ᚒ 𝒛𝒘𝒆𝒊

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Einen Monat später...

»Ach Evelyn, du könntest die Geschichte immer und immer wieder erzählen, sie bleibt eine Legende!«, lacht Betty, weshalb die anderen Krankenschwestern bei unseren Sitzen ebenfalls anfangen zu kichern.
Meine Mundwinkel haben sich ebenfalls gehoben, doch wenn Evelyn von Rafe erzählt, muss ich an Danny denken...
Ja. Ich habe endlich seinen Namen erfahren, da Evelyn mir ihn erzählt hat.
Es fühlt sich an, als wäre ich ihm somit einen Schritt näher...

Dampfend kommt der Zug am Bahnhof zum Stehen und nur wenige Sekunden später, springen die Mädels schon auf.
Wie Geier stürzen sie sich auf die bereitstehenden Mäuse...
Doch ich kann nicht sagen, dass ich nicht das gleiche empfinde.
Mein Herz pocht mir wild in der Brust, als wir die wenigen Stufen nach unten steigen und schließlich auf dem grauen Beton stehen.
Die kleinere Männergruppe fünf Meter von uns entfernt entgeht mir dabei natürlich nicht.
Evelyn läuft langsam los und beschleunigt die Schritte, als Rafe ebenfalls auf sie zu kommt.
Im nächsten Moment befinden sie sich wieder in den Armen des Anderen und können schon gar nicht mehr aufhören, sich an zu lächeln.
Als nächstes ertappe ich mich dabei, wie meine Augen nach einem braunen Schopf suchen, doch wegen der Dunkelheit und den Fliegermützen ist das nur schwer zu entziffern.

Gemeinsam in unseren "kleinen" Gruppe verteilen wir uns in die bereitstehenden Wagen, wobei ich (leider) nur mit meinem Freundinnen in dem selben Fahrzeug lande.
Die Fahrt ist kurz, doch es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, als ich mit großen Augen die Lichter in dem Dunklen verfolge.
Städte sehen einfach in der Nacht tausendmal schöner aus, als am Tag...

Beim Aussteigen hilft mir der ältere Fahrer, weshalb ich ihm lächelnd danke und dann Sandra in das große Hotel folge.
Während ich meinen Koffer etwas unbeholfen über den Teppich trage, erkenne ich aus dem Augenwinkel, wie der zweite Wagen zum Stehen kommt.
Als ich mich schließlich ganz drehe, fallen meine Augen auf Evelyn und Rafe, die gerade die Tür hinter sich schließen.
...und um den Wagen herum erscheint er.
Mein Herz klopft mir aufgeregt gegen die Brust und ich merke erst, dass ich die Luft angehalten habe, als meine Lungen sich wieder hastig mit Sauerstoff füllen.
»Amelie?«
Der Nebel vor meinen Augen verfliegt und Evelyn sieht mich etwas besorgt an, als mein Blick braune Augen treffen.
Der erste Bilckontakt.
»Geht es dir nicht gut?«, fragt sie besorgt.
Schnell schlucke ich den Kloß in meinem Hals nach unten und versuche klare Gedanken zu fassen.
»Was? J-Ja... Aber natürlich!«, stammle ich und sehe in Evelyns Augen, die natürlich wegen meinem Starren grinsen muss.
»Amelie? Darf ich dir Rafe und seinen besten Freund Danny vorstellen?«
Rafe streckt mir sofort die Hand entgegen, die ich lächelnd drücke, danach wandert mein Blick weiter und ich ziehe tief die Luft ein, damit mein Herz nicht von Sauerstoffmangel versagt.
Seine Hände sind rau, aber das Gefühl, was seine Finger auf meinem Handrücken hinterlassen, ist das schönste, was ich je gefühlt habe.
»Schön sie kennenzulernen, Madame.«, sagt Danny und seine Stimme wiederholt sich mehrmals in meinem Kopf.
Wie kann mich jemand so in seinen Bann ziehen?
»Dann macht ihr euch Mal hübsch für den Abend.«, lächelt Rafe sanft, bevor seine Lippen auf Evelyns wandern.
Für diesen kurzen Moment sehe ich zu Danny, der meinen Blick erwidert und ein Lächeln auf seinen Lippen erscheint, bevor er schüchtern den Kopf sinkt.
Meine Mundwinkel ziehen sich ebenfalls bei dieser Situation in die Höhe.
»Dann bis später.«, haucht meine Freundin ihrem Geliebten zu, bevor Evelyn sich bei mir unterhakt und wir gemeinsam die Lobby hinter uns lassen.

Die Zimmer sind das Edelste, in dem ich je geschlafen habe und als ich das Laken berühre, könnte ich am liebsten in einen tiefen Schlaf fallen.
»Es ist wunderschön.«, murmle ich und lege mich mit geschlossen Augen auf den Rücken.
»Wie es aussieht, findest du Danny auch wunderschön.«
Dieser Satz lässt mich sofort aufrichten und die Panik, Harry könnte davon Wind bekommen, quillt in mir auf.
»Keine Angst... Ich sage es niemanden.« haucht Evelyn mit einem kurzen Lachen, während sie ein langes schwarzes Kleid aus ihrem Koffer zieht.
Da ich mich ebenfalls fertig machen will, öffne ich den Lederkoffer und hole von ganz unten die rote Seide zum Vorschein.
»Das ist wunderschön!«, sagt Evelyn schließlich mit funkelnden Augen und betrachtet das rosenrote Kleid in meiner Hand.
»Endlich kann ich es Mal tragen.«, witzle ich und hole noch meine kleine Tasche mit dem Schminkzeug hervor.
»Ich gehe schon einmal ins Badezimmer.«
Mit diesen Worten betrete ich den kleineren Raum neben der Eingangstür und beginne erneut zu staunen.
Doch als ich mich im Spiegel anschaue, erkenne ich die müden Falten unter meinen Augen und entkleide mich flink, bevor das Wasser mich erneut zum Leben erweckt.
Nach der kurzen Dusche schnappe ich mein Puder und verwandle mein träges Erscheinungsbild in eine Perle.
Als ich in Unterwäsche wieder in den Raum kehre, ist Evelyn bereits fertig.
Sie sieht einfach immer perfekt aus.
...Mutter sein hat sie auch noch nicht erlebt...

Vorsichtig ziehe ich den Stoff über meine Haut, bevor meine Zimmernachbarin den Verschluss schließt.
»Du siehst atemberaubend aus!«, keucht sie, wobei ihr Mund sich einen Spalt öffnet.
»Danke.«, erwidere ich mit einem unterdrückten Lächeln, bevor wir zu zweit aus der Tür treten.
Auf dem Gang pfeifen uns ein paar Männer hinterher, was Evelyn auf die leichte Schulter nimmt, ich jedoch einfach nicht mit dem Grinsen aufhören kann.
Wann war das letzte Mal, als mich jemand so angeschaut hat?
Meine Gedanken schweifen zu Harry, weswegen mein Lächeln fällt und mein Körper sich sofort anspannt.
Verschwende keine Gedanken an ihn, Amelie!
Entschlossen nicke ich unauffällig, als wir den großen Saal betreten.
Sofort steigt mir der Geruch von Essen und den verschiedenen Parfums in die Nase, wobei auch das viele Gelächter mein Herz erwärmt.
»Darf ich?«
Mein Blick wandert zu Evelyn, die gerade von Rafe in die Arme gezogen wird.
»Bis später!«, ruft sie mir noch zu, bevor auch sie in der Masse verschwindet.
»Sie sehen wunderschön aus.«
Wegen seiner weichen Stimme stellen sich meine Nackenhaare auf und mein Herz macht einen kurzen Satz.
Braune Strähnen umranden sein Gesicht, während seine ebenfalls braunen Augen sich in meinen verlieren.
Danny trägt einen schlichten Anzug, doch er sieht trotzdem hinreißend aus.
»Kann ich nur zurückgeben.«, erwidere ich sanft und setze ein Lächeln auf, was der junge Mann sofort erwidert.
»Wollen Sie-«
»Bitte nenne mich Amelie, mit dem Madame komme ich nicht immer ganz so klar.«, gestehe ich und merke die Wärme in meinen Wangen, die sich rasend schnell ausbreitet.
»Okay... Willst du vielleicht mit mir tanzen?«
Noch bevor ich etwas denken kann, greift meine Hand nach seiner, da der Drang, ihn zu berühren, verdammt stark ist und ziehe ihn auf die Tanzfläche.
Als sich unsere Blicke wieder treffen, grinst er schüchtern und wirkt zu Beginn etwas unbeholfen, weshalb ich seine Hand auf meine Taille lege und ihn aufmunternd zu lächle.
Sofort beginnt meine Haut zu prickeln, was mich kurz aus der Fassung zieht, doch ich den Faden schnell wieder finde.
»Habe bloß keine Scheu, Danny.«
Zum ersten Mal spreche ich ihn mit seinem Namen an, was mich erneut einen kurzen Herzklopfer kostet.
In seinen Augen funkelt etwas.
Als das Lied beginnt, lege ich meine Hand sachte auf seine Schulter, wobei ich ausversehen mit dem Finger an seiner Wange entlangstreiche.
Dannys Augen nehmen eine dunkle Spur an und sein Körper bäumt sich kurz auf.
Wie es aussieht, habe ich die gleiche Wirkung auch auf ihn...
All meine Hintergrundgedanken werden ausgeblendet und ich sehe nur noch Danny vor mir.
Wie wir gemeinsam uns zu dem Lied bewegen und uns bei jedem Schritt etwas näher kommen.
Leider vergesse ich auch, dass ich verheiratet bin und einen Sohn habe.
Doch in diesem Moment und in der nächsten Zeit soll nur Danny meine Gedanken beherrschen.
Dagegen kann ich nichts tun.

SEHNSUCHT ▹ 𝘥𝘢𝘯𝘯𝘺 𝘸𝘢𝘭𝘬𝘦𝘳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt