Das Mädchen, das im Asphalt verschwand

#3

Also nochmal zum Mitschreiben: Ein Mädchen riss mir mein Handy aus der Hand, rannte damit auf die befahrene Straße und war jetzt weg.
Ein normaler Mensch wäre von einem Auto erfasst worden und wäre jetzt wahrscheinlich tot. Aber von ihr war keine Spur mehr war zu sehen.
Langsam kam ich wieder zu mir und schaute mich um. Niemand schien diese Aktion mitbekommen zu haben. Alles war wie immer. Ein paar Schulkinder liefen auf dem einen Gehweg, dahinter eine ältere Frau und auf der anderen Straßenseite ein Ehepaar. Mehr war nicht los.
Nur schaute mich die ältere Dame an, als ob ich einen Geist gesehen hätte.
Es muss ziemlich komisch ausgesehen haben, wie ich da so dastand, mit aufgerissen Augen und aufstehendem Mund. Ich guckte die Frau fragend an und fragte sie: "Was denn?". Sie warf nur einen kurzen bösen Blick auf mich und ging weiter.

Ich dachte mir: "Ja gut, das Mädchen ist weg. Einfach weg. Aber ich kenne sie ja nicht und eigentlich könnte es mir auch egal sein, wo sie jetzt ist!". Das war es mir aber nicht.
Ich erinnerte mich an ihre gelben Augen. An ihren Blick, wie sie mich ansah. Ein Blick voller Furcht und Angst und doch so stark und unzerstörbar. Und dann ihre Haare. Blau. Aber sie sahen nicht wirklich gefärbt aus. Eher natürlichblau.
Was dachte ich da bloß! Sehr witzig! Klar, hab ich auch schon mal jemanden mit natürlichblauen Haaren gesehen. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.

Tja, und was sollte ich jetzt machen? Wahrscheinlich genauso weiterleben wie vorher.
Ich beschloss, in die Stadt zu gehen. Vielleicht in ein paar Läden zu schauen.
Gerade wollte ich mein iPhone samt Kopfhörer aus meiner Jackentasche holen und musste mich leider enttäuschen. Musikhören ging jetzt schlecht, da ja eine gewisse Unbekannte mein Handy gestohlen hatte! Mir wurde jetzt erst bewusst, dass sie ja mit meinem iPhone verschwunden war. "So ein Mist aber auch!", dachte ich mir. Sollte ich sie anzeigen wegen Diebstahl? Ich meine, sollte ich der Polizei beschreiben, wie sie aussah? Haarfarbe: blauschimmernd, aber nicht gefärbt, sondern eher ein natürliches Blau. Wissen sie, wie ich meine?
Augenfarbe: gelbe, leuchtende Augen, die an einen Werwolf oder ähnliches erinnerten.
Ich beschloss erstmal, den Kopf frei zu bekommen und bemerkte, dass ich immer noch an derselben Stelle stand.
"Ähm, willst du heute noch gehen oder weiter das graue Haus dort drüben anstarren?", fragte mich ein Junge. 15 oder 16, schätzte ich. "Ich... äh, ja!", stotterte ich und blinzelte ihn vernommen an. Ihm dauerte das anscheinend zu lange. Er zuckte nur mit den Schultern und lief mit einem schnellen Schritt auf die andere Seite.
Ich starrte ihm hinterher und kam endlich mal auf die glorreiche Idee, auch mal loszulaufen.
Ich setzte meinen rechten Fuß auf den Asphalt und wollte weitergehen, aber der Boden unter mir gab plötzlich nach.
Es fühlte sich an, als ob ich ins Leere getreten hätte. Ich fiel. Um mich herum verschwand alles.
Ich fiel lange und wusste nicht, was als nächstes auf mich zukam.