"Ich muss zu ihm. Es geht ihm nicht gut", murmelt Jaron vor sich hin, als er diesen Schmerz spürt.
Die Sonne auf seinem Gesicht tut ihm gut. Den Weg zum See kennt er gut. Von da aus wird er das Schloss bestimmt wiederfinden. Er läuft durch das letzte Herbstlaub. Das ist vom gestrigen Schnee noch ganz feucht. Total gedankenversunken läuft er den bekannten Weg. Kein Wunder, dass er sich erschreckt, als ihn jemand auf die Schulter tippt. Jaron unterdrückt seinen Schrei und dreht sich um. "Kilian,was machst du denn hier?", fragt er etwas verärgert.
"Ich hab dich gesucht."
"Warum denn? Du hast mir doch gestern noch gesagt, dass es nicht passt."
"Das war gestern. Heute Morgen hatte ich dann plötzlich Bock auf dich. Und da dein Smartphone nicht auf Empfang steht, habe ich dich einfach gesucht. Echt nobel von mir, oder?"
"Ach ja? Findest du?"
"Klar. Komm einfach mit, dann zeig ich's dir. Es gibt doch so viel mehr als das langweilige Rumknutschen."
"Ich wollte mir halt Zeit lassen. Du weißt, dass es mein erstes Mal wäre. Außerdem finde ich küssen und streicheln sehr schön."
"Mag sein. Aber wenn ich es dir erstmal richtig besorge, dann willst du nichts mehr anderes. Das garantiere ich dir. Und vielleicht möchte ich dann wieder mit dir zusammen sein."
"Weißt du was? Du glaubst du hast einen so geilen Arsch. Dabei bist du einfach nur ein primitiver Arsch."
"Spinnst du jetzt voll? Das wird dir noch leid tun."
"Lass mich einfach in Ruhe."
Jaron beschleunigt seine Schritte und läuft schnell fort. Er will nicht, dass Kilian ihn weinen sieht. Er ärgert sich: "Und den Blödmann hatte ich auch noch lieb. Hätte ich mir ja gleich denken können, dass der mich nur knacken wollte. Ach Quirin, ich hoffe mit dir wird das so viel anders."
Außer Atem kommt Jaron am See an. Er schaut sich um. Komisch, es sieht alles so anders aus als gestern. "Eigentlich müsste man das Schloss doch von hier aus sehen. Wo ist nur der kleine Pfad?", grübelt er.
Irritiert schaut sich Jaron um. "Ach da muss es sein", spricht er vor sich hin. Er geht den Pfad entlang. Da ist nichts. Kein Schloss, kein Quirin, keine Schneeeule. Auch in den anderen Richtungen. Er ruft immer wieder nach Quirin, nach Uhuja. Aber es kommt einfach keine Antwort. Verzweifelt reibt er sich die Augen. Es liegt bestimmt an der Müdigkeit nach dem gestrigen aufregenden Tag. "Das muss es sein. Ich werde es morgen nochmal probieren. So ein Schloss kann sich ja nicht in Luft auflösen", murmelt er vor sich hin.
Aber auch am nächsten Tag hat er keinen Erfolg. Das Schloss ist einfach nicht zu finden. Keine Spur davon. So vergehen die Tage. Jaron ist einfach nur traurig. Seine Mama nimmt ihn den Arm, fragt: "Was ist denn los, mein Schatz?" Jaron schweigt. Seine Mama streichelt über seine Haare. Dann schaut sie aus dem Fenster. "Ach Schau mal, es fängt an zu schneien. Da hatte die Vorhersage ja mal recht. Ich bin mal gespannt, ob es diesmal länger weiß bleiben wird. Letztes Mal war es ja nur ein Tag. Du weißt schon, in der Nacht als du fort warst."
Plötzlich wird Jaron munter. Schnee? Schneeflocken? Plötzlich jubelt er. Diesmal packt er sich winterlich ein. "Mama, ich gehe noch etwas raus", ruft er. In seinen Augen keimt neue Hoffnung auf, als die erste Schneeflocke auf seiner Nase landet.
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Schneeflockenprinzen
RomanceFür den 17jährigen Jaron bricht eine Welt zusammen. Denn sein erster Freund hat sich von ihm getrennt. Nun steht er einsam am See als die erste Schneeflocke fällt. Ein mysteriöses und romantisches Abenteuer im nahegelegen Schloss beginnt.