11 - In höllischen Schwierigkeiten

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Als wir uns dem Gartenzaun nähern, werden wir von Adrian, Jonas' Kumpel, gesichtet. Er kommt grinsend auf uns zu, um uns zu begrüßen.

"Hey, Frida! Hey, Saphira!", nickt er uns zu. Sein Blick bleibt bei Frida hängen. "Hätte nicht gedacht, dass du kommst, wenn ich ehrlich bin." Er nimmt einen Schluck aus seinem Becher und ich sehe Fridas Wangen erröten.

"Tja, in jedem steckt ein kleiner Partyteufel", zucke ich mit den Schultern und stupse Frida an, die bloß nickt.

"Find ich echt cool!", grinst Adrian anerkennend. "Hey, Jonas ist gerade drinnen, um sich etwas zu trinken zu holen. Wollt ihr auch was?"

"Gern", antworte ich für uns beide, bevor Frida die Chance hat es zu verneinen.

"Dann kommt mal mit." Er bedeutet uns ihm zu folgen und macht sich dann auf den Weg über die Terrasse ins Haus. Wir landen in einem großen, offenen Wohnzimmer mit hellen Möbeln. Ein paar Jugendliche sitzen auf den Sofas und unterhalten sich, während aus der Stereoanlage neben dem Fernseher Musik dröhnt.

Wir durchqueren das Wohnzimmer und gelangen in die Küche. Hier stehen viele Becher und Flaschen rum, aber auch ein paar Schüsseln mit Snacks sind zu finden. Teilweise schon leer.

"Hey!" Jonas sieht uns sofort und kommt strahlend auf uns zu. Er schaut zu Frida. "Ich freu mich, dass du kommen konntest, Frida!"

Ein schüchternes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Mein Blick gleitet zu ihrem Outfit, doch sie versteckt das Kleid tatsächlich noch immer mit ihrer Jeansjacke.

"Es ist ziemlich warm hier", sage ich demonstrativ und ziehe meine Lederjacke aus. "Oder nicht, Frida?" Ich hebe meine Augenbrauen, doch sie zieht sich die Jacke nur enger um sich.

"Wow", pfeift Adrian. "Siehst echt gut aus, Saphira."

"Dankeschön", grinse ich ihn an. Dann drehe ich mich zu Frida. "Na komm, ich bringe unsere Jacken weg, dann brauchen wir nicht beide laufen."

"N-Nein danke, ich behalte meine noch etwas...es ist ein wenig frisch und es zieht so."

"Dir wird schnell warm, glaub mir", lächelt Jonas sie an und zwinkert verführerisch.

Wow, ich hätte ihm mehr Geld bieten sollen. Wer weiß, was für Mittel er dann verwendet hätte.

"Frida", sage ich mit Nachdruck. Ich starre sie streng an und sie versucht meinem Blick standzuhalten, doch ich habe nicht umsonst all die Jahre mit meinem Vater geübt.

Nach wenigen Sekunden seufzt sie und sieht von mir weg. Zufrieden grinse ich und strecke meine Hand nach der Jacke aus. Langsam beginnt sie diese auszuziehen. Ihre Augen sind die ganze Zeit auf den Boden gerichtet und ihre Wangen werden immer röter.

"Wow", haucht Jonas, als sie mir endlich die Jacke übergibt. "D-Du siehst echt hübsch aus, Frida."

Erschrocken sieht sie zu Jonas hoch. Ihr Gesicht ist fast so rot wie mein Lippenstift und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Sie hat's voll erwischt. Sterbliche sind so einfach zu manipulieren.

"Ich gehe die Jacken mal wegbringen", kündige ich an. "Adrian? Möchtest du mir vielleicht zeigen, wo die Garderobe ist?"

"Klar", sagt er sofort, als er versteht, worauf ich anspiele. Mit einem letzten aufmunternden Blick an Frida gerichtet quetsche ich mich mit Adrian aus der Küche.

"Da vorne ist Lukas. Den kannst du wegen der Garderobe fragen, ist ja schließlich sein Haus. Ich weiß leider nicht, wo du die lassen kannst, ohne dass die jemand mitnimmt." Er zuckt entschuldigend mit den Schultern.

"Schon okay", winke ich ab. Er verabschiedet sich von mir und geht wieder nach draußen zu seinen Kumpels, mit denen er zu Beginn am reden war.

Mein Blick schweift nun hinüber zu Lukas. Als ich feststelle, dass er mit Lea und Jenny redet, stockt mir der Atem. Lea trägt ein kurzes, rotes Kleid mit ihrem großen Selbstbewusstsein, das sie gerne an den Tag legt. Jenny hingegen trägt einen weißen Lederrock, welcher mit einem Reißverschluss überzogen ist, der von ihrer linken Hüfte quer nach unten rechts verläuft. Dazu trägt sie ein dunkelrotes Top und ihre schwarzen, offenen Haare fallen ihr leicht wellig über die Schultern. Sie trägt ihre Haare sonst nie wellig...und auch ohne ihre Mütze sieht sie unverwechselbar aus.

Sie lacht über etwas, das Lea gerade gesagt hat. Das Brennen an meinem Handgelenk habe ich längst ausgeblendet. Dafür sind ihre Augen viel zu blau, viel zu schön.

Auf einmal dreht Jenny ihren Kopf in meine Richtung. Sobald ihre Augen auf meine treffen, scheint mir mein Handgelenk wegzuschmelzen. Jennys Augen leuchten kurz auf, bevor sie die Stirn runzelt und mich fragend ansieht. Ich zucke mit den Schultern, woraufhin sie seufzt, ihren Becher ext, ihn Lukas in die Hand drückt und auf mich zugelaufen kommt. Lea und Lukas sehen ihr verwirrt nach, doch ich habe nur Augen für Jenny. Ihr Blick ist die ganze Zeit auf mich fixiert und zieht mich ihn seinen Bann, weshalb ich gar nicht merke, dass sie plötzlich vor mir steht.

"Hey", sagt sie.

"Hey", antworte ich.

"Du bist wieder gesund", stellt sie fest und ich zucke nur mit den Schultern. Ihr Blick schweift zu den Jacken auf meinem Arm, dann zu meinem Kleid und letztendlich wieder in mein Gesicht. "Ich kann dir zeigen, wo du die hinbringen kannst."

"Wäre cool", nicke ich.

"Komm mit." Sie bedeutet mir ihr zu folgen und geht dann los. Wir bahnen uns einen Weg durch die vielen Gäste, bis wir zu einer Treppe gelangen. Wir gehen diese hoch und landen in einem ordentlichen, ebenfalls hellen Flur, welcher mit einem hellblauen Teppich ausgelegt ist.

Jenny führt mich an den weißen Wänden vorbei und biegt kurz vor Ende des Flures in ein Zimmer. Es ist hell gestrichen und sieht ziemlich unbewohnt aus. Auf dem Bett liegen bereits ein paar Jacken.

"Du kannst die Jacken dort aufs Bett legen. Hier wird keiner hinkommen", erklärt Jenny. Ich nicke und trete näher ans Bett. Ich lege Fridas und meine Jacke neben die anderen, bevor ich mich wieder umdrehe. Jenny und ich stehen still gegenüber und tauschen lediglich Blicke aus.

Mein Armband ist unerträglich. Ich würde am liebsten meine ganze Hand abschlagen, nur damit ich es endlich los bin. Das Kribbeln, das Brennen, der unerträgliche Schmerz. Es erinnert mich jedes Mal daran, dass das hier nicht richtig ist...doch zur Hölle fühlt es sich richtig an. Ich weiß, ich darf es nicht tun. Aber ich weiß, ich brauche es.

Mit wenigen Schritten bin ich bei Jenny, umfasse ihr Gesicht mit meinen Händen und drücke meine Lippen auf ihre. Sie zögert keine Sekunde und erwidert den Kuss. Dabei fährt sie mit ihren Händen in meine Haare und zieht leicht an diesen. Ein wohliger Seufzer verlässt meine Kehle, was sie grinsen lässt.

Als uns die Luft ausgeht, küsse ich mich von ihrem Mund, über ihre Wange an ihrem Kiefer entlang. Ich streiche ihre Haare von der Schulter und lege ihre wunderschöne, nackte Haut frei. Sanft verteile ich Küsse auf ihrem Schlüsselbein und nähere mich ihrer Halsbeuge. Als Jenny an einer bestimmten Stelle nach Luft schnappt weiß ich, dass es die Richtige ist. Ich sauge und beiße leicht in ihre Haut. Jenny stöhnt leise auf und nun bin ich diejenige, die grinst.

"Saphira", haucht sie. Ich küsse mich wieder nach oben zu ihrem Mund und lege meine Lippen wieder auf ihre weichen, vollen, wundervollen Lippen. Sie zieht mich näher an sich und vertieft den Kuss, bevor wir uns schweratmend voneinander lösen. Jennys Augen treffen auf meine. "Saphira", atmet sie schwer. "W-Was-"

"Ich weiß es nicht", unterbreche ich sie und trete schweren Herzens ein paar Schritte zurück. Ich sehe auf mein Armband, in welchem das Feuer verrückt spielt. Es jagt einen Schmerzenstoß nach dem anderen durch meinen Körper. Sie werden mir jetzt erst wirklich bewusst. Zuvor war ich zu sehr auf Jenny konzentriert und von ihr abgelenkt, um den Schmerz zu spüren.

Ich fasse mit meiner Hand um das Armband und sacke auf die Knie. Der Schmerz wird immer stärker. Es sind keine einfachen Schmerzenstöße mehr, um mich daran zu erinnern, dass ich nicht kaltblütig genug bin. Es zeigt mir an, wie sehr ich in Schwierigkeiten stecke und dass ich da so schnell nicht mehr raus kommen werde.

Teufels TochterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt