spiegelschön

32; Milan

,,Sie sehen beunruhigt aus. Was geht in Ihnen vor? Sie wissen, dass Sie hier offen und vorallem ehrlich über alles reden können?", diese Mitleidsnummer ist immer ganz mies. Was ich dem Kommissar durch eine missbilligend hochgezogene Augenbraue auch ganz klar zeige.
Meine Arme habe ich auf den Tisch gelegt. Ich verdeutliche eine Linie, über die er nicht treten sollte und ich weiß nicht, ob er diese Geste richtig interpretiert.
,,Worüber denken Sie nach? Wir können auch gerne ewig hier sitzen und schweigen, aber das wäre doch ziemliche Zeitverschwendung."
,,Wieso beginnen Sie nicht damit mich zu informieren, was genau Sie auf den Überwachungsbändern gesehen haben?", provokativ verlagere ich mein Gewicht und lehne meinen Oberkörper nach vorne auf meine Arme. Ich bin dem Mann mit dem leichten Schweißgeruch dadurch viel näher und kann die nervösen Flecken auf seinen Hals sehen.
,,Sie haben Natia in die Damentoilette getragen, begleitet von Jule. Bitte erklären Sie mir, warum Sie das getan haben?"
Gerade möchte ich Gott oder sonst jemandem danken, dass Jule so schlau ist. Sie humpelte, als sie aus dem Raum kam, ihren Blick dabei starr auf Natia gerichtet, die direkt neben mir saß.
,,Sie hat sich den Fuß verletzt. Wer würde ihr dann zumuten alleine bis dorthin zu humpeln? Sie konnte vor Schmerzen fast nicht stehen. Würden Sie einer so guten... Freundin nicht in einer solchen Lage helfen?!", innerlich könnte ich mich ohrfeigen für die kurze Pause, bis das Wort Freundin meinen Mund verlassen hat. Es hat sich bitter angefühlt und mein Herz mit einem Stich zerfahren. Sorge wegen ihrer schmächtigen Figur brodeln in mir hoch, als ich an die Situation bei meinem zweiten Besuch einer Damentoilette denke, dabei ist sie doch so wunderschön.
Der Mann nickt mir zu und verabschiedet sich rasch. Scheinbar hat er noch viel vor, hoffentlich lässt er uns bald gehen. Das ist doch ganz schön nervig.
,,Vermutlich haben Sie da Recht. Vielen Dank!"