Quinn

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,,Wieso wolltest du gestern denn so dringend gehen?'', fragt mich Lea, die auf der anderen Seite meines Bettes liegt, am nächsten Morgen. Etwas perplex gehe ich den gestrigen Abend durch; Finn, Quinn, ein lauter Knall und dann war da kein Quinn mehr, egal wo ich auch gesucht habe. Und diese schreckliche Übelkeit, die sich in meinem Magen breit gemacht hatte, ist so schnell vergangen wie sie gekommen ist.

Als ich Finn dann nach einem Quinn gefragt habe und er nicht wusste, wer das sein sollte, wollte ich einfach nur verschwinden. Irgendetwas ist verdammt merkwürdig mit diesem Quinn gewesen. Und ich bin ehrlich; er war das Gruseligste an der ganzen Halloweenparty.

,,Da war so ein Junge gestern und...''

Bevor ich weitersprechen kann, plappert Lea schon aufgeregt drauf los.

,,Ein Junge? Ohh, war er süß? Deswegen warst du so komisch, sag das doch gleich!''

Dabei strahlt sie über das ganze Gesicht und sieht mich erwartungsvoll an.

,,Naja, es ist so. Er war einfach nur merkwürdig und... er hat mir etwas Angst gemacht; aber er sah schon gut aus, ja.'', stammele ich und merke sofort, dass meine Worte keinen Sinn machen. Wenn ich doch nur so gut reden könnte wie Lea. Diese runzelt nur die Stirn und wartet neugierig auf weitere Infos. Schnell erzähle ich ihr von allem, was passiert ist, unter anderem auch von seinen Nachrichten.

,,Okay, ich habe keine Ahnung, was bei dem Typen los ist. Ganz ehrlich, wir sollten Linus Bescheid sagen. Nur zur Sicherheit. Er ist schließlich nicht umsonst auch dein großer Bruder!", antwortet Lea nach einer Weile. Für ihre Verhältnisse ist sie auffallend ruhig. Ich nicke nur.

Am Montagmorgen gehe ich alleine zur Schule. Lea hatte sich nach unserer gestrigen Übernachtung noch spontan dazu entschieden, gleich danach bei Finn zu übernachten. Am Ende des Waldes sehe ich bereits den wunderschönen Sonnenaufgang am Himmel und ich kann nicht anders, als diesen mit meinem Handy zu fotografieren.

,,Erstmal ein Foto machen für Instagram?'', höre ich eine mir seltsam vertraute Stimme hinter mir. Ich zucke vor Schreck zusammen und drehe mich um. Hinter mir steht Quinn und grinst mich an. Überrascht mustere ich ihn. Ich hätte nicht gedacht, ihn so schnell wiederzusehen. Hätte ich überhaupt erwartet, ihn wiederzusehen? Ich bin mir unsicher.

,,Alles für die Instagramfollower, was denkst du denn?'', gebe ich nur schnippisch von mir. Wenigstens eine ordentliche Entschuldigung für sein Auftreten bei der Party oder wenigstens eine Begrüßung wäre angemessen gewesen, finde ich. Trotzdem will ich nicht diejenige sein, die sich an dieses Verhalten anpasst.

,,Was genau machst du hier?'', frage ich deswegen etwas freundlicher. Quinn legt den Kopf schief.

,,Es tut mir leid, falls ich dich bei der Party erschreckt habe. Du bist aber auch ganz schön schreckhaft." Ich merke, wie sich meine Augen zu kleinen Schlitzen verschließen. Das war nicht die Art von Entschuldigung, die ich mir gewünscht habe. Um ehrlich zu sein, provoziert mich diese Aussage nur.

,,Kann sein. Ciao, ich muss jetzt los.", antworte ich genervt und setze mich in Bewegung.

,,Warte Mal!'', ruft er mir hinterher, doch ich höre nicht auf ihn. Wer mich selbst mit einer Entschuldigung erneut wütend macht, kann auch mal von mir stehen gelassen werden. Doch dann geschieht etwas, dass mich wahrscheinlich 20 Mal stärker zusammenzucken lässt als Quinns unerwartetes Auftauchen; plötzlich schlägt ein greller Blitz nur einige Meter neben mir in einen Baum ein und direkt danach ertönt ein ohrenbetäubender Knall. Es ist unglaublich hell und noch sehr viel lauter. Mein Herzschlag verdoppelt sich. Etwas so Helles und Lautes ist mir in unmittelbarer Nähe noch nie begegnet. Außerdem war der Himmel bis eben nur von schönen Farben geprägt. Ich schreie auf und will panisch wegrennen. Dazu kommt es aber nicht, denn auf einmal halten mich zwei starke Arme fest.

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