19. Kapitel

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H O P E

»Adam« Tessas Stimme ließ mich zusammenzucken. Für einen Moment war ich vollkommen in einer anderen Welt versunken, in eine Welt, in der es Hoffnung auf ein "uns" gab.

Tessa stolzierte auf uns zu, umklammerte Adams Arm und drückte ihre Lippen auf seine Wangen. Ich schluckte bei diesem Anblick. Adam sah mich unwohl fühlend an. Ihm schien es unangenehm zu sein, vor meinen Augen mit Tessa das verliebte Pärchen zu geben. Mein Herz schmerzte. Diese kleine Annäherung zwischen den beiden führte mich wieder einmal auf den Boden der Tatsachen zurück: Adam war an eine andere Frau vergeben. Für uns gab es keine Zukunft mehr. Aber was bedeutete dann dieser Blick, mit dem er mich noch vor ein paar Sekunden angesehen hatte, als wäre nie etwas oder jemand zwischen uns gekommen und hätte uns auseinandergerissen?

Ich vermisste seine Hand auf meiner Wange. Ich spürte noch immer das Prickeln und dieses wohlige Gefühl, das ich all die Jahre vermisst hatte. Alles hatte sich für einen winzigen Moment wie damals angefühlt. Aber es war nicht wie damals.

Derek tauchte neben uns auf und brachte ein noch viel größeres Chaos in meinem Inneren mit sich. In Adams Anwesenheit fühlte sich unsere Beziehung keineswegs real, eher wie ein Scherz an. Ich musste innerlich auflachen, wenn ich daran dachte, wirklich geglaubt zu haben, ihn genauso wie Adam lieben zu können. Aber wollte ich diese Beziehung aufgeben, wenn ich mir doch bewusst war, dass es für Adam und mich keine Zukunft gab? Selbst wenn Adam ebenfalls Gefühle für mich hegen sollte, wäre es der richtige Weg? Oder war unsere Beziehung nicht zum Scheitern verurteilt?

Dereks Hand streifte für eine klitzekleine Sekunde meine Finger und ich zuckte bei dieser Berührung wie vorhin im Restaurant, als seine Hand auf meinem Rücken ruhte, zusammen. Auch wenn ich seine Nähe und seine Berührungen immer genossen hatte, fühlte ich mich in Adams Nähe dabei mehr als unwohl. Ich wollte von ihm nicht berührt werden, wenn er dabei zusehen konnte.

Ich spürte Adams stechenden Blick auf mir ruhen, doch ich brachte es nicht übers Herz, diesem Blick zu entgegen. Stattdessen führte ich mir immer wieder vor Augen, wie falsch das Ganze war. Ich sollte nicht länger an diese alte Liebe denken und ihr nachtrauern, so hart das auch klingen mag. Wir hatten unsere Chance gehabt, doch hatten sie nach ein paar Problemen weggeworfen, als wäre sie uns gar nicht so viel wert. Als würden wir unser Glück auch in einem anderen Menschen finden. Und bei Adam schien das tatsächlich funktioniert zu haben. Warum sonst sollte er um Tessas Hand angehalten haben?

Derek und Adam schüttelten die Hände, dann wandte sich dieser an Tessa und Adam und ich standen einander gegenüber. Es war verzwickt, denn keiner wusste so recht, mit dem anderen umzugehen. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, bevor ich einen schweren Schritt wagen musste. Es war nicht leicht, diese Worte über meine Lippen zu bringen, denn ich wusste, welche Bedeutung dahinter steckte.

»Machs gut Adam« flüsterte ich heiser und hoffte, nicht allzu verletzlich zu klingen. Ich hielt ihm meine Hand entgegen und spürte diese Wärme, die von ihm ausging. Das Kribbeln verweilte zuerst auf meiner Hand, bevor es meinen Arm entlang wanderte und sich anschließend auf meinem gesamten Körper ausbreitete. Am liebsten hätte ich seine Hand nie wieder losgelassen, doch ich durfte mich nicht länger in diesen Bann ziehen lassen. Ich musste vergessen, Gefühle verdrängen und nach vorne schauen. So sehr es auch schmerzte. Also zog ich meine Hand schnell zurück.

Mein Herz zerbrach, als ich Adam den Rücken zukehrte und Abstand nahm. Ich wollte diesen Abschied, diesen endgültigen Abschied, nicht, aber es war besser so. Für unsere beiden Herzen.

• • •

Bei Derek zuhause wusste ich nicht so recht, wie ich mich verhalten sollte. Am liebsten wäre ich direkt zu mir nach Hause gegangen, den restlichen Abend ohne Derek verbringend, um über alles, was heute geschehen war, nachzudenken. Doch Derek wollte mit mir noch etwas Wichtiges besprechen und ich wollte ihm auch nicht das Gefühl geben, anders und abweisend ihm gegenüber zu sein. Das hatte er nicht verdient.

Adam & HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt