Die Halloweenparty

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,,Lia, du wirst ja bald 17...", setzt Lea kurz vor unserer Schule an.

,,Lea, und du warst verdächtig still heute Morgen. Worauf willst du hinaus?'', frage ich und muss lächeln.

Mit meinem Lächeln kommt aber auch das schlechte Gewissen. Ich sollte Lea von den SMS erzählen. Normalerweise erzählen wir uns alles. Trotzdem klammere ich mich gerade an die Hoffnung, dass das mit den Nachrichten nur ein schlechter Scherz ist. Ein dummer Streich von irgendeinem Klassenkameraden. Früher kam so etwas gar nicht mal so selten vor.

Lea grinst mich an und fährt dann fort.

,,Wie wäre es, wenn du bald mal die Erfahrung machst, in einer Beziehung zu sein?''

Ich schnappe überrascht nach Luft.

,,Lea, was ist das denn bitte für ein Vorschlag? Dazu gehören immer noch zwei Menschen!" Etwas empört, aber doch auch belustigt sehe ich sie an.

Lea ist mir da etwas voraus, sie ist seit ungefähr einem Monat mit Finn zusammen. Eigentlich hat diese Beziehung allerdings kaum Einfluss auf unsere enge Freundschaft; wir sehen uns immer noch ständig.

,,Die Sache ist die: Ich glaube, dass ein Junge aus der Stufe über uns dich mag. Genau deswegen will ich auch auf Finns Party! Und, okay, weil es eine Halloweenparty ist, ich gebe es zu!'' Ich sehe zu ihr und wir fangen im selben Moment an, laut loszuprusten. Lea wie sie leibt und lebt!

,,Ich hatte mich schon gewundert, weil wir sonst nie auf Partys gehen. Unsere Mädelsabende fanden wir beide ja immer besser als dumme Partys, auf denen man sich sowieso nur betrinkt. Aber vielleicht sollten wir wirklich einmal etwas Neues wagen!''

Gesagt, getan. Gerade als ich dabei bin, mich in eine gruselige Puppe zu verwandeln, ertönt der Nachrichtenton meines Handys. Ich zucke zusammen, aber dieses Mal habe ich Glück und die Nachricht ist nur von Linus. Dieser schreibt nur, dass wir auf der Party vorsichtig sein und keine Getränke von Fremden annehmen sollen. Typisch großer Bruder.

Um 21 Uhr gehe ich dann mit Lea, wir beide im selben Kostüm, auf die Party von Finn. Lea hat mir Locken geflochten und mich in eine weiße, lange Bluse gesteckt, die sie dann unbedingt mit Blut vollspritzen wollte. Im Spiegel betrachte ich Leas Werk und muss sagen, dass ich wirklich gruselig aussehe mit meinem blassen Gesicht, den Zöpfen und den Bluttropfen. Meine Haare sind eigentlich dunkelblond, doch heute sehen sie um einiges dunkler aus als sonst.

Ich habe zwar kein gutes Bauchgefühl bei der ganzen Sache, aber was soll man machen. Als Finn mich erblickt, kommt er freudig auf mich zu. Er ist als Zombie verkleidet. Seine Kleidung ist zerrissen und mit Blut verschmiert, dazu ist sein Gesicht weiß mit schwarzen Augenrändern.

Er bemerkt meinen Blick und beginnt daraufhin, wie ein Zombie zu mir zu torkeln. Ich muss grinsen und er umarmt mich zur Begrüßung. Die Umarmung ist ein wenig verwackelt, weil Finn bereits ein paar Gleichgewichtsprobleme zu haben scheint. Dazu riecht er nach den verschiedensten Cocktails.

,,Endlich kann ich mich auch mal mit der besten Freundin meiner Freundin unterhalten! Aber jetzt weiß ich gar nicht, was ich sagen soll!" Gespielt überfordert fasst er sich dabei an die Stirn und ich muss ein wenig kichern. Er scheint doch ganz lustig zu sein. Ich lasse meinen Blick von ihm zu Lea schweifen, die sich gerade etwas zu trinken holt. Ein wenig beneide ich sie schon für ihren Freund. Nicht, dass Finn mir gefallen würde, aber ich hätte einfach auch gerne eine Beziehung.

,,Ist alles okay?", fragt mich Finn fürsorglich und ich nicke schnell. Vielleicht sollte ich den Freund meiner besten Freundin erst einmal ein wenig kennenlernen, bevor ich ihn mit meinen Problemen überschütte.

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