21. Kapitel

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H O P E

Tage, Stunden, Minuten sind vergangen, in denen ich einen Entschluss gefasst hatte. Ich würde Adam nun endgültig vergessen. Ich würde all meine Gefühle für ihn verdrängen, bis es zu schmerzen aufhören würde. Ich musste mich endlich von ihm loslösen, denn ich wollte nicht weiter einer Liebe hinterhertrauern, die längst verloren war.

In den letzten Tagen versuchte ich mich auf das Zusammenziehen mit Derek zu freuen. Und mit jeder Stunde, die wir gemeinsam verbrachten und mit der der Abend mit Adam länger her ist, fiel es mir auch erheblich leichter. Es kehrte langsam der Alltag zurück.

In der Firma war alles wie immer. Stella spielte ihr perfektes Theater vor mir, Cole und ich verbrachten gemeinsam die Mittagspause in einem chinesischen Schnellrestaurant und tauschten uns über unser Leben aus. Dabei verschwieg ich ihm natürlich von dem neuen Mann an meiner Seite, spielte ihm die Single-Dame vor, die glücklich damit war. Er erzählte, dass er schon längere Zeit damit haderte, Stella auf ein Date einzuladen. Mir fiel es schwer, ihm nicht einzutrichtern, was für eine falsche Schlange sie war, denn letztendlich musste er sich selbst ein Bild von ihr machen. Und wer weiß, vielleicht würde sie eines Tages anders werden und die beiden lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.

Derek und ich versuchten jede freie Minute zu zweit in seinem Büro zu verbringen. Und auch sonst wollte er mir so nahe wie möglich sein. Jede Fahrstuhlfahrt und jedes Kaffeekochen in der Küche ist deshalb eine riesige Überwindung, nicht sofort über ihn herzufallen und ihn auf der Stelle zu küssen.

Wie gesagt, es war alles wie immer. Bis auf die Momente, die ich alleine in meinem Büro verbrachte. Ich erwischte mich immer wieder, wie ich an Adam und an diesen einen Abend, der alles in meinem Inneren aufgewühlt hatte, dachte. Einmal, da tippte ich sogar seinen Namen in der Google-Leiste ein und durchstöberte Fotos und Artikel über ihn als neuer Geschäftsführer der Firma seines Vaters. Auch der Artikel einer Klatschzeitschrift blieb nicht unbemerkt, in der es um die Verlobung mit Tessa ging. Das Foto von den beiden brachte mich beinahe zum Weinen, doch bevor es dazu kommen konnte, klappte ich schnell den Laptop zu.

Es klopfte an der Tür und Derek schlüpfte in den Raum. Ein flüchtiger Kuss, dann ließ er sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen.

»Was gibt's?« fragte ich und versuchte mich wieder zu sortieren. Ich verbannte Adam aus meinem Kopf und schenkte Derek ein kleines Lächeln.

»Ich dachte, wir könnten heute früher gehen und die Kartons packen« Augenblicklich erinnerte ich mich wieder an den Vorsatz, meine Sachen in seine Wohnung zu bringen. Ich schob es die ganze Zeit auf, zum einen, weil Adam mich mit seinem plötzlichen Auftauchen aus dem Konzept gebracht hatte und seitdem in meinem Kopf herumspukte, und zum anderen, weil ich mir erst im Klaren werden wollte, was ich in meinem Leben wollte. Aber die Entscheidung war endlich getroffen und so gab es auch keinen Grund mehr, Kartons packen auf einen anderen Tag zu verschieben, wenn heute genügend Zeit dafür blieb.

»Klar, warum nicht?« antwortete ich ihm also und entlockte ihm damit ein Lächeln. Er stand von seinem Platz auf und lief langsam auf mich zu. Als er dann vor mir stand, beugte er sich zu mir nach unten und hauchte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen. Seine Lippen waren so unglaublich weich und sanft. Ich schloss die Augen und genoss diese kleine Berührung, die leider viel zu schnell endete.

»Ich freu mich schon drauf« murmelte er und küsste mich ein weiteres Mal.

»Ich mich auch« Das tat ich wirklich. Vielleicht wirkte es immer so, als täte ich dies nur, um ihn nicht zu enttäuschen und zu verlieren, und vielleicht brauchte ich auch erst ein paar Tage, um darüber nachzudenken, ob es das war, was ich auch in meinem Leben wollte, aber jetzt war ich mir umso sicherer. Ich hatte mich für Derek entschieden. Ich wollte, dass es zwischen uns ernster wird. Ich wollte nicht nur eine Affäre bleiben, sondern die Frau an seiner Seite werden. Auch wenn das bedeutete, diese Geheimnistuerei dafür aufgeben zu müssen und mich meiner größten Angst zu stellen.

Adam & HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt