09 Kalt

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Einen schönen Sonntagabend wünsche ich.
Leider ist das Kapitel nicht ganz so lang geworden und wirkt womöglich verwirrend, aber ich mag es. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und mich würde interessieren, ob ihr am Ende Theorien habt.

Kapitelname: Kalt

Wörterzahl: 1700

Vorkommende Personen: Richard Z. Kruspe, Tobias Sammet, Paul Landers, Christoph Schneider

Sicht:  Richard/Mister X

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Regen schlägt mir ins Gesicht, meine Kleidung klebt an mir wie eine zweite Haut. Doch gekonnt ignoriere ich dieses ekelhafte Gefühl. Es gibt Momente, in denen ich diesen Anzug verabscheue. Meine Schritte knirschen auf dem nassen Sandboden, nur noch wenige Meter trennen mich von dem Friedhof.
          Mit einem quietschenden Geräusch öffne ich das große Tor und betrete das Gelände der Toten. Ich weiß genau, wo ich hinwill. Es ist kein weiter Weg und doch liegt das Grab etwas versteckt.
      
Der schwarze Grabstein mit der weißen Schrift, der Engel in der rechten oberen Ecke. Die Wassertropfen wirken wie Tränen, vielleicht sind es ja die meinen.
„Ich weiß, ich war schon längere Zeit nicht hier, aber ich finde nicht die Zeit. Wenn sie es doch nur wüssten. Sie wissen ja nicht mal etwas von der Zwei. Ich denke, ich kann ein bisschen erzählen, was in der letzten Zeit passierte. Nun, schon zwei Monate sind die Jungs mit bei RiJuTo und sie machen sich wirklich gut. Aber es bleibt natürlich nicht aus, dass Dinge passieren, die nicht sonderlich positiv sind. So haben Schneider und Paul bleibende Verletzungen davongetragen."

13. Juli 2018

„Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Nehmt sie richtig aus, sie schulden uns schließlich eine Menge Geld. Aber stellt euch darauf ein, dass sie einen auf Unschuldslamm machen und die Bullen rufen. Dann zieht euch zurück, ich habe kein Bock auf Festnahmen. Ist das klar?", ich erhalte zustimmendes Nicken.
       
Wir machen uns auf den Weg zu dem Objekt. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache. Aber was sein muss, muss eben sein. Geschäftsleute sind prinzipiell unangenehme Kunden. Was sind sie auch so dumm und legen sich mit uns an, denken ihre illegalen Geldgeschäfte würden nicht auffallen. Pah! Einen Richard Kruspe kann man nicht verarschen und einen Mister X erst recht nicht.

Das neuerbaute Gebäude zeigt ein perfektes Bild, hinter dessen Fassade die Ekelhaftigkeit nur so tropft. Aber ein normaler Mensch sieht das natürlich nicht.
        Wir parken unsere Fahrzeuge vor dem Gebäude. Ich steige als erster aus und betrete auch als erster das Haus. Ein Sekräterenmäuschen steht in kurzem Rock und aufreizender Bluse hinter dem kalten Tresen und tippt auf der Tastatur. Sie bemerkt uns und schaut auf.
„Was kann ich für Sie tun?"
„Für uns? Eigentlich nichts. Wir wollen zum Boss."
„Der hat leider im Moment einen Termin. Oder haben Sie sich angemeldet."
„Einen Scheiß haben wir, wo finden wir den Chef?", frage ich drohend und richte die Waffe auf sie.
„Bitte tun Sie mir nichts... Sie müssen in den ersten Stock, Zimmer 11. Bitte..."
„Danke, Mäuschen. T, leiste ihr etwas Gesellschaft, damit wir unsere Ruhe haben", fordere ich Tobi auf, ehe ich mit Christoph und Paul nach oben gehe.

Recht schnell ist das Zimmer gefunden. Ich reiße die Tür auf, der feine Herr Fialik sitzt an seinem Schreibtisch, ihm gegenüber Herr Fischer, der zweite Verantwortliche.
„Was soll das? Wir sind hier mitten in einem Gespräch."
„Wer sind Sie?", fragt der Geschäftspartner.
„Schnauze, Fischer", befehle ich ihm und haue ihm mit der Waffe ins Gesicht, „Emu, du weißt doch ganz genau, was ich von dir will. Ich will mein Geld sehen!"
„Was für Geld?"
„Das Geld, was du mir noch schuldest. Knapp dreißigtausend Euro. Ich habe dir das nicht geschenkt, mein Lieber. Du hast deine Fristen nicht eingehalten, meine Geduld ist am Ende! Nun ist deine letzte Chance, bevor ich jegliche Informationen an Mister X weitergebe und er dafür sorgt, dass ich all dein Vermögen kriege."
           Ich grinse einfach nur, richte die Waffe auf ihn.
„Ach komm Richard. Ich habe das Geld noch nicht wieder drin, okay? Ich zahle nächsten Monat und dann ist alles wieder gut."
            Er hält eine Hand unter seinen Schreibtisch und grinst.
„Hände hoch. Hände hoch du Arschloch!"
„Die Freunde der Polizei werden sich freuen, wenn sie dich mal wieder einfangen können", er lacht auf.
„Du kotzt mich einfach an."
„Und trotzdem bist du zu feige, einfach abzudrücken. Es war so schön, als du im Knast versauert bist und ich glaube, da kannst du auch wieder hin."
              Soll ich ihn einfach erschießen? Aber ich kann ihn nicht verschleppen. Das kann ich nicht bringen.
„Fesseln", ordne ich also an.
               Ich richte die Waffe weiterhin auf die beiden. Schneider und Paul fesseln sie an ihre Stühle.
„Dann lösen wir das Ganze eben ohne Mister X", ich grinse, „Ich habe gehört, euer Brandschutz ist miserabel. Du sparst halt, wo du nur kannst. Passt auf die beiden auf."
               Noch ist die Polizei nicht vor Ort, noch habe ich Zeit. Schnell hole ich aus meinem Wagen einen Kanister mit Benzin. Diesen bringe ich nach oben in das Büro. Dort drehe ich den Deckel des Kanisters ab und fange an, das Benzin, um den beiden herum auszuschütten. Ich lege eine Spur durch das ganze Büro, den Rest entleere ich auf dem Flur, ehe ich zurück ins Büro kehre.
„Noch letzte Worte? Nein? Aber ich habe noch etwas zu sagen. Verbrennen ist der schmerzhafteste Tod. Bye."
             Ich verlasse das Büro und auf dem Flur zünde ich die Spur an. Ich grinse dabei, die beiden Männer schreien um Hilfe. Die können schreien, wie sie wollen, es wird ihnen nichts bringen. An ihren Stühlen ist auch Benzin, von daher wird das Feuer an sie herankriechen. Bis die Feuerwehr da ist, wird es zu lange dauern. Die einzigen, die sie im Moment löschen könnten, wäre die Polizei, je nachdem, wie schnell sie hier sind. Denn Feuermelder gibt es hier nicht, nur den Polizeinotruf. Ich sage ja, er spart halt viel. Was ein Geizhals.
             Doch plötzlich höre ich Polizeisirenen. Scheiße!
„Wir müssen raus, jetzt!", schreie ich meinen beiden Jungs zu, die sich noch im Büro befinden.
             Ich renne nach draußen, Tobi dicht hinter mir. Wir springen in mein Auto, ich schmeiße den Kanister nur auf den Beifahrerplatz und fahre um die nächste Ecke, damit sie mich nicht erwischen. Ich beobachte den ankommenden Streifenwagen. Zwei männliche Polizisten steigen aus und stürmen in das Gebäude.
„Sie wollte die Bullen rufen, jetzt hat sie einen schönen Rücken."
„Du hast sie umgebracht?"
„Sie hat mich gebissen."
„Gut gemacht. Aber wo bleiben Paul und Schneider?"
„Hast du Mister X Sachen mit, dann kannst du die beiden daraus holen."
„Dann fahr du schon mal zurück, die anderen sind eh nicht da, dann fällt es nicht auf. Habe alles im Kofferraum, Moment."
              Schnell klettere ich auf die Rückbank und nehme den Rucksack, den ich immer dabeihabe, falls ich Mister X spielen muss. Ich bin bereits darin geübt, meine Klamotten schnell anzuziehen. Selbst im Kontaktlinsen reinmachen bin ich sehr geübt, dass mache ich allerdings vor dem kleinen Spiegel in der Blende. Auch meine Waffe habe ich dabei.

Keine fünf Minuten später kann ich dann ins Gebäude gehen. Vermutlich versuchen die Polizisten grade, dass Feuer zu löschen. Ich betrete das Gebäude und gehe direkt nach oben. Christoph und Paul liegen auf dem Boden, sie scheinen verletzt zu sein.
„Was ist mit euch geschehen?"
           Keiner der beiden antwortet, denn in dem Moment tritt einer der Polizisten in den Gang.
„X!"
„Und du denkst ernsthaft, es bringt was, wenn du das jetzt deinem Kollegen sagst?"
„Wie lange warten wir darauf, dich zu schnappen."
„Einen Toten kann man nicht schnappen. Jetzt schweig oder du spürst das X!", ich stehe nun vor ihm und halte meine Waffe an seine Brust.
„Auf die Knie. Jetzt."
            Der Polizist geht langsam in die Knie. Der Zweite, der das Feuer löscht und die beiden befreien will, dreht sich zu uns um.
„Eine falsche Bewegung und dein Freund lernt die Engel kennen."
            Der Zweite bleibt wie angewurzelt stehen.
„Ihr macht Probleme."
            Ich drücke ab, der Polizist sinkt nun ganz zu Boden.
„Ihr stört", ich drücke ein weiteres Mal ab.
            Der zweite Polizist sinkt ebenfalls zu Boden.
„Ihr nervt", ich schieße auf Fischer, der nur noch kurz aufschreien kann, „Und ihr könnt mich mal."
            Damit erschieße ich auch noch Emu. Alles Schüsse ins Herz. Alle sind auf der Stelle tot. Aber das Wichtigste fehlt ja noch. Das Feuer ist leider doch gelöscht, deshalb kann ich jedoch zu den beiden Geschäftsmännern. Ich zücke mein Messer und ritze ihnen ein X auf die Stirn. Die Patronen rauszunehmen, wäre mir jetzt zu aufwendig, die Zeit habe ich nicht.
             Auch den Polizisten ritze ich das X auf die Stirn, dann wende ich mich Paul und Schneider zu, erlöse sie von ihren Handfesseln. Doch der Anblick ihrer Gesichter ist nicht sehr schön. Schneiders Augen tränen stark, dass rechte Auge sieht sehr schlimm aus. Wahrscheinlich hat er Pfefferspray abbekommen. Pauls Augen sind auch leicht gerötet, doch schlimmer ist, was sein Gesicht zeigt: eine Brandverletzung neben den linken Augen.
„Ich bringe euch nach Haus, könnt ihr laufen?", ich darf meine Mister X Stimme nicht verlieren.
„Ich glaube schon. Scheiße tut das weh!", jammert Paul.
            Ich bringe die beiden in Schneiders Auto und fahre selbst, bringe sie nach Hause. Hoffentlich hat das keine zu schlimmen Folgen.
          

_-_

„Leider ist Schneider seit diesem Vorfall auf dem rechten Auge blind. Aber dank seiner neuen Frisur, er trägt jetzt nur noch einen dünnen Iro, sieht das perfekt aus. Einfach böse, gefällt mir. Nur wenn er draußen ist, trägt er eine Sonnenbrille, weil er sich noch nicht so ganz daran gewöhnt hat. Naja, und Paul? Der hat eine Brandnarbe, die er sich jeden Morgen überschminkt, damit kein Polizist ihn erkennt. Aber hey, ich habe mein Geld wieder, also war es doch ein gelungener Auftrag. Nur muss ich ihnen langsam sagen, dass ich Mister X bin. Vor allem muss ich ihnen von uns erzählen. Was sie jedoch niemals wissen werden, ich stehe hier vor meinem eigenen Grab. Denn sie erwarten nicht, was mein größtes Geheimnis ist. Verborgen in meiner inneren Dunkelheit, ohne Herz, ohne Seele. Kälte, Nebel. Das versteckte Gesicht, meine Rache."
           Ich ziehe den Mundschutz vom Gesicht.
„Wenn sie doch nur wüssten, sie alle."
           Ich lache leise auf und streiche mir mit der rechten Hand über das entstellte Gesicht. Mein Gesicht.

Ich will! - The devil in IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt