"Hast du deine Biographie gelernt?", fragt mich mein Vater streng, als wir am nächsten Morgen durch die langen, unterirdischen Tunnel laufen.
"Aber klar doch", grinse ich.
"Ich bin gespannt."
"Ich bin Austauschschülerin aus der Schweiz und möchte mein Deutsch verbessern. Meine Mutter ist Französin und mein Vater Portugiese und wir wohnen im italienischen Teil der Schweiz. Außerdem haben meine Eltern sich überlegt, ohne mich in den Urlaub zu fahren und es kam ihnen gelegen, mich dafür wegzuschicken."
"Gut, Saphira." Anerkennend nickt er.
Wir kommen zu einem der Aufzüge, welche wir benutzen, um von der Erdoberfläche zur Unterwelt zu gelangen oder andersherum.
Wobei wir der falsche Ausdruck ist... schließlich durfte ich bis jetzt ja noch nicht an die Erdoberfläche. Ich weiß genau, wie alles aussieht und funktioniert, doch man hat mir immer alles nur theoretisch beigebracht. Kein Wunder, dass ich mal ins echte Leben will, oder?
"Du wirst die Friedrich-Pfeiffer-Schule besuchen und bei der Familie Steinmann leben. Sie haben eine Tochter in deinem Alter, Frida, und ältere Zwillinge, Max und Melinda. Die Eltern sind Maria und Heino." Mein Vater tippt einen Zahlencode neben den Türen des Aufzugs ein, bevor diese aufgehen. Dann dreht er sich zu mir. "Du kennst deine Aufgabe, Saphira", sagt er und nickt zum Aufzug. "Ich hoffe du weißt, was du dir da eingebrockt hast."
"Wow, danke für diese aufmunternden Worte, Vater", kommentiere ich sarkastisch und steige in den Aufzug.
"Brauchst du nicht, so sicher wie du mit dir selbst scheinst", antwortet er knapp und tippt wieder einen Zahlencode ein, bevor er mir in die Augen sieht. "Du bist meine Tochter. Das wertvollste, was ich habe, Saphira, vergiss' das nicht." Dann schließen sich die Türen und der Aufzug setzt sich in Bewegung.
Wow, das ist das netteste, was ich von meinem Vater bis jetzt jemals gehört habe. Glaubt mir, das muss was heißen, denn selbst zu seiner Tochter ist er immer schon kalt und herzlos.
Schneller als ich es erwarte, bleibt der Aufzug stehen. Ich atme durch und die Türen öffnen sich. Sofort kneife ich meine Augen zusammen, als das grelle Sonnenlicht auf mich scheint. Warm prickelt es auf meiner Haut und ich atme tief die frische Erdenluft ein.
Ich trete aus dem Aufzug, welcher sofort seine Türen schließt und wieder verschwindet. Ich sehe mich um. Kaum jemand ist auf den Straßen zu sehen und die paar, die mich misstrauisch mustern, als sie am Schulhof vorbeilaufen, sind auch nicht mehr die frischesten.
Plötzlich vibriert das Handy, welches ich sofort aus der Tasche meiner Lederjacke hole.
Du kennst die Regeln.
Sei schön böse.
Ich verdrehe meine Augen und stecke es wieder weg, um mich dann auf den Weg in die Schule zu machen. Diese ist kaum zu übersehen. Ein großes Gebäude gebaut aus roten Backsteinen und ein überdimensionales Schild mit dem Namen der Schule.
Ich seufze und gehe auf den Eingang zu. Ich habe keinerlei Informationen zu irgendetwas, weswegen ich einfach das Sekretariat suche und mich dort melde.
"Guten Morgen, Liebes", lächelt mich eine junge, blonde Sekretärin an. Die ist ja widerlich nett. "Wie kann ich dir helfen?"
Ich stütze mich auf die Anhöhe, hinter welcher die Frau sitzt, und ziehe die Augenbrauen hoch. "Ich bin neu und habe keine Ahnung, wo ich hin muss."
"Oh! Aber sicher doch! Wie war noch gleich dein Name?"
"Saphira."
"Und weiter?" Sie sucht in ihren Unterlagen und bevor ich ihr antworten kann, strahlt sich mich an. "Hab's schon! Saphira Rosabella Flaga?" Sie schaut auf die Dokumente und runzelt die Stirn. "Morgenstern?" Sie hebt den Blick. "Schöner Name!" Ich zwinge mir ein Lächeln auf und entnehme ihr die Zettel, die sie mir hinhält.
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Teufels Tochter
Teen FictionTeufel können sich nicht verlieben. Teufel sollen sich nicht verlieben. Teufel dürfen sich nicht verlieben. Doch was passiert, wenn sie es doch tun? Saphira, die Tochter des Teufels, fühlt sich endlich bereit die Unterwelt zu verlassen. Sie will...