Kapitel 6

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Prim's PoV

Am nächsten Morgen werde ich von den Sonnenstrahlen geweckt, die durch das Fenster scheinen. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist und ich finde auch keine Uhr. Zu Hause konnte ich zwar meistens abschätzen, wann ich aufgewacht bin, weil ich normalerweise jeden Tag um die gleiche Uhrzeit aufwache, aber seitdem ich hier im Kapitol bin, habe ich absolut kein Zeitgefühl mehr und mein Schlafrhythmus hat sich auch verschoben.

Was ich aber weiß, ist, dass ich jetzt nicht mehr einschlafen könnte, selbst wenn ich es versuchen würde, also stehe ich auf und gehe ins Bad. Nachdem ich kurz geduscht und mich abgetrocknet habe, gehe ich zum Schrank und sehe dort eine enge schwarze Hose, eine burgunderrote Tunika und Lederschuhe für mich hängen.

Während ich mir die Hose und das Oberteil anziehe, denke ich über das nach, was Peeta gestern Abend zu mir gesagt hat. Auf der einen Seite bin ich ein bisschen enttäuscht, dass er mich nicht geholt hat, als er zu Haymitch gegangen ist, aber auf der anderen Seite kann ich es auch verstehen. Er wusste nicht einmal, ob es funktioniert und er wollte es einfach so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ich verstehe aber nicht ganz, wieso er das gemacht hat. Schließlich stehen wir uns spätestens in der Arena nicht mehr als Freunde gegenüber...

Dieser Gedanke erschreckt mich. Es war mir selbstverständlich schon von Anfang an klar, dass eine Freundschaft mit Peeta nicht von langer Dauer sein wird, aber irgendwie habe ich es geschafft, das zu verdrängen. Ob ich will oder nicht, ich mag ihn. Und - um ehrlich zu sein - habe ich sogar gehofft, dass wir uns in der Arena verbünden, aber das ist natürlich totaler Blödsinn. Peeta ist stark und ziemlich kräftig. Er hat meiner Meinung nach sogar eine Chance zu gewinnen und die wird er nicht wegwerfen, um sich mit einer schwachen zwölfjährigen wie mir zu verbünden. Am Besten wird es sein, wenn ich ihn einfach nicht mehr beachte. Dann kann er für die Spiele trainieren und gewinnen und ich lenke ihn davon nicht ab. Denn wenn ich ehrlich zu mir bin, verstehe ich gar nicht mehr, wie ich gestern noch denken konnte, dass ich in der Arena auch nur den ersten Tag überleben werde.

Ich kämme mir die Haare durch, schaue in den Spiegel und seufze entmutigt. So wie ich jetzt aussehe, in normalen Kleidern mit normalen Haaren, ohne irgendwelche schicken Frisuren oder einem Flammenumhang, wird mir klar, dass der Triumph bei der Eröffnungsfeier zwar schön gewesen war, aber leider nicht der Realität entsprach. Gestern hatten Peeta und ich zwar mehr Aufmerksamkeit als alle anderen, aber das wird sich ändern sobald wir in der Arena sind und die Karrieros uns getötet haben...

Meine Gedanken werden jäh unterbrochen, als es an der Tür klopft. Zuerst denke ich, es ist Effie, die mich zum Frühstück rufen will, aber da höre ich von außen Peeta's Stimme: „Guten Morgen! Darf ich hereinkommen?". Obwohl ich weiß, dass ich ihn eigentlich wegschicken und ignorieren sollte, muss ich lächeln. „Natürlich!", sage ich und mache ihm die Tür auf, „Hey!". „Hallo!", erwidert er erfreut, „Ich war mir nicht ganz sicher, ob wir schon zum Speisesaal gehen dürfen, um zu frühstücken, aber ich habe Hunger.". Er grinst mich an: „Und da dachte ich, dass wir vielleicht zusammen frühstücken gehen könnten, dann wäre ich nicht so allein.". Ich tue so, als müsste ich erst einmal stark darüber nachdenken, muss nach ein paar Sekunden aber selbst lachen und antworte: „Ja klar, ich muss nur noch schnell die Schuhe anziehen." "Okay.".

Kurz darauf sind wir im Speisesaal. Der Tisch ist zwar leer, aber auf einem langen Bord daneben stehen mindestens zwanzig Gerichte. "Dürfen wir uns selbst etwas nehmen, oder müssen wir auf Haymitch warten?", frage ich Peeta unsicher. Er überlegt und schaut sich um. Dann wendet er sich an einen jungen Mann, der bei den Brotbelägen steht. Der ist mir gar nicht aufgefallen! "Dürfen wir uns hier etwas zu essen nehmen?", fragt Peeta. Der junge Mann nickt nur. "Kann er nicht reden?", frage ich Peeta, während wir unsere Teller mit Eiern, Würstchen, Pfannkuchen, die dick mit Orangenmarmelade bestrichen sind und blasslila Melonenscheiben beladen. "Nein kann er nicht", antwortet Peeta, "er ist ein Avox.". "Was ist ein Avox?", frage ich verwirrt nach, aber Peeta antwortet nur: "Das erkläre ich dir wann anders". Erst will ich noch genauer nachhaken, aber irgendetwas an seinem Blick hindert mich daran. "Okay", sage ich stattdessen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 17, 2020 ⏰

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