01 'Menschenleere Straßen

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Jeanne'
Als ich das Autohaus betrete, kommt mir der Geruch meines Chefs entgegen. Sein Aftershave brennt penetrant in meiner Nase. Er hat einen Faible dafür, immer etwas zu dick aufzutragen, aber wenigstens weiß man so, wann er in der Nähe ist.
»Guten Morgen, Miss Charlton.«
Seine grünen Augen funkeln eindringlich auf mich herab.

Auch ich grüße ihn, doch er beachtet mich schon gar nicht mehr. Viel zu wichtig ist ihm die große Fensterfront seines Autohauses, weshalb ihm auch sofort ein neuer Arbeitsauftrag für mich in den Sinn kommt.
»Miss Charlton, putzen Sie die Fenster. Schnell, wenn ich bitten darf. Die Kunden sollen die wunderschönen Autos in voller Pracht bewundern können.«

›Aye Aye, Sir‹, denke ich mir und bewege mich schnellen Schrittes Richtung Putzraum, um die nötigen Utensilien zusammenzusuchen.
»Miss Charlton, heute bis 18 Uhr. Danke.«
Die Stimme meines Chefs lässt mich zusammenzucken. Komisch. Diesmal habe ich ihn gar nicht gerochen. Wohl doch nicht die verlässlichste Vorwarnung.

Bis 18 Uhr. Na ganz toll. Dann kann ich mir heute ja mit allem wieder sehr viel Zeit lassen.

Genau aus diesem Grund bin ich auch erst nach 3 Stunden fertig mit dem Fensterputzen, aber da mein Chef sich noch nie die Hände schmutzig gemacht hat, kann er mein Arbeitstempo sowieso kaum bewerten. Sowas kann manchmal ziemlich praktisch sein.

Drei Stunden vor Feierabend macht er sich dann natürlich auch noch aus dem Staub.
Zeit die Beine hochzulegen.

Also gehe nach hinten in das Büro und schaue mir ein paar lustige Videos im Internet an.
Die kleinen Monitore der Kameras verraten mir, ob jemand kommt oder nicht.
Natürlich verirrt sich um diese Zeit niemand mehr in dieses Autohaus.

Ich schalte alle Computer aus und schließe alles ab. Nach einem letzten Rundumcheck, verlasse ich schließlich guten Gewissens das Gebäude. Ein Rascheln lässt mich plötzlich aufschrecken.
Einige Minuten beobachte ich den Hof, doch nichts passiert.

Soweit haben mich diese täglichen Horrornachrichten schon getrieben.
Nun stehe ich hier und hätte mir wegen einem kurzen Rascheln fast in die Hose gemacht.

Genervt verschließe ich den Haupteingang und mache mich auf den Heimweg.
Doch irgendetwas ist anders. Ich fühle mich unsicher, weshalb ich langsam beginne zu zweifeln. Sollte das tatsächlich nur an den Nachrichten liegen oder stimmt hier wirklich etwas nicht?

Unauffällig drehe ich mich um, doch wie Erwartens ist nichts zusehen. Alles ist ruhig.
Die Straßen sind menschenleer.
Kurz atme ich erleichtert aus. Alles nur Einbildung.

»Ganz allein so im Dunkeln unterwegs, schöne Frau?«
Sofort schrecke ich zusammen, als eine dunkle männliche Gestalt vor mir auftaucht.
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und rutscht mir gleichzeitig in die Hose. Doch ich versuche ruhig zu bleiben. Wenigstens so zu wirken.

»Ehm, ja. Mein Zuhause ist gleich hier um die Ecke, also alles in Ordnung«, sage ich mit einem gezwungenen Lächeln.

»So so. Dann kann ich dich ja noch ein Stückchen begleiten.«
Die Stimme des Mannes ist tief.
Seine Augen funkeln beängstigend in der Dunkelheit und die Kapuze auf seinem Kopf macht es schwer, ihn genauer zu erkennen.
Doch allein die Tatsache, dass er mich einen Kopf überragt, beunruhigt mich zutiefst.

»Ach nein, das geht schon.«
Doch der Mann lässt sich nicht abweisen und folgt mir dennoch.
Sofort überlege ich, wie ich ihn los werden soll, doch mir fällt nur eines ein.
Ich renne. Ich renne so schnell ich kann.
Dabei rufe ich um Hilfe.
Doch mein Schreien wird wenig später von einer Hand unterbunden, welche sich fest auf meinen Mund drückt.

INSANITY - Dark MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt