz, dass sie manchmal nicht wusste, was ich tun wollte, hatte meine Liebe zu ihr intensiviert, hatte dem Ganzen Spannung gegeben.
Mary, die sich nur zu gern von mir dominieren ließ, war dazu kein Vergleich. So hatte es keinen Reiz mehr. Um Shadow für mich zu gewinnen hatte ich lange gebraucht. Vergessen würde ich sie nie, auch wen sie tot war.
Ich spürte Marys warmen Atem an meinem Hals. Ihr braunes Haar glänzte. Ihre Hand lag in meinem Nacken. Ich drückte ihr halbherzig einen Kuss auf den Mund. Um meine Triebe von Zeit zu Zeit zu befriedigen, war sie gut genug. Für den Rest nicht. Und sie würde es niemals sein. Irgendwann musste ich sie loswerden.

Ein paar Stunden später saß ich wie so oft über Stadtplänen in einem verlassenen Gebäude des Industriegebiets. Warum musste diese verdammte Stadt so unübersichtlich sein?
Nachdenklich lenkte ich mir über die Lippen und strich über die vernarbten Wangen. Von Osten oder Süden. Wie war der Überraschungseffekt größer?
Ganz in meinen Gedanken bemerkte ich nicht, wie sich mir eine schmale Silhouette näherte. Erst am Geräusch der Highheels in naher Nähe hörte ich es und drehte mich um. Mary stand im kurzen Kleid da und schaute mich an.
"Jokes... willst du nicht mit ins Bett kommen?", fragte sie bemüht verführerisch. Ich war für solche Spielchen in dem Moment nicht zu haben.
Bevor ich allerdings erwidern konnte, klopfte es schnell an der Tür, und ohne auf ein "Herein" zu warten, sprang sie auf.

Weil ich dich liebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt