Chapter 3

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,,Du warst es! Nicht umsonst hast du mir die Rolle überlassen. Du wusstest, du hast keine Chance gegen mich.", schrie Brianna. Ich konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren. Sie stank bestialisch nach Erde und Verwesung.
,,Nein, bitte Brianna-", wollte ich antworten, doch das Geschrei, welches nun aus allen Ecken zu kommen schien, wurde immer lauter und ließ mich verstummen. Dumpfe Schläge, rhythmisch, in kurzen Abständen, taten ihr Übriges. Ich trat erst einen, dann zwei Schritte zurück und als ich Brianna betrachtete, wollte ich weglaufen. Unter ihrer linken Brust klaffte eine blutige Wunde. Die Flucht war vergebens: Ihre kalten, leichenblassen Hände umklammerten meinen Hals.

Ich schreckte auf. Es brauchte einige Sekunden, bis ich realisierte, dass ich geträumt hatte und nichts von alledem echt war. Nichts, außer die dumpfen Schläge.
,,Polizei, sofort aufmachen!", vernahm ich im Halbschlaf. Und dennoch war ich schneller, als ich es je erwartet hatte an der Wohungstür.
Bevor ich diese aufschloss, fiel mein Blick auf die auf meiner Kommode stehende Uhr. Kurz vor 6 Uhr.
,,New Scottland Yard.", beide Polizisten zeigten mir ihre Dienstmarke, ,,Vor kurzem ist an ihrer Universität eine Studentin gestorben und wir konnten sie mit dem Fall unmittelbar in Verbindung bringen. Sie sind verhaftet."
Er redete nicht schnell, aber dennoch verstand ich kein Wort. Ich zog sogar in Betracht noch immer zu träumen, aber als die Handschellen einrasteten, wurde mir schmerzlich bewusst, dass das hier die Realität war. Noch im Negligé bekleidet, wurde ich aus meiner Wohnung abgeführt.
,,Ich... Ich habe absolut nichts damit zu tun!", erklärte ich.
,,Sie werden bei der Vernehmung genug Zeit haben sich zu verteidigen, Miss Scholl."
Damit wurde ich in den Wagen geschoben und zur Vernehmung zum Morddezernat gefahren.
,,Wo waren Sie in der Tatzeit?"
,,Ich war zu Hause.", antwortete ich.
,,Wer kann das bezeugen?", fragte man als nächstes.
,,Ich lebe allein. Demnach niemand."
,,Sie haben also kein Alibi, aber ein Motiv, Miss Scholl? Das sieht nicht gut für Sie aus."
Ich schreckte auf:
,,Ich habe kein Motiv! Brianna war meine Freundin."
,,Eine Studentin hat jedoch ausgesagt, dass Sie Miss Voss die Rolle, die Sie unbedingt spielen wollten, überlassen mussten. Eifersucht ist ein häufiges Motiv, Miss Scholl. Eifersucht kann Menschen dazu verleiten andere Menschen umzubringen."
,,Ich habe ihr die Rolle freiwillig überlassen.", verteidigte ich mich.
Die Vernehmung dauerte Ewigkeiten, bis der Ermittler plötzlich auf etwas zu sprechen kam, womit ich nicht gerechnet hatte:
,,Wie gelangten dann ihre Fingerabdrücke auf die Tatwaffe?"
Es hätte viele Möglichkeiten geben können. Zum Beispiel half ich am Tag vor der Tat beim Aufräumen. Nur konnte ich mich nicht erinnern eine Eisenstange in der Hand gehabt zu haben.
Ich informierte die Beamten über all das, doch es schien aussichtslos.
,,Miss Scholl, sie stehen unter dringendem Mordverdacht. Außerdem geht von Ihnen ein Risiko aus Beweise verschwinden zu lassen, oder Zeugen zu manipulieren, da sie die Universität täglich besuchen. Man nennt diesen Haftgrund Verdunklungsgefahr und damit haben wir das Recht sie in Gewahrsam zu nehmen.", jedes seiner Worte traf mich wie ein Schlag.
,,Zu ernst hat's angefangen, um in Nichts zu enden.", dachte ich, ,,Wahre Worte, Schiller."
Obwohl die Zelle knapp acht Quadratmeter maß, kam sie mir wie das Nichts vor. Für einen Anwalt hatte ich kein Geld, ein Brief an meine Eltern würde erst in einigen Tagen ankommen. Trotzalledem war ich mir sicher, man würde Beweise finden, die mich entlasteten.
Am Abend war es dunkel und kalt. Vielleicht kam es mir aber auch nur so vor, weil ich mir genau so ein Gefängnis vorgestellt hatte.

Another way [slow updates]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt