Kapitel 15 - Überarbeitet

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Denn zu Zeiten der Not bedarf man seiner Verwandten.

-Johann Wolfgang von Goethe (gilt als einer der bedeutendsten Repräsentanten deutschsprachiger Dichtung)

»Es tut mir sehr leid, aber ich kann Ihnen keine weitere Informationen geben.«, hickst der Alpha vom Kranichrudel. Seit Stunden sind wir schon damit beschäftigt mehr Informationen aus dem Alpha heraus zu holen. Was uns bisher aber noch keinen Schritt näher an Jules Ferana gebracht hat. Alle Hinweise hatten darauf hin gedeutet, dass Jules Ferana hier einen Stützpunkt hatte und auch selber hier war, aber mehr auch nicht. Der Alpha weiß rein gar nichts und seine Gefährtin noch weniger. Sein vierjähriger Sohn kann uns auch nicht weiterhelfen. Kinder sehen viel mehr, aber wissen es meistens nicht zu zuordnen. Der Junge ist froh wieder mit seinem Vater vereint zu sein. Es erklärt wenigstens den Kühlen Empfang den Sergio hatte.

»Dann erkläre mir, wieso Ihr uns nicht darüber informiert habt, dass sie eure Gefährtin und euren Sohn hattet? Ihr habt uns an der Nase herum geführt und vor allem, habt Ihr nicht nur uns sondern auch euer Rudel in Gefahr gebracht.«, protestiert Lian aufgebracht. Seine Nerven sind überstrapaziert mit diesem Alpha. Alles was dieser Alpha tut ist flennen.

»Ich kann euch nicht mehr sagen als das was ich schon gesagt habe.«, räuspert der Alpha. »Sie haben meinen Sohn entführt, ich habe mich gewehrt. Sie haben meine Gefährtin entführt, ich habe mich ergeben. Meine Gefährtin hat euch schon alles erzählt was Sie weiß und dass, ist leider nicht viel.«

»Ich werde dieses Rudel beim König melden.«, seufzt Lian entmutigt. »Ihr werdet geprüft werden und euer Rudel wird unter Beobachtung stehen. Es kann nicht sein, dass Jules Ferana aus unseren eigenen Reihen Unterstützung kriegt. Wir haben im Stützpunkt nicht nur Wölfe gefunden. Wir könnten euch theoretisch als mitschuldigen ansehen und anklagen. Das würde der Tod für euch und euer ganzes Rudel bedeuten.«

»Das könnt Ihr nicht machen! Ich habe Jules Ferana nicht geholfen. Ich wurde von Ihm erpresst!«, feixt der Alpha vom Kranichrudel frustriert. »Ich würde Ihn nie helfen. Ich stehe vielleicht nicht hinter all den Plänen von unserem König, aber ich würde nie Hochverrat begehen.«

»Das habt Ihr aber schon und zwar als ihr uns nicht darüber informiert habt, dass Ihr von Jules Ferana erpresst wurdet. Wir können immer gerufen werden, egal wie unwichtig das Problem auch sein mag. Wir sind verpflichtet jeden Hilferuf zu folgen.«

»Das sagt Ihr so leicht, Alpha Lian.«, murrt der Alpha, geht sich durch die Haare und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Er schämt sich nicht einmal dafür, dass seine Wangen nass sind von seinen Tränen. »Ich liebe meine Gefährtin und meinen Sohn und war nicht bereit Ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Es war schon schlimm genug, dass ich Mitglieder von meinem Rudel verloren habe, Siebzehn Wölfe. Siebzehn Wölfe in jedem Alter. Jules Ferana ist es egal, wenn er für seine Überzeugung Morden muss. Er möchte eine Schreckensherrschaft, eine Monarchie errichten mit Ihm als König und euch als seine Krieger.«

»Ich bin genauso für mein Rudel verantwortlich wie ihr für eures. Jedoch würde ich nie, die gleiche Entscheidung treffen wie Ihr sie getroffen habt.«, meint Lian bevor er das Arbeitszimmer des Alphas verlässt. Der Unterschied zwischen den beiden Rudeln ist schon zu sehen. Obwohl beide Häuser ungefähr die gleiche Größe haben, beherbergt unseres bisher nur Sechzehn Wölfe und dieses fasst fünfzig. Es ist schon irritierend welche Vorteile das Kriegsrudel hat gegenüber andere, die für Ihr Überleben kämpfen. Aber der Alpha ist trotzdem eine lächerliche Gestalt. Er hat sich von uns einschüchtern lassen und dabei hat nur Lian die ganze Zeit geredet. Ich war bloß Wanddekoration und habe alles stumm beobachtet.

»Ist deine Gefährtin bereit uns zu begleiten?«, erkundigt Lian sich bei mir nachdem wir das Rudelhaus verlassen haben. Seine Laune ist immer noch im Keller. Diese Nutzlose Aktion hat uns auch nicht weiter geholfen. Weshalb hat er überhaupt die Hilfe vom Kranichrudel gebraucht? Es hat nicht wirklich etwas zu sagen am Königlichen Hof und auch keine weitreichende Verbindungen zu Hexen oder Vampire oder andere Gestaltwandler.

»Denke schon.«, flüstre ich während ich in Lians Pick-Up einsteige und mich anschnalle.

»Sehr tolle Antwort, damit kann ich richtig etwas mit anfangen.«, lacht Lian. »Redet ihr wenigstens mit einander oder muss jemand von uns helfen, dass Eis zu brechen? Du weißt, das wir dich gerne unterstützen.«

»Das werde ich sehr wohl alleine schaffen! Bisher hat auch nicht jede Idee von euch mir weiter geholfen.«, knurre ich und beobachte Lian aus den Augenwinkeln. Er trägt ein selbstgefälliges Lächeln auf den Lippen. »Was willst du wirklich wissen? Dir schwebt doch etwas anderes auf der Zunge. Sag schon!«, dränge ich meinem Alpha.

»Welchen Platz du in unserem Rudel einnehmen wirst.«

»Was willst du damit sagen?«, erkundige ich mich neugierig und drehe mich zu Lian um. Lian fängt an langsamer zu fahren während er sich seine Worte zurecht legt. Nachdenklich sieht er mich an.

»Jeder von uns hat seine Aufgaben. Ich weiß einfach noch nicht, welche deine sein soll. Die Frage ist aber auch, was dir Spaß macht und was deine Seele alles vertragen kann.«, begründet Lian skeptisch, seinen Blick und beobachtet mich trotzdem weiter.

»Meine Seele hat so einiges vertragen.«

»Das werde ich auch nicht abstreiten, niemals.«, verspricht Lian mir mit fester Stimme. »Jedoch ist die Frage, ob du deine Seele weiter belasten willst? Willst du weiterhin schreiend aufwachen oder es hinter dir lassen? Heath hier geht es um deine Zukunft, die du selber gestalten kannst. Ich werde dir dabei nicht im Weg sein, nur du dir selbst. Also denke einfach darüber nach. Ich verlange nicht sofort eine Antwort. Hinweise sind genug. Ich weiß doch wie schwer so eine Entscheidung sein kann und werde dich daher nicht bitten dich zu beeilen.«

»Werde ich tun.«, verspreche ich meinem Alpha. »Aber ich möchte erst die Probleme zwischen meiner Gefährtin und mir beilegen, dass wird natürlich seine Zeit in Anspruch nehmen.«

»Das kommt nur weil Ihr beide so stur seid«, lacht Lian während er wieder beschleunigt. »Vielleicht solltet ihr das so wie Roscoe und Theresa machen. Ein paar Dates, fahrt übers Wochenende Weg. Irgendwie so etwas.«

»Das hat mir schon jemand gesagt.«, murre ich genervt. Die haben alle die gleiche Idee. Als ob es so einfach ist. Ein Date hier und da, und alles ist in Ordnung? Ich glaube kaum, dass Joana sich damit zufrieden gibt und werde ich mich damit überhaupt zufrieden geben? Wir werden ein Zimmer teilen und sie hat sich immer noch nicht von ihrem Clan getrennt. Sie gibt sich die Schuld über dass, was geschehen ist. Wir brauchten beide eine Therapie. Vorschläge sind immer so leicht gesagt.

»Ach wirklich? Wer?«

»Sergio.«

»Ja, Sergio hat eine romantische Ader, nicht dass man das erwartet.«, erzählt Lian als er den Wagen anhält und neben Sergios Auto parkt. »Weißt du Heath, du solltest dir einen anderen Wagen anschaffen. Vielleicht nicht einen wie Sergio, so eine Familienkutsche sondern wie Ellias oder Keith und Luca. Dein Wagen fällt ja aus einander.«

»Ich finde keinen Gefallen daran gefangen zu sein in einem Käfig.«, meine ich skeptisch als ich aufs Armaturenbrett klopfe.

»Das weiß ich. Sergio hat mir erzählt wie die Hinfahrt war, deswegen habe ich ja auch mir dir geredet und ruhige Musik eingestellt. Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich auf Klassik stehe oder?«, beichtet Lian mir.

»Woher soll ich das wissen? So etwas interessiert mich nicht, Lian. Ich muss nicht alles über dich wissen und das will ich auch gar nicht. Manche Angelegenheiten bleiben lieber geheim.«

»Das sagst du jetzt!«, zwitschert Lian mit einem dämlichen grinsen bevor er ernst hinzufügt: »Pack schon mal deine Tasche und sag deiner Gefährtin Bescheid. Wir reisen nämlich ab.«


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Freitag, der 9 April 2021

(Sonntag, der 1 Dezember 2019)

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