Voller Mitgefühl nimmt Jaron seinen Schneeflockenprinzen in den Arm. Er küsst ihm den Nacken und flüstert ihm zu: "Es wird alles gut, es ist ja Weihnachten." Quirin starrt weiter in die Ferne. Dann nickt er schließlich und wendet sich wieder seinem Freund zu: "Sorry, dass es hier so gar nicht weihnachtlich ist." Jaron schaut ihn an und zeigt auf sein Herz, sagt: "Hier! Hier ist alles drin. Wir beide. Weihnachten. Deine Mama."
Quirin nimmt Jaron's Hand. Dann lassen die beiden sich auf sein Bett fallen und geben sich ihren Gefühlen hin. Sie liegen noch fest aneinandergekuschelt, als plötzlich das ganze Schloss zu wanken scheint.
"Ein Erdbeben?", fragt Jaron. Trotz der unheimlichen Bewegungen fängt Quirin laut an zu lachen: "Ein Erdbeben? Wo wir nicht einmal auf der Erde sind, sondern in den Wolken?" Jaron wird rot. Doch das findet Quirin wiederum sehr süß. Sie hätten gerne noch etwas weitergekuschelt, ziehen sich aber schnell an. Auch Quirin. Denn der Schneeflockenprinz hat sein Temperaturempfinden wieder zurückgewonnen.
Hand in Hand gehen sie durch das Schloss. Quirin hält seinen Plüschschneehasen fest im Arm, als wolle er ihn beschützen. Keiner der Beiden will Angst zeigen und dennoch ist es ziemlich gruselig, wie der Boden zu beben scheint. Die Fenster wackeln in ihren Rahmen. Bilder fallen von der Wand. Kerzen fallen von den Tischen. Das Feuer im Kamin lodert unkontrolliert. Auch Uhuja flattert unruhig hin und her. Es fühlt sich alles so an als würde jemand am ganzen Schloss kräftig rütteln.
"Was ist das nur?", fragt Jaron besorgt. Quirin schluckt ganz heftig, meint dann: "Ich fürchte es ist sie. Die Schneeflockenkönigin. Ich ... ich habe sie zuletzt gesehen, als ich ein kleiner Junge war. Aber ich wusste, sie ist immer irgendwie hier. Sie will, dass ich nur ihr gehöre. Ich bin der Schneeflockenprinz. Ihr Gefangener. Sie will uns auseinanderbringen."
Bis vor ein paar Wochen hätte Jaron all dies nicht geglaubt. Aber er spürt, dass es die Wahrheit ist. Es scheint tatsächlich so, als hätte jemand das ganze Schloss fest in der Hand und würde es wie eine Schneekugel durchschütteln. Ängstlich halten die beiden Jungen sich aneinander fest, während Uhuja tapfer die Stellung hält. Plötzlich fliegt das Portal auf. Ein eiskalter Wind weht durch die Räume.
Quirin zittert: "Es ist sie. Ich spüre es. Diese Kälte. Es ist genau die Kälte, die ich immer gespürt habe, seit meine Mama weg war. Erst du hast mir die Wärme zurückgegeben. Ich will sie nicht wieder verlieren."
Jaron versucht seinen Schneeflockenprinzen zu trösten: "Du wirst nie wieder frieren. Ich werde dich immer wärmen." Jaron beißt unsicher auf seine Unterlippe und hofft, dass es Quirin nicht merkt. Denn eigentlich hat auch er Angst und weiß nicht, ob er sein Versprechen überhaupt halten kann. Trotzdem tut es Quirin gut, dass Jaron ihm festhält, ihn umarmt, ihn wärmt.
Der eiskalte Luftzug kommt immer näher. Es ist so, als hätte eine unsichtbare Macht von dem Schloss Besitz ergriffen. Und überall ist diese Aura zu spüren. Es steigen direkt vor den Beiden eisige Kringel empor und die beiden Jungen reiben sich die Augen, als sie dann tatsächlich vor ihnen steht: die Schneeflockenkönigin.
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Schneeflockenprinzen
RomanceFür den 17jährigen Jaron bricht eine Welt zusammen. Denn sein erster Freund hat sich von ihm getrennt. Nun steht er einsam am See als die erste Schneeflocke fällt. Ein mysteriöses und romantisches Abenteuer im nahegelegen Schloss beginnt.