Keine zehn Minuten später erreicht Quinn mein Haus. Vielleicht war das naiv, aber ich dachte, es wäre sinnvoller, mich mit ihm vor meinem Haus zu treffen. So sind wir wenigstens in Reichweite und ich kann schnell verschwinden, sollte das Ganze doch zu gruselig werden.
Da meine Eltern zu Hause sind, möchte ich nicht unbedingt, dass Quinn reinkommt. Ich habe noch nie einen Jungen nach Hause gebracht und deswegen würden sie mich wahrscheinlich noch Monate später nach ihm fragen. Wenn sie nicht sogar gleich eine halbe Hochzeit planen.
Schnell ziehe ich mir Mütze und Schal an, da es im Herbst in Norwegen schon wirklich kalt ist. Dann verlasse ich das Haus.
Quinn begrüßt mich mit einem leisen ,,Hi'' und ich mustere ihn verwundert. Unter seinem linken Auge ist eine noch leicht blutende Schramme und seine Haare sind vollkommen zerzaust. Da er sich die letzten Male so oft über mich lustig gemacht hat, will ich ihm überhaupt kein Mitleid schenken. Stattdessen frage ich ihn leichthin: ,,Hat dich auf dem Weg ein Werwolf angefallen?''
Auf Quinns Gesicht schleicht sich ein leichtes Grinsen ein.
,,Ich wollte für unser erstes Date auch eigentlich besser aussehen, aber die Umstände haben das wohl verhindert."
Ich reiße meine Augen weit auf. Mit diesem Spruch habe ich definitiv nicht gerechnet.,,Das hast du jetzt nicht gesagt!'', rufe ich trotzig, doch dann verstumme ich, weil wir immer noch vor meinem Haus stehen und ich nicht will, dass meine Eltern oder sogar Lea und Linus davon etwas mitbekommen. Als hätte Quinn meine Gedanken erraten, bedeutet er mir, in Richtung des Waldes mitzukommen.
Misstrauen macht sich in mir breit. Ich kenne Quinn kaum und auch, wenn er bis jetzt ganz freundlich war; er war auch verdammt merkwürdig.
,,Eigentlich sollte man ja nicht mit Fremden in einen Wald gehen.", entfährt es mir aus diesem Grund.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, bin ich sehr zwiegespalten, was Quinn angeht. Er hat ja eigentlich wirklich nett gewirkt, aber was ist, wenn er ein verrückter und gefährlicher Typ ist? Die Schramme unter seinem Auge würde jedenfalls dafür sprechen.,,Ja, pass lieber auf die ganzen Werwölfe auf, die dich hier zerfleischen können.", antwortet dieser nur trocken.
Ich schenke ihm einen genervten Blick und er lächelt selbstzufrieden. Wer auch immer Quinn ist, er und ich können kein Gespräch ohne sarkastische Kommentare führen.
,,Ich kenne hier eine Art Jägerhütte, die schon lange verlassen ist. Da sollten wir uns hineinsetzen und reden.", beginnt Quinn zögerlich.
Eine Jägerhütte? Wow, das klingt absolut so, als wäre Quinn ein Serienkiller. Jetzt erfüllt er wirklich alle Klischees. Sollte ich mich umdrehen und wegrennen? Wir stehen gerade auf einem Trampelpfad, der recht hell ist. Um uns herum sind viele Tannen, die angenehm riechen. Diese bieten gute Versteckmöglichkeiten, da bin ich mir sicher.
Inständig hoffe ich, dass Quinn einfach nur keine Ahnung hat, wie seine Worte klingen. Ich blicke ihn unsicher von der Seite an. Seine dunklen, langen Wimpern verdecken seine Augen nahezu und sein ganzes Gesicht sieht, bis auf die Schramme vielleicht, ziemlich entspannt und friedlich aus. Er trägt einen leuchtend blauen Kapuzenpullover, mit dem er hier im Wald sehr heraussticht.
Trotzdem bekomme ich es bei seinen Worten ein wenig mit der Angst zu tun. Meine Beine beginnen, zu zittern. Nervös sehe ich mich um, um nach Fluchtmöglichkeiten zu suchen. Wieso habe ich mich überhaupt mit ihm getroffen? Wieso habe ich ihn nicht einfach ignoriert?,,Wenn ich dir etwas hätte tun wollen, hätte ich das auch schon im Badezimmer der Party oder heute Morgen im Wald machen können, du Fisch.", kommentiert Quinn mein Verhalten und dreht seinen Kopf zu mir um.
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Energetics - your energy belongs to me
FantasyLia lebt in Norwegen und liebt ihr zu Hause in Valen, das umgeben von Wäldern und Fjorden ist. Ihre beste Freundin Lea wohnt genau neben ihr und nie hätte Lia erwartet, dass jemand diese Ruhe stören könnte. Doch dann taucht Quinn in ihrem Leben auf...