Böse Zungen pt 2

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Wieso umarmt Quinn mich plötzlich?
Etwas überfragt gehe ich zu meinem Klassenraum und ignoriere all die Blicke der Anderen. Viele Schüler schauen mich an, und das, obwohl einige mich mit Sicherheit noch nicht einmal kennen. So ein wenig fühle ich mich wie ein Zootier mit der Aufmerksamkeit, die Quinn auf mich zieht.

In der Mittagspause gehe ich unschlüssig zu Leas und meinem Standarttisch ganz in der Ecke der Mensa. Dort ist es am ruhigsten und man kann durch das Fenster auf einen anliegenden See blicken, der bereits zugefroren ist. Der November hinterlässt deutlich seine Spuren.
Obwohl ich weiß, dass Quinn eigentlich mit mir reden will, habe ich keine Lust, alleine irgendwo zu stehen und auf ihn zu warten. Ich fühle mich nämlich so schon unwohl genug. Immer wieder spüre ich fremde Augenpaare auf mir. Wenn ich mich allerdings umdrehe, sind die Leute mysteriöserweise immer in ein anregendes Gespräch vertieft. Ich beschließe, all die Blicke weiterhin zu ignorieren, als ich meinen Namen vernehme.

,,Da glaubt Lia doch ernsthaft, eine Chance bei Quinn zu haben? Bei einem Typen, bei dem die Mädchen momentan Schlange stehen und der weit über ihrem Niveau ist?"

Autsch. Mit finsterer Miene drehe ich mich um, um die Person zu dieser Aussage ausfindig zu machen. Auch, wenn ich das nicht will, haben diese Worte ihre Wirkung. Ich merke, wie mir ein wenig heiß um die Wangen wird.

Es ist ein älteres Mädchen, das ich mal auf Instagram gesehene habe. Dort wurde sie bereits gesponsert und postet täglich neue Bilder. Eine typische Bloggerin mit wenig Inhalt. Als sie meinen Blick sieht, lächelt sie mir zuckersüß zu.

Das ist zu viel. Was erlaubt sie sich? Quinn ist derjenige, der sich in mein Leben geschlichen hat und nicht andersherum! Und so langsam realisiere ich, das mir das alles so überhaupt nicht recht ist. Klar, irgendwie mochte ich seine Art auch ein wenig. Dieses ganze Drama hier aber überhaupt nicht. Wut staut sich in mir auf. Hilfesuchend sehe ich zu Lea. Meine beste Freundin steckt allerdings gerade Finn die Zunge in den Hals, weswegen sie von alldem nur schwer etwas mitbekommen konnte. Resigniert versuche ich, mich meinem Teller zuzuwenden und nicht mehr auf die anderen zu achten.

Gerade als ich es schaffe, mich ein wenig abzuregen und wieder den ersten Blick hoch zu wagen, sehe ich Quinn die Mensa betreten. Zum ersten Mal bin ich dankbar, dass sich so gut wie alle Blicke auf ihn richten. Zuvor sahen viele interessierte Schüler und vor allem Schülerinnen abwechselnd von dem freunden Mädchen zu mir, was mir deutlich zu viel Aufmerksamkeit war.

Quinn lächelt mir zu und läuft in Richtung meines Tisches, wird aber von jemandem aufgehalten. Ein anderes Mädchen stellt sich ihm in den Weg und scheint ihn etwas fragen zu wollen.

Wie viele Mädchen wollen ihn denn heute noch für sich beanspruchen? Genervt blicke ich zu Quinn. Dieser versucht anscheinend zu erklären, dass er gerade keine Zeit hat, kommt aber kaum zu Wort. Das blonde und zugegebenerweise ziemlich hübsche Mädchen klimpert ein wenig mit den Wimpern und sieht ihn auffordernd an.

Zum Glück weiß ich, dass Quinn seine Versprechen hält und gleich zu mir kommen wird. Aufmunternd sehe ich zu ihm. Dieser kratzt sich am Kopf und sieht zu mir. Nein, er sieht nicht nur zu mir, er sieht mich entschuldigend an.
Dann lässt er sich von dem Mädchen an ihren Tisch mitziehen und setzt sich direkt neben sie. Dabei kann ich sein Lächeln ihr gegenüber genau sehen.

Das ist nicht sein Ernst. Enttäuschung macht sich in mir breit. Quinn war mit mir hier verabredet. Ein fetter Kloß bildet sich in meinem Hals und der Anblick von Lea und Finn eng umschlungen macht es nicht gerade besser. Traurig sehe ich zu Quinn und dem Mädchen, das den Blick bemerkt und mich schadenfroh ansieht. Mir wird schlecht.

Das ist zu viel für heute. Schnell packe ich meine Sachen und laufe schnurstracks aus der Mensa. Quinn ist ein Idiot, der Aufmerksamkeit von dummen Mädchen braucht. Ich bin ihm egal. Bei der Mädchentoilette angekommen schließe ich mich frustriert ein.

Wieso frustriert mich das so sehr?
Ich weiß nicht, was genau ich erwartet habe. Mich wie ein kleines Kind auf dem Klo zu verkriechen war definitiv nicht die beste Idee.

Und um ganz ehrlich zu sein: Es ist mir nicht einmal jemand nachgelaufen. Weder Lea, noch Quinn. Niemand.

Peinlich berührt sitze ich im Norwegischunterricht. Eigentlich mein Lieblingsfach, da ich Bücher liebe. Vorallem die, die alle anderen langweilig finden. Wieso ist es mir so Nahe gegangen, dass Quinn nicht wie vereinbart zu mir kam?
Wie ich mein abruptes Verschwinden erklären soll, ist mir ebenfalls unklar.

Als es endlich zum Schulschluss klingelt, möchte ich schleunigst aus der Schule verschwinden. Beim Öffnen der Tür nach draußen zieht mich allerdings auf einmal jemand zur Seite. Erschrocken zucke ich zusammen, erkenne dann aber Quinns Gesichtszüge. Wow, er schon wieder.

,,Gehst du heute nicht mit Lea oder Linus nach Hause?", fragt er mich mit einem schuldbewussten Lächeln.

,,Die beiden hatten früher Schluss. Wieso?", frage ich und setze mich wieder in Bewegung. Quinn kann mir ruhig nachlaufen. Und das tut er auch.

,,Dann muss ich dich wohl nach Hause begleiten."

Irritiert blicke ich ihn an.

,,Wieso das denn jetzt?"

,,Die letzten Tage bist du immer mit Linus oder Lea gelaufen, weswegen ich kaum Grund zur Sorge hatte. Denkst du etwa, ich habe meine Pflichten dir gegenüber schon vergessen?"

Puh, da war ja was. Aber das Quinn ernsthaft beobachtet hat, mit wem ich nach Hause gehe? Verwunderung macht sich in mir breit. Damit habe ich nicht gerechnet.

,,Es tut mir leid. Wegen der Sache in der Mittagspause.", setzt Quinn an.

,,Ist schon gut.", winke ich schnell ab. Auch ich habe übertrieben, das weiß ich.

,,Wir sollten da noch einmal drüber reden. Wie wäre es mit heute Abend, in der alten Jägerhütte? Ich hole dich ab!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 14, 2021 ⏰

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