Kapitel 9

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Langsam schlappte ich in Richtung Cafeteria. Ich konnte immer noch nichts essen, aber der Besuch von Amy hat mir so viel Kraft gegeben, dass ich mich wenigstens für einen Kaffee aufrappeln konnte. Ich lief also in Richtung Cafeteria, als ich eine sehr bekannte Stimme vor mir vernahm.

,,Ich weiß nicht wie ich Ihnen danken soll Dr. Classen, ich stehe schwerstens in Ihrer Schuld hörte ich die angenehme Stimme sagen und sah sofort auf und tatsächlich da stand er.

,,Mr. Walsh, das ist mein Job Sie stehen keinem hier in irgend einer Schuld, ich bin selber Gott froh, dass wir ihrem Bruder das Leben retten konnten hörte ich nun die ältere Stimme des Arztes.

dass wir ihrem Bruder das Leben retten konnten

Wie bitte? Ich glaube ich habe mich verhörtes sind nicht alle kurz vorm sterben Josh!!

Ich war stehen geblieben und beobachtete die beiden unauffällig. Dann verabschiedete sich der Doktor und Ayden ließ sich auf einer der Stühle fallen, nahm seinen Kopf in beide Hände und atmete hörbar aus. Ich lief wie aus Reflex los. Ich wollte einfach an ihm vorbei in die Cafeteria ohne das er mich sah.

1. Wollte ich nicht das er mich so abgefucked und ranzig sah wie ich nun mal gerade aussah und

2. Wollte ich ihm erst recht nicht erklären wieso ich so aussah wie ich nun einmal aussah.

Ich lief an ihm vorbei und er hatte glücklich Weise immer noch die Hände an den Schläfen. Ich war schon kurz davor erleichtert auszuatmen, bis ich die tiefe Stimme hinter mir hörte:,,1,68?

,,Shit...Shit...Shit"

Ich lief mit schnellen Schritten weiter. Ich konnte einfach nicht mit ihm reden. ,,Hey 1,68, ich weiß ganz genau das du mich gehört hast" nahm ich nun wieder seine tiefe Stimme war. Nun blieb ich abrupt stehen. Ich hörte wie sich mir Schritte näherten und erst als ich eine starke Hand an meinem dürren Arm vernahm, die mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper ausbreitete, drehte ich mich langsam um.

Ich hatte das Gefühl ich würde jede Sekunde umkippen, als ich in diese treuen, dunklen Augen sah. Wir sahen uns kurz einfach nur an.

Er sah ziemlich fertig aus. Er hatte tiefe Schatten unter seinen Augen und seine Augen sahen verdächtig rot aus. Trotzdem war er der schönste Mensch den ich je gesehen hatte.

,,Ich habe nicht so gute Neuigkeiten für Evelyn...ich denke sie weiß noch gar nicht darüber Bescheid, was Jacob und ich für eine Aktion hinter uns haben..."

Evelyn

Jacob

Fuck

Ich riss die Augen auf. Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht. Jacob wusste davon noch Garnichts...Jesus Christus was soll ich nur tun??

Ayden sah mich kurz verwirrt an, weil ich in meiner Panik wahrscheinlich ein Ausdruck eines Psychos hatte.

Sein Gesichtsausdruck lockerte sich jedoch direkt zu einem entspannteren:,,komm ich lade dich zu einem Kaffee ein und erzähle dir alles" meinte er dann nun lächelnd und ich hatte das Gefühl ich muss mich aus dem nächsten Fenster stürzen.

Ich wollte ihm das mit Evelyn nicht erzählen. Ich konnte noch nicht darüber reden...alles was ich wollte war in mein Zimmer gehen und die Punkte auf meiner Bettdecke zählen...als ich jedoch in seine Augen sah war das einzige was ich sagen konnte ein:,,klar warum nicht?"

Ich Depp...

"Und Jacob hat es gerade so geschafft...die Chancen sahen nicht gut aus, aber er ist ein Walsh, wir beißen uns immer irgendwie durch" beendete er die krasseste Geschichte die ich jemals gehört hatte.

Wie die beiden ihre Geschwister aus der "Gefangenschaft" dieses schlimmen Menschen befreit hatten und Jacob dabei fast drauf gegangen war...

Und plötzlich wurde mir alles klar:

"Schwere Äußerliche Verletzungen, der Patient wurde von mehreren Männer zusammen geschlagen, wir haben nachdem die Polizei die Männer festgenommen haben, ihn bewusstlos vorgefunden. Er hat mehrere schwere offene Wunden, die Wahrscheinlichkeit auf eine innere Blutung ist hoch, genauso wie ein Schädel-Hirn-Trauma...wir haben ihn vor Ort einmal wiederbeleben müssen...sein Herzschlag ist bis jetzt aber stabil"

Das war Jacob...als der Notfall reinkam...

Ich sah Ayden mit einem geschockten Gesichtsausdruck an. ,,Ihr seid echt...verrückt..." brachte ich heraus. Ayden sah mich mit einem schiefen Lächeln an:,,ich weiß" lachte er dann leicht.

Ich lächelte auch ein wenig, bis mir einfiel was ich ihm nun zu erzählen hatte. Sofort fiel mein Lächeln und ich spürte wie meine Kehle von einem Kloß zugeschnürt wurde. Als Ayden sah, dass ich nicht mehr lächelte, sah er mich besorgt an. ,,Was ist los?" fragte er mich dann unsicher.

*Musik an*

Ich sah von meiner Kaffeetasse auf. Die Tränen die sich in meine Augen gebannt hatten, konnte ich beim besten willen nicht mehr zurückhalten. ,,Josh was ist los? Hab ich was falsches gesagt?" fragte Ayden nun sanft.

Ich schüttelte den Kopf. ,,Ich...ich habe dir etwas noch schlimmeres zu erzählen und ich weiß nicht wie ich das jemals Jacob sagen soll..." brachte ich zitternd heraus. ,,Was ist passiert?" fragte Ayden nun sehr vorsichtig. ,,Ich...ich weiß nicht wie es passiert ist...ich..." stotterte ich. Ich sah unsicher zu ihm auf und sah ihn nur durch meine Tränen verursachte, verschwommene Sicht.

,,E...Evelyn ist vor drei Tagen gestorben" schluchzte ich nun. Mein Blick prangte wieder auf meiner leeren Kaffeetasse. Ich schluchzte und die Tränen liefen mir wie ein Wasserfall über mein Gesicht. Ich musste erbärmlich aussehen.

Ich hätte alles von ihm erwartet. Das er mich nur schockiert ansieht. Das er mich anmotzt, wieso ich es ihm nicht schon früher erzählt hatte. Alles, außer das was er dann tat.

Ich spürte seine große Hand, wie diese sich auf meinen Rücken legte. Ich zuckte kurz zusammen, jedoch entfernte sich seine Hand nicht, sondern blieb sanft auf meinem Rücken liegen und strich behutsam auf und ab.

Ich sah ihn an, konnte aber nichts sagen. Ich sah ihn einfach nur an und er mich. In seinem Blick lag etwas so behutsames wie ich es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte.

Ich hatte nicht gedacht, dass es sowas geben würde. Aber dieser eine Mensch, den ich in meinem Leben drei Mal gesehen hatte, gab mir durch diese einzige Geste so viel Kraft wie es keiner bisher konnte.

Und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich das wirklich überstehen konnte. Das ich diesen schrecklichen Herzschmerz nicht für immer haben würde und das ich irgendwann wieder glücklich sein könnte...

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Hallo meine Lieben...bitte bringt mich nicht um...aber ich bin seid hundert Jahren auch mal wieder zurück. Gerade ist bei mir echt viel los und ich hatte einfach nicht die Zeit zu schreiben. Doch nun geht's weiter 😉 Ich hoffe ihr freut euch denn auch wenn es nun gerade sehr traurig ist, jetzt geht es richtig los mit Josh und Ayden. Vielen Dank, dass ihr trotz Pause immer so aktiv seid ❤️

3...2...1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt