03 'Worte eines Mörders

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Jeanne'
Mittlerweile ist es schon drei Monate her, dass ich Blaine gesehen oder gehört habe.
Damals brachte er mich noch nach Hause und sah sich in meiner Wohnung um. Alles um sich zu vergewissern, dass ich den Überfall auf mich gut verarbeitet hatte.
Doch wie soll man so etwas verarbeiten?
Ich muss ehrlich sagen, dass mich seitdem immer wieder Angstgefühle plagen. Vor allem dann, wenn mir jemand Fremdes zu nahe kommt.
Sobald ich hinter mir Schritte höre, bleibe ich unter einem Vorwand stehen und lasse die Person passieren. Wenn ich nachts alleine unterwegs bin, telefoniere ich meistens. Egal mit wem. Egal über was. Es hilft mir einfach, mich sicherer zu fühlen.

Obwohl ich deswegen nicht in Behandlung bei irgendeinem Psychiater bin, - wie fast jeder normal unnormale Mensch der heutigen Zeit - wird es mit jedem Tag ein bisschen besser. Man gewöhnt sich an alles. Irgendwie.
Also habe ich beschlossen nach langer Abstinenz wieder auszugehen. Endlich wieder meinen Lieblingsclub unsicher zu machen.
Und genau aus diesem Grund sitze ich nun mit meiner Freundin Evelyn und einer Flasche Jim Beam im Taxi, um mich auf ein angemessenes Partylevel zu bringen.

Evelyn weiß nichts von der damaligen Nacht. Ich habe niemandem davon erzählt. Nichtmal meiner Familie und so soll es wenn möglich auch bleiben. Sie würden sich alle nur unnötig um mich sorgen.

»Da wären wir Ladys.«
Der Fahrer dreht sich breit grinsend zu uns um, weshalb Evelyn ihm sogleich die zuzahlende Summe plus Trinkgeld in die Hand drückt.
Als wir aussteigen, verabschiedet er sich mit einem Lächeln und fährt wenig später davon.

Die Schlange vorm Club ist so lang, dass wir mindestens eine Stunde warten müssten, doch wir marschieren geradewegs an ihr vorbei.
»Ladys«, begrüßt uns einer der Türsteher und weist uns den Weg nach drinnen.
Während meine Freundin sich mit ihm unterhält, bahne ich mir meinen Weg durch die Tanzenden, um an die Bar zu gelangen.

»So wie immer?"
Barkeeper-Tom lächelt mich breit an, woraufhin ich - ebenfalls mit einem Lächeln - nicke.

»Man der kann einem echt das Ohr abkauen«, jammert Evelyn genervt. Tja.
So ist das eben, wenn man die halbe Belegschaft in einem Schuppen kennt, der kurz davor ist, in sich zu zerfallen.
»Du bist wohl zu oft hier«, erwähne ich deshalb beiläufig. Sofort zieht die Brünette fragend eine Augenbraue hoch, fängt dann jedoch an zu lachen.

»Scherzkeks. Würde das nicht aus deinem Mund kommen, hätte ich das jetzt vielleicht sogar ernst genommen.«
Ehe ich darauf etwas erwidern kann, bestellt sie sich ebenfalls einen Drink bei Barkeeper-Tom.
Dieser kleine Namensinsider hält sich zwischen uns seit gut einem Jahr. Als Tom hinter der Bar anfing, hatte er sich uns genau so vorgestellt. Als Barkeeper-Tom. Seitdem nennen wir ihn nur noch selten bei seinem normalen Namen.

Er stellt mein Getränk vor mir ab und drückt Evelyn ihrs in die Hand, während sie sich ihre braunen Haare hinter die Ohren streift.
»Geht auf's Haus«, ruft er uns zu.
Dankbar gibt ihm die Brünette einen dicken Schmatzer auf die Wange, weshalb er anfängt zu lachen. In 3 Zügen leere ich mein Glas. Es fühlt sich unwahrscheinlich gut an, wieder hier zu sein. Jedoch scheint Evelyns Partylevel um einige Promille höher zu sein, als meins.

Deshalb platziere ich kurzerhand und demonstrativ meine mitgebrachte Flasche Whisky auf dem Tresen. Von den anderen 'Gästen' ernte ich dafür zwar komische Blicke, aber das nehme ich in Kauf. Jeder ist sich schließlich selbst der Nächste.
Langsam lasse ich meinen Blick über die Tanzfläche schweifen. Dann beobachte ich drei Mädchen beim Tanzen und je länger ich ihnen zusehe, desto größer wird meine Lust, mich dazuzugesellen.

»Barkeeper-Tom, Babe, ich bin tanzen«, schreie ich ihnen entgegen. Beide nicken mir lächelnd zu, bevor ich mit meiner Flasche in der Menge verschwinde.

INSANITY - Dark MindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt