Als ich langsam meine Augen aufmache, muss ich mich erstmal orientieren.
Ach ja, ich bin Jennys Zimmer, weil mein Vater sie gestern zum Dämon machen wollte und meine Mutter dann aufgetaucht ist und sie angeblich gerettet hat.
Ich setze mich auf und reibe mir über die Augen.
Als ich meinem Vater vorgeschlagen hatte, in das blöde Kaff geschickt zu werden, um teuflisches Chaos anzurichten, hatte ich etwas ganz anderes im Sinn. Jetzt gab es auch teuflisches Chaos, aber das war nicht das, worauf ich hingezielt hatte.
Mit verschlafenen Augen sehe ich mich im Zimmer um. Keine Jenny.
"Scheiße", murmle ich und schlage die dünne Decke von mir, welche ich gestern über Jenny ausgebreitet hatte. Kurz betrachte ich mich in ihrem Spiegel, richte meine Haare etwas und gehe dann auf die Suche.
Als ich an der Treppe vorbeigehe, höre ich von unten Stimmen. Ich tapse also hinunter und folge dem Lachen, welches direkt ein wohliges Feuer in mir entflammt.
Im Wohnzimmer sitzt Jenny mit ihrer Mutter auf dem Sofa. Auf dem Schoß haben sie ein Tablet, auf dem irgendein Video läuft. Sobald ich hinter ihnen stehe sehe ich, dass es die Nachrichten sind.
"...germeister letzte Nacht mit einer tiefen Schnittwunde bewusstlos aufgefunden worden ist. Die Polizei ist dabei genaueres zu ermitteln, bis dahin bitte ich Sie, keine falschen Gerüchte zu glauben und zu verbreiten."
"Das ist ja schrecklich", meint Jennys Mutter. Ihre wilden Locken hat sie in einem schnellen Zopf zusammengebunden und ihre schiefe Brille sitzt vorne auf der Nasenspitze.
Auch Jennys Lachen von vorhin erscheint mir bei ihrem Ausdruck nun wie ein Traum. Sie klappt die Hülle des Tablets zu und schüttelt leicht den Kopf. "Erst der Skandal mit der Affäre und jetzt das...langsam glaube ich, irgendwer hat's auf ihn abgesehen."
Ihre Stimme.
Sie klingt noch immer wie Jenny, keine Frage, aber dennoch ist sie anders. Sanfter, lieblicher, engelsgleicher.
"Kann ich mit dir reden?", frage ich dann einfach. Sofort drehen sich die beiden erschrocken um.
"Saphira!" Jennys Mutter legt eine Hand an ihr Herz. "Du hast mich aber erschreckt!"
Mein Blick gilt nur Jenny, welche nickt und schließlich aufsteht. Das Tablet gibt sie ihrer Mutter und zusammen gehen wir wieder hoch in ihr Zimmer.
Sobald ihre Tür zu ist, drehe ich mich zu ihr. Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände und betrachte sie genau. Scheint alles wie immer zu sein. Ihre schönen blauen Augen strahlen heller denn je, mustern mich allerdings ein wenig verwirrt.
"Mir geht es gut, Saphira", beteuert sie und nimmt meine Hände runter, um unsere Finger ineinander zu verschränken. "Die Frage ist, ob bei dir alles in Ordnung ist."
"An was kannst du dich erinnern?", frage ich dann, ohne auf sie einzugehen.
Kurz leckt sie sich über die Lippen, bis sie mit den Schultern zuckt. "Meinst du den Part, wo du mir gesagt hast, du bist die Tochter des Teufels oder den Part, wo deine Mutter mich zum Engel gemacht hat, damit ich durch deinen Vater kein Dämon werde?"
"Himmlisches Wesen", korrigiere ich sie.
"Was?" Verwirrt runzelt sie die Stirn.
"Du bist bloß ein himmlisches Wesen, aber kein Engel laut meiner Mutter."
"Mhm, weil's das auch besser macht." Sie verdreht spielerisch die Augen.
"Jetzt mal ehrlich, das war ganz schön viel auf einmal...hast du irgendwelche Fragen oder so?" Unsicher, was ich ihr überhaupt für Antworten geben kann, hebe ich die Augenbrauen.
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Teufels Tochter
Fiksi RemajaTeufel können sich nicht verlieben. Teufel sollen sich nicht verlieben. Teufel dürfen sich nicht verlieben. Doch was passiert, wenn sie es doch tun? Saphira, die Tochter des Teufels, fühlt sich endlich bereit die Unterwelt zu verlassen. Sie will...