2- Das Kennenlernen

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Ich versuchte mich selbst zu beruhigen, was nach einigen Minuten auch mehr oder weniger gut funktionierte. Um mich etwas abzulenken sah ich mir das Zimmer etwas genauer an. Die Möbel waren alle weiß und harmonierten perfekt mit der türkiesen Wandfarbe. Durch ein großes Fenster fiel eine Menge Licht ins Zimmer. Ich schloss kurz die Augen und genoss die Abendsonne, welche hinter den Baumwipfeln des am Grundstück angrenzenden Waldes verschwand. Vor dem Fenster stand ein großer Schreibtisch. Automatisch musste ich an die Schule denken. Meine Alte Schule war in einem äußeren Stadtbezirk von London, in der Nähe des Heims in welchem ich bis heute noch lebte. Ich mochte sie, ich war zwar eher eine Einzelgängerin und meist unsichtbar, aber es machte mir absolut nichts aus.

In der Mitte des Raumes stand ein großes Himmelbett, darauf stapelten sich eine Menge Kissen und eine rosa geblümte Bettwäsche. Mit einem Sprung landete ich auf der weichen Matratze und genoss die Stille. Nach einiger Zeit beschloss ich meine Koffer auszuräumen. Anne und ich hatten sie vorhin bereits hochgetragen. Viel war nicht drinnen. Ich besaß nur ein paar Klamotten und Bücher. Diese waren auch schnell verstaut. Ich hatte ein eigenes Ankleidezimmer und ein kleines Bücherregal.

Nach einer Weile klopfte es an meiner Tür und Anne kam herein.

,,Wie ich sehe hast du dich ja schon etwas eingerichtet. Du liest wohl sehr gerne, da haben wir wohl etwas gemeinsam. Die Jungs kommen gleich und das Essen ist auch schon fertig kommst du mit runter?"

,,Ähm, ja natürlich."

Gemeinsam gingen wir nach unten. Bereits im Treppenhaus konnte man das Abendessen schon riechen. Mein Bauch knurrte, das hörte auch Anne und begann zu lachen.

,,Wie ich höre bist du schon hungrig, ich auch und die Jungs nach dem Fussballtraining auch. Ich hoffe du magst Lasagne, wenn nicht, koche ich dir gerne etwas anderes."

,,Nein Lasagne klingt gut, ich glaube, dass alles was du kochst besser als das Essen im Heim ist."

Anne begann zu lachen und auch ich stimmte mit ein. Wie lange war es her, dass ich gelacht habe? Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern.

,,Hilfst du mir beim Tischdecken?"

,,Ja natürlich."

Anne drückte mir sechs Teller in die Hand. Danach zeigte sie mir wo die Gläser und das Besteck waren. Als ich damit fertig war stelle ich auch noch einen Krug mit Wasser auf den langen Holztisch.

,, Du kannst dich schonmal setzten, die Jungs und Phil kommen gleich, dann können wir gleich essen."

Ich setzte mich auf einen Stuhl und betrachtete den Raum genauer. Er war liebevoll eingerichtet und dekoriert. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich den Mann der soeben die Küche betreten hatte, gar nicht bemerkte. Erst als er vor mir stand und mir die Hand hinhält, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein Mann war mein erster Gedanke. Ich begann sofort zu zittern, meine Hände würden schwitzig. Er schien das zu bemerken und nahm seine Hand wieder herunter. Er hatte wohl schon mit so einer Reaktion gerechnet, er lächelte mir zu und ging dann zurück zu Anne in die Küche.

Er war also nicht sauer, oder etwa doch, ich konnte es nicht einschätzen. Männer waren unberechenbar. Niemand konnte mir sagen was in ihnen vorgeht. Durch meine Erfahrung wusste ich, dass es meist nichts Gutes war. Das Zittern hatte mittlerweile nachgelassen. Doch als ich laute Stimmen aus dem Flur hörte und kurz darauf drei Jungs in die Küche stürmten, begann das Zittern erneut. Ich versuchte es zu unterdrücken, aber es funktionierte nicht. Als sie mich dann auch noch entdeckten und auf mich zusteuerten, schossen mir tausend Erinnerungen an meinen Vater in meinem Kopf. Ich war völlig durcheinander und die Tränen die sich langsam einen Weg über meine Wangen bahnten, machten es nicht wirklich einfacher. Da ich nicht wollte, dass sie mich so sahen, was eigentlich schon zu spät war, da Anne bereits auf dem Weg zu mir war um mich zu beruhigen. Ich musste wohl so plötzlich aufgesprungen sein, denn der Sessel flog mit einem lauten Knall um. Alle hatten einen erschrockenen Gesichtsausdruck, was mich noch unsicherer machte und mich nur noch mehr anspornte, aus diesem Raum rauszukommen. Ich rannte was das Zeug hielt und erreichte außer Atem mein Zimmer. Ich schlug die Tür zu und ließ mich daran heruntergleiten. Ich vergrub meinen Kopf zwischen meine Knie und weinte was das Zeug hielt.

Plötzlich hatte ich wieder das Bild meines Vaters vor Augen.

Er kam mal wieder betrunken von seiner Stammkneipe nachhause. Als er bei der Tür hereinkam konnte ich seine Fahne bereits riechen.

,,Wo bist du, du kleine Hure!" schrie er als ich nicht wie immer bereits im Flur war um ihn zu begrüßen.

,,H-hier, i-ich, e-es t-tut" versuchte ich mich bei ihm zu entschuldigen, doch wurde gleich wieder von ihm unterbrochen. ,,Halt deine Fresse, und sieh zu, dass ich was zu Essen bekomme, du unnützes Stück. Warum hat sie dich nicht wenigstens mitgenommen, wenn sie sich schon verpissen musste. Aber nein, da lässt sie mir eine kleine unnütze Schlampe hier!" Was mache ich bloß mit dir, manchmal wünsche ich mir du wärst bei der Geburt gestorben, dann hätte ich dich jetzt nicht an der Backe."

Und schon begann er auf mich einzuschlagen, immer und immer wieder, bis ich plötzlich nichts mehr mitbekommen hatte, da mich mein Bewusstsein verlassen hatte.

Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.

,,Malia ich bin es, Anne. Würdest du bitte die Türe öffnen? Ich tu dir auch nichts versprochen, ich will nur mit dir reden. Du musst natürlich nicht wenn du nicht willst, aber ich würde mich freuen."

Ich zögerte kurz doch dann entschloss ich mich doch dazu die Türe zu öffnen. Ich setzte mich aufs Bett. Anne trat herein und wollte sich zu mir setzten, doch sie zögerte kurz, bis ich ihr mit einem Nicken ein Zeichen gab, dass es für mich in Ordnung ist.

,,Es tut mir leid, dass ich dich einfach so den Jungs überlassen habe, mir war nicht bewusst, dass du so reagierst. Ich dachte nicht, dass es so schlimm ist. Ich wollte dich nicht überfordern, aber ich verspreche dir, dass dir die Jungs und Phil nichts tun werden, okay?"

,,N-nein mir tut es leid ich wollte mich wirklich zusammenreißen, doch ich schaffe es nicht, ich bin einfach zu blöd dafür, ich kann einfach gar nichts, ich bin einfach zu nichts zu gebrauchen.", weinte ich drauf los.

,,Nein Schätzchen, sag sowas nicht du bist ein tollen Mädchen mit einer nicht so schönen Vergangenheit, aber zu nichts zu gebrauchen bist du bestimmt nicht, und jetzt hör bitte auf zu weinen. Was hältst du davon noch einmal mit hinunter zukommen? Die Jungs warten und unten auf uns und würden sich freuen wenn du mit uns isst."

,,I-ich weiß nicht, was wenn sie mir doch wehtun wollen?"

,,Das tun sie nicht, wirklich, sie sind super nett und freuen sich, dass du jetzt bei uns bist."

,,O-okay ich kanns versuchen, a-aber wenn ich es nicht kann, d-dann geh ich wieder nach oben."

Anne begann zu grinsen und umarmte mich, dabei flüsterte sie mir ins Ohr, dass sie stolz auf mich ist.

Wir gingen die Treppe nach unten, wieder begann ich zu zittern. Anne schenkte mir ein ermutigendes Lächeln und nahm meine Hand in ihre und drückte sie leicht. Sie öffnete die Tür und zog mich mit hinein. Die Jungs saßen am Tisch und schauten gespannt zu uns.

,,H-hallo, d-das w-wegen vorhin, d-das tut mit leid.", sprach ich leise und warf eine kurzen Blick in die Runde.

Die Jungs und Phil schauten zu mir und schenkten mir ein ehrliches Lächeln, zumindest kam es mir wie ein ehrliches vor.

,,Freut uns, dass du es doch noch einmal versuchen möchtest, ich bin Phil und es freut mich sehr dich kennenzulernen und dich in unserer Familie willkommen zu heißen.

Anne und ich setzten uns und wir begannen zu essen. Dabei war es ruhig. Anne meinte wir besprechen alles in Ruhe nach dem Essen.

Hallo ihr lieben ❤️
Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel
Ich werde versuchen so oft es geht ein neues Kapitel zu veröffentlichen ☺️
Ich hoffe euch gefällt dieses Kapitel und würde mich über Kommentare und Verbesserungsvorschläge freuen.
Außerdem plane ich ein Kapitel mit einer Personenvorstellung wenn jemand einen Wunsch zu einem der Jungs hätte postet mir den Namen in die Kommentare und ich werde schauen ob er in die Geschichte passt ❤️😁

Vlt schaffe ich es später noch ein Kapitel hochzuladen aber denke schon bin grade richtig motiviert❤️😏

TrustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt